Angespannte Lage in der ukrainischen Hauptstadt KiewWährend im Osten die Ukraine Schwere Abwehrkämpfe dauern an, Präsident Wolodymyr Selenskyj (46) appellierte erneut an die westlichen Partner, ihre Versprechen gegenüber seinem Land einzuhalten. Ein ukrainischer „Siegesplan“ soll nun eine Wende bringen.
Auf der Europäischen Sicherheitskonferenz in Jalta in Kiew sagte der Präsident: „Wir sind unseren Partnern dankbar. Aber wir brauchen Pakete. Komplette Pakete.“ Damit meinte er Militärhilfepakete westlicher Staaten, die nur teilweise oder mit vielen Monaten Verspätung geliefert wurden.
Von den mehr als 60 versprochenen F-16-Kampfflugzeugen sind bislang nur sechs in der Ukraine eingetroffen. Von 400 schwer gepanzerten Fahrzeugen aus Deutschland, die seit Jahresbeginn an die Ukraine geliefert werden sollten, fehlt weiterhin jede Spur.
Militärexperte Nico Lange vom Centrum für Europäische Politik bestätigt: „Viele Partner kündigen immer wieder Lieferungen an und werden dafür gefeiert. Aber diese Lieferungen kommen hier gar nicht an. Oder nur langsam. Und wenn die Patriot-Systeme immer wieder erwähnt werden, aber nicht hier sind, dann sterben Menschen.“
Mittlerweile fragen sich immer mehr Menschen: Kann die Ukraine diesen Krieg noch gewinnen?
Die Antwort aus Regierungskreisen in Kiew: Ja, das kann es. Allerdings nur, wenn auch der Westen die ukrainische Strategie unterstützt.
Zu diesem Zweck wird Selenskyj in den nächsten Wochen in die USA reisen und US-Präsident Joe Biden sowie den Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump seine Strategie vorstellen.
Dazu gehört nach BILD-Informationen sowohl die Forderung, westliche Langstreckenwaffen tief in Russland einsetzen zu dürfen, als auch die Bereitschaft der Ukraine, lokale Waffenstillstände an bestimmten Frontabschnitten zu akzeptieren – und damit eine vorübergehende Einfrierung der Lage.
Militärexperte Carlo Masala von der Bundeswehr-Universität München sagte gegenüber BILD zum Siegesplan des ukrainischen Präsidenten: „Selenskyj will jetzt alles aufs Spiel setzen und versuchen, auf dem Schlachtfeld eine Wende herbeizuführen.“ Dafür brauche er unbedingt „eine Entscheidung von Präsident Biden“, was zeige, wie groß die Verzweiflung in der Ukraine bereits sei.
Ein äußerst ernster Präsident Selenskyj sagte in Kiew, er hoffe, die Welt werde ihre Haltung gegenüber Russland ändern und die Ukraine endlich dabei unterstützen, den Aggressor zu besiegen. „Wenn nicht, wird die Welt gegen Wladimir Putin verlieren. Und das wäre eine der größten Tragödien der Geschichte.“