Schöpfer der „Tatort“-Melodie
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Filmmusikkomponist und Jazzlegende Klaus Doldinger ist tot
Der Berliner Musiker und Komponist Klaus Doldinger ist tot. Nach Angaben der Familie starb er am Donnerstagabend im Alter von 89 Jahren. Doldinger schrieb unter anderem die Titelmusik für den Film „Das Boot“ und den „Tatort“-Titelsong.
Die „Tatort“-Melodie ist deutsches Kulturerbe – geschaffen vom Komponisten und Saxophonisten Klaus Doldinger. Nun ist die Jazzlegende im Alter von 89 Jahren gestorben, wie seine Frau der Deutschen Presse-Agentur sagte. Er schlief am Donnerstagabend friedlich zu Hause im Kreise seiner Familie ein.
Mit seiner Band Passport schrieb Doldinger internationale Jazzgeschichte und stand bis ins hohe Alter auf der Bühne. In etwas mehr als 50 Jahren spielte er mehr als 5.000 Konzerte.
Viele Projekte mit anderen deutschen Musikern
Das Passport-Album „The First Fifty Years of Passport“ erschien zum 50-jährigen Bandjubiläum im Jahr 2021 und zeichnete die musikalische Entwicklung der Gruppe nach. Einer von Doldingers zahlreichen Bandkollegen war Udo Lindenberg, der 1971 Passports erster Schlagzeuger war und seinen damaligen Chef als „Jazzmeister“ lobte. Auch er schätzte Lindenberg: „Er war gut und vor allem der einzige weit und breit, der sowohl Jazz als auch Rock trommelte. Das hört man auf der ersten ‚Passport‘-Platte“, sagte Doldinger einmal dem „Spiegel“ über Lindenbergs Schlagzeugqualitäten (spiegel.de).
Klaus Doldinger wurde am 12. Mai 1936 in Berlin geboren. Während des Zweiten Weltkriegs lebte die Familie in Wien, danach floh sie zunächst nach Bayern und dann nach Düsseldorf. Klaus Doldinger erhielt dort bereits während seiner Schulzeit klassischen Klavierunterricht. Doldinger schrieb später in seiner Autobiografie, sein Vater habe ihn wegen seiner Liebe zum Jazz immer wieder verprügelt.
Dennoch ließ er sich nicht beirren und brachte sich alles, was er später über diese Musik wusste, selbst bei. Anfang der 1950er Jahre, noch während seines Klavier- und Klarinettenstudiums in Düsseldorf, gehörte Klaus Doldinger der Dixie-Band The Feetwarmers an und sammelte erste Erfahrungen. Einige Jahre später gründete er seine erste Band, The Oskar’s Trio. Oskar war Doldingers Spitzname – benannt nach der Jazzlegende Oscar Peterson.
Ehrenbürger von New Orleans – und unvergessliche Filmmusik
1960 tourte Doldinger erstmals durch die USA und erhielt die Ehrenbürgerschaft der Jazzmetropole New Orleans – als 24-jähriger Deutscher eine Sensation. Mit seiner musikalischen Offenheit, seiner Lockerheit und seinem Improvisationsgeschick war Doldinger zu dieser Zeit auch ein wichtiger Botschafter der Bundesrepublik – einer, der zeigte, dass die Deutschen auch anders sein können.
Seine Karriere hatte international begonnen. In den 60er Jahren spielte er in seiner Heimatstadt unter anderem im „Blue Note“ in der Uhlandstraße, im Hotel Esplanade und in der Philharmonie. 1969 gründete er seine neue Band Motherhood, bevor 1971 Passport folgte. Zu den Quellen von Doldingers Musik gehörten Jazz, Rock, Blues und Soul ebenso wie experimentelle elektronische Klänge und lateinamerikanische Rhythmen. In den USA galten die Fusion-Musiker von Passport bald als die deutsche Antwort auf Weather Report. 1979 spielte Klaus Doldinger auch einige Auftritte in der DDR.
Parallel dazu komponierte der scheinbar unermüdliche Doldinger für Film- und Fernsehproduktionen. Er steuerte die Musik zu beliebten Hits wie „Das Boot“, „The Neverending Story“, „Salt on My Skin“, „A Case for Two“ und „Liebling Kreuzberg“ bei. Die „Tatort“-Melodie (Schlagzeug: Lindenberg) wurde zum Evergreen. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie in Berlin.
Bundespräsident: „Unser Land hat eine große deutsche Jazzlegende verloren“
Anlässlich Doldingers 85. Geburtstag im Jahr 2021 gratulierte ihm auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und würdigte den Musiker als kreativen Geist. Steinmeier kondolierte nun Doldingers Familie mit den Worten: „Unser Land hat eine große deutsche Jazzlegende verloren.“ Er beschrieb Doldinger als einen herausragenden Musiker mit schier unerschöpflicher Energie und Kreativität. Wer das Glück hatte, ihn live zu sehen, wird es nie vergessen.
Klaus Doldinger wurde für seine Kunst mit Dutzenden Preisen ausgezeichnet. Bis zu seinem Tod lebte er in der Nähe des Starnberger Sees. Neben seiner unvergleichlichen Musik hinterlässt Klaus Doldinger seine Frau und drei Kinder.
Ausstrahlung: rbb88.8, 18. Oktober 2025, 16:00 Uhr