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Schriftstellerin Ursula Krechel mit Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet

Stand: 1. November 2025 18:56 Uhr

Die Schriftstellerin Ursula Krechel ist mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden – einem der bedeutendsten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum. Auch ein Historiker und ein Übersetzer wurden geehrt.

Die Schriftstellerin, Dichterin und Dramaturgin Ursula Krechel wurde am Samstag im Staatstheater Darmstadt mit dem Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung geehrt.

In ihrer Dankesrede erinnerte sie an die vielen Menschen, die aus politischen Gründen gelitten haben oder gestorben sind. „Schreiben bedeutet: über den Tod nachdenken, über den gewaltsamen Tod, sich an Lebensumstände erinnern, die töten“, erklärte Krechel laut Redemanuskript.

Mit Geschichte „tätowiert“.

Die Laudatio auf Krechel hielt die Schriftstellerin Sabine Küchler. Die Erzähler in ihren Büchern, oft Kinderstimmen, seien stets „seltsam geschädigt, beschämt und geschädigt“, oft aus der Erfahrung, nicht genug zu sein und von Erwachsenen gerügt zu werden, sagte Küchler. Als wären sie mit familiärer und politischer Geschichte „tätowiert“, die ihnen tief unter die Haut ging.

Krechels‘ Werk sei ein brillantes Plädoyer für die Notwendigkeit der Literatur, sagte Küchler. Die Autorin traut ihren Lesern etwas zu, manchmal Unvernünftiges: Sie bringt das Verborgene zum Vorschein, blickt unbestechlich auf eine Welt, die andere geschaffen haben, „die wir zulassen“ – und die auch verändert werden kann.

In der Begründung der Jury zum Büchner-Preis heißt es, Krechel seziere den „Innenblick auf Klassenverhältnisse“ und zeige, wie die Rückkehr nach Deutschland nach Flucht und Exil zu Fremdheit und Nicht-Zugehörigkeit führe. Ihre Arbeit ermutige die Menschen, „das Hier und Jetzt der deutschen Gesellschaft nicht so zu akzeptieren, wie es ist“.

Dramaturg, Regisseur, Dichter, Gastprofessor

Ursula Krechel, geboren 1947 in Trier, arbeitete nach ihrem Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte als Dramaturgin am Stadttheater Dortmund. Ab 1985 arbeitete sie auch als Regisseurin eigener Hörspiele.

Bis heute publiziert die in Berlin lebende Autorin als, wie sie selbst einmal sagte, „chronische Spurwechslerin“ in den literarischen Gattungen Lyrik, Epik und Essay. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit lehrte sie als Gastprofessorin unter anderem am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Universität der Künste Berlin.

Die promovierte Schriftstellerin debütierte 1974 mit dem Theaterstück „Erika“. Krechel veröffentlichte 1977 ihren ersten Gedichtband unter dem Titel „Nach Mainz!“ und 1981 ihren ersten Roman („Zweite Natur“). In diesem Jahr erschienen der Roman „Dear Minister“ (2025) und der Band „On Cardiac Asthma of Exile“ (2025).

Dan Diner: „Leidenschaftlich Engagement“ für die Geschichte des Judentums

Der Historiker Dan Diner erhielt am Samstagabend den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa. Der Preis wird seit 1964 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen und von der ENTEGA-Stiftung finanziert. Es ist mit 20.000 Euro dotiert.

Diner ist emeritierter Professor für Neuere Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er studierte in Frankfurt am Main.

Der Historiker Diner hat die Geschichte des Judentums stets als Seismograph der Moderne verstanden. In seiner Arbeit, seiner Lehre und seinen Schriften stecke ein leidenschaftliches Engagement hinter dem kunstvoll-nüchternen Stil, so die Jury in ihrer Begründung.

Preis für Literaturkritik an Ilma Rakusa

Die Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin Ilma Rakusa erhielt den Johann-Heinrich-Merck-Preis für Literaturkritik und Essay 2025 für ihr „erstaunlich breites und sprachlich hochsensibles Werk“, so die Jury.

Rakusa ist die Tochter einer ungarischen Mutter und eines slowenischen Vaters und machte sich als Essayistin, Rezensentin und Übersetzerin aus dem Russischen, Serbokroatischen, Ungarischen und Französischen einen Namen. Seit 1996 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Der Johann-Heinrich-Merck-Preis ist ebenfalls mit 20.000 Euro dotiert.

Ausstrahlung: hr INFO, 01.11.2025, 19:00 Uhr

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