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Während der Lockdowns infizierte sich kaum jemand. Seitdem sind die Ausreißer riesig. Ob das Bauchgefühl stimmt, zeigen Langzeitdaten.
Im Februar 2021 schnupperte Deutschland so wenig wie schon lange nicht mehr, vielleicht so wenig wie noch nie zuvor. Mitten im Corona-Lockdown wurden weniger Menschen angetroffen und es infizierten sich weniger Menschen. Damals hatte gerade einmal ein Prozent der Bevölkerung Erkältungssymptome.
Das geht aus einem seit mehr als zehn Jahren durchgeführten Panel des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor. Tausende Menschen sagen jede Woche, ob sie gesund sind oder an einer Atemwegserkrankung leiden. Das RKI rechnet die Zahlen dann auf ganz Deutschland hoch.
Starke Ausreißer
Die Zahlen helfen auch, im Langzeitvergleich zu verstehen, ob das Bauchgefühl stimmt – dass seit Corona mehr Menschen unter Schnupfen und Husten leiden. Entsprechende Meldungen gibt es aus so ziemlich allen Staffeln, zuletzt in diesem Sommer.
Die Grafik zeigt Woche für Woche, wie viele Deutsche in den letzten zehn Jahren an akuten Atemwegserkrankungen leiden. Der Wert wird pro 100.000 Einwohner angegeben. Bei etwa 10.000 hat jeder zehnte Mensch im Land Symptome.
Tatsächlich scheint es, als würde sich Covid-19 nicht in den präpandemischen Krankheitsrhythmus integrieren, sondern dafür sorgen, dass die Zahl der Atemwegsinfektionen insgesamt steigt. In der Zeit vor Covid-19 seien die Werte der akut Erkrankten niedriger gewesen, sagt Carsten Watzl von der TU Dortmund.
Es ist davon auszugehen, dass wir uns künftig auf höhere Erkältungszahlen im Herbst und Winter einstellen müssen als vor der Pandemie. Wie oft sich jemand mit Sars-CoV-2 ansteckt, ist individuell sehr unterschiedlich. „Manche hatten es nur einmal, manche schon fünf Mal“, sagt Watzl.
Insgesamt mehr Erkrankte
Die Wochenwerte sind das eine; Die insgesamt höhere Krankheitslast seit der Pandemie ist im zweiten Diagramm dargestellt. Dazu haben wir für jedes Jahr einen Durchschnitt aus den Wochenwerten berechnet.
Wichtig ist das Verhältnis der Werte seit 2022 zu denen vor der Pandemie, also 2011 bis 2019. Damals lag der Durchschnitt zwischen 3.800 und 4.200 Erkrankten pro 100.000 Einwohner, seit der Pandemie sind es rund 4.600 – eine Steigerung von zehn bis zwanzig Prozent.
Man könnte sagen, diese zusätzliche Krankheitslast ist durch Covid-19 ins Land gekommen. In vielen Fällen nicht tödlich, aber trotzdem ärgerlich – und wenn es zu Long oder Post Covid wird, auch sehr belastend.