Seit mehr als einem Jahr
Trotz Kreml-Protesten landet indische Munition in der Ukraine
19.09.2024, 12:24
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Offiziell ist es nicht: Die indische Munition wird über europäische Zwischenhändler in die Ukraine geliefert. Interventionen aus Moskau scheinen daran wenig zu ändern.
Indische Artilleriegranaten wurden über Europa in die Ukraine geliefert und Neu-Delhi hat trotz Protesten aus Moskau nicht eingegriffen, um den Handel zu stoppen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf elf indische und europäische Regierungsvertreter und Vertreter der Rüstungsindustrie sowie Zolldaten. Der Transfer der Munition, die zunächst an Kunden in Europa verkauft wurde, läuft bereits seit mehr als einem Jahr. Die indischen Rüstungsexportbestimmungen beschränken den Einsatz der Waffen auf den angegebenen Käufer. Werden Transfers nicht genehmigt, besteht für den Käufer das Risiko, künftig keine Waffen mehr kaufen zu können.
Der Kreml habe das Thema mindestens zweimal angesprochen, unter anderem bei einem Treffen zwischen dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und seinem indischen Amtskollegen im Juli, teilten drei indische Beamte der Agentur mit. Das russische und das indische Außen- bzw. Verteidigungsministerium antworteten nicht auf Fragen. Im Januar sagte der Sprecher des indischen Außenministeriums, Randhir Jaiswal, Indien habe der Ukraine keine Artilleriegeschosse geliefert oder verkauft.
Zwei Quellen aus der indischen Regierung und der Rüstungsindustrie teilten Reuters mit, dass Neu-Delhi nur einen sehr kleinen Teil der von der Ukraine verwendeten Munition herstellt. Ein Beamter schätzte, dass es weniger als ein Prozent aller Waffen seien, die Kiew seit Kriegsbeginn importiert hat. Reuters konnte nicht feststellen, ob die Munition von europäischen Käufern weiterverkauft oder Kiew gespendet wurde. Zu den europäischen Ländern, die die Ukraine mit indischer Munition beliefern, gehören Italien und die Tschechische Republik, die Anfang des Jahres eine Initiative gestartet hat, um die Ukraine mit bis zu 800.000 Artilleriegeschossen aus Nicht-EU-Ländern zu beliefern.
Einem indischen Beamten zufolge beobachtet Neu-Delhi die Situation. Doch ebenso wie ein Beamter der Rüstungsindustrie mit direktem Wissen über die Lieferungen erklärte er, Indien habe keine Maßnahmen ergriffen, um die Lieferungen nach Europa einzuschränken.