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Schwarz und Rot: BILD-Chronik zum Dauerstreit in der Merz-Regierung | Politik

Berlin – Seit dem 6. Mai regiert Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU) das Land – weil sein SPD-Vorgänger Olaf Scholz die Auseinandersetzungen im Ampel-Chaos-Club nicht bändigen konnte.

Merz versprochen: „Wohlstand, Sicherheit und Zusammenhalt“ mit Schwarz-Rot, eine spürbare Wirtschaftswende im Sommer, gefolgt vom „Herbst der Reformen“. Aber er hat die Rechnung ohne seine eigene Partei und insbesondere ohne seinen Koalitionspartner, die Sozialdemokraten, gemacht.

Seit den ersten Wochen nach ihrem Amtsantritt liegen Union und Sozen einander zu Füßen und stellen Termine infrage – weit über die Schmerzgrenze hinaus!

BILD-Chronik zum schwarz-roten Koa-Zoff

▶︎ Juli 2025 – Richterwahl im Bundestag: Die SPD-Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht, Frauke Brosius-GersdorfDank der Unionsfraktion im Bundestag (und wenig Widerstand seitens der SPD) mutierte er nach und nach vom angesehenen Juristen zur Jeanne d’Arc der Linken, die angeblich für mehr Abtreibungen, Parteiverbote und Impfzwang agitierte – die Wahl scheiterte kläglich.

Auf dem Weg zur Verfassungsrichterin gescheitert: Die angesehene Juristin Frauke Brosius-Gersdorf (54)

Foto: IMAGO/teutopress

Junge Unionisten auf dem Zaun

▶︎ August 2025 – Rentenpaket: Die Bundesregierung beschließt, die Mütterrente erneut auszuweiten und die Rente bis 2031 auf 48 Prozent des Durchschnittseinkommens zu stabilisieren. Bald darauf Die jungen Leute der Union rebellieren („Junge Fraktion“) bezeichnet das Reformpaket als „nicht zustimmungsfähig“ und droht, das Paket mit ihren 18 Abgeordneten im Bundestag zu blockieren. Die SPD schwört: „Wir bleiben klar bei dem, was wir eingebracht haben“ – das Ende ist offen.

Wehrdienstlotterie?

▶︎ September 2025 – Wehrpflichtdebatte: Die Bundesregierung stellt ihr „Gesetz zur Modernisierung des Wehrdienstes“ vor und will es am 16. Oktober im Bundestag beraten. Eine gemeinsame Pressekonferenz vor der Debatte scheiterte unter anderem daran, dass Teile der SPD und Verteidigungsminister Boris Pistorius in letzter Minute entschieden hatten. gegen ein Lotterieverfahren zur Rekrutierung oder Gewinnung von Rekruten. Sogar das geplante MVerwendung kompletter Jahrgänge (ab 2027) steht wieder zur Diskussion. Was gelten soll, ist unklar. Pistorius wirft der Union „Nachlässigkeit“ vor.

Uneinigkeit über die Wehrpflicht: CDU-Kanzler Merz (69, Mitte) mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (65, SPD) und SPD-Chef Lars Klingbeil (47, r.)

Uneinigkeit über die Wehrpflicht: CDU-Kanzler Merz (69, Mitte) mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (65, SPD) und SPD-Chef Lars Klingbeil (47, r.)

Foto: Liesa Johannssen/REUTERS

Aufstand der „Töchter“

▶︎ Oktober 2025 – Migration und „Stadtbild“: Ein eher beiläufiger Satz der Kanzlerin zum „Stadtbild„Deutsche Innenstädte, illegale Einwanderer und die verstärkte Abschiebung krimineller Clanmitglieder reichen aus, um Union und SPD wieder in die Schützengräben zu schicken. Die Sozialdemokraten werfen Merz „Rassismus“ vor. SPD-Vizekanzler Lars Klingbeil sagt, er wolle „nicht den Schein darüber entscheiden, ob man ins Stadtbild passt.“

Frauenprotest gegen Kanzler Merz und seine „Stadtbild“-Kritik (am Mittwoch in Dresden)

Foto: xcitepress/Finn Becker

Als Merz auf Nachfrage auf die angebliche Gefahr für Frauen, insbesondere „Töchter“, in den Innenstädten verwies, meldeten sich bundesweit Tausende „Töchter“ und warfen der Union eine Anbiederung an die AfD vor. Statt strengerer Maßnahmen gegen kriminelle Einwanderer fordert die SPD mehr „Grünflächen“, „Sozialarbeit“ und „Wasserstellen“, um Problem-Innenstädte wieder zugänglich zu machen.

„Bürgergeld ist Geschichte“ – ODER?

▶︎ Ende Oktober 2025 – Geldnot der Bürger: Im Koa-Vertrag einigten sich SPD und Union in mühsamsten Verhandlungen auf eine Verschärfung der neuen „Grundsicherung“. Schweren Herzens verabschiedet sich die SPD von ihrem ehemaligen Leuchtturmprojekt „Bürgergeld“. Der Bürgergeld ist nun „Geschichte“, jubelt CSU-Chef Markus Söder – und stößt prompt auf Widerstand von SPD-Sozialministerin Bärbel Bas. Staatshilfen seien nicht „vollständig abgeschafft“, warnte Bas. Doch die SPD-Basis rebelliert weiter und ruft diese Woche zu einem parteiinternen „Mitgliederbegehren“ auf. Ziel: Beendigung des Kompromisses mit der Union. Die SPD sollte keine Politik unterstützen, die „Armut bestraft“.

Mal einig, mal nicht: CSU-Chef Markus Söder (58), Kanzler Merz (69) mit SPD-Chef Bärbel Bas (57) und Lars Klingbeil (47) am 9. Oktober bei der Vorstellung der Pläne für die neue Grundsicherung, die das Geld der Bürger ersetzen soll

Foto: Kay Nietfeld/dpa

Doppelspiel mit Doppelpass

▶︎ Ende Oktober 2025 – Doppelpass: Im Koalitionsvertrag vom April heißt es: „Wir werden die ‚Turbo-Einbürgerung‘ nach drei Jahren abschaffen.“ Eine doppelte Staatsbürgerschaft („Doppelpass“) wird jedoch weiterhin ausdrücklich geduldet. Das will die CSU nun ändern: Der deutsche Pass solle an „Kriminelle, Verfassungsfeinde, Antisemiten und Deutschlandhasser“ gehen. künftig zurückgezogen werden – eine klare Kampfansage an die SPD und ihre eigenen Koa-Unterhändler.

Die anhaltende Unruhe bleibt den Wählern nicht ohne Folgen verborgen: Mehr als zwei Drittel der Deutschen sind mit der Regierungsarbeit unzufrieden, fast die Hälfte glaubt, dass Union und SPD noch vor dem Ende der Legislaturperiode scheitern werden – Zahlen, die sich kaum von der Zeit der Ampel-Koalition unter Olaf Scholz unterscheiden!

„Die Deutschen wollen Reformen“

Der Politikexperte Prof. Werner Patzelt (72) sieht vorerst kein Ende des Koa-Streits in Berlin

Foto: Christian Knieps

Politikwissenschaftler Prof. Werner Patzelt (TU Dresden): „In der Merz-Koalition wird zusammengezwungen, was eigentlich nicht zusammenpasst!“ Die SPD habe „schon in der Ampelzeit alle Auswege aus dem Regierungsbündnis gesucht und treibt die Union nun mit vielen Scharmützeln voran.“

Die Union ihrerseits leide „bis heute unter der Ära Merkel, die konservative Politik verwässert und verhindert hat. Viele in CDU und CSU haben auch heute noch die Faust in der Tasche.“ Patzelt: „Die Union spürt schmerzlich: Sie ist erpressbar und findet keinen anderen politischen Partner, der ihr zur Mehrheit verhelfen kann.“

Patzelt warnt davor, dass es „fatal“ sei: „Die Deutschen wollen Reformen“, wie die Merz-Regierung angekündigt hat (siehe Grafik). Aber: „Sie wenden sich zunehmend von einer politischen Mitte ab, die bestenfalls reformträge ist und nur kleine Reformen schafft. Beide Parteien werden bei der Landtagswahl 2026 vor die Rechnung gestellt: noch mehr Wachstum für die AfD. Mit einem Ende des Dilemmas ist frühestens nach der Wahl im nächsten Jahr zu rechnen.“

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