Traumschloss
Paar kaufte Schloss in Frankreich – und landete im Albtraum
Julia Leach träumte schon als Mädchen von einem eigenen Schloss. Sie überredete ihre Eltern, blind ein Schloss zu kaufen – doch die Kosten verschlangen den Traum.
Die Immobilienpreise in San Diego sind hoch, doch in Frankreich sind historische Gebäude sehr günstig. Also verkauften Julia Leach, 33, und Caroline Ibarra, 37, ihr Haus und investierten 2,3 Millionen Euro in das Château de Puy Vidal in Charente.
Das Paar packte seine Koffer und zog mit Julias Eltern und Schwester in das 750 Jahre alte Gebäude, um es in ein Traumschloss umzubauen. Ihr Abenteuer begann wie eine typische Instagram-Renovierungsgeschichte. Alle Paare stoßen auf Schwierigkeiten. Doch Leach und Ibarra hatten sich nicht für einen Bauernhof oder ein altes Gasthaus entschieden, sondern für ein riesiges Anwesen. Und ihre Probleme wuchsen mit der Größe ins Unermessliche.
Riesiges Schloss, riesige Probleme
Das Haus ist 1300 Quadratmeter groß, dazu kommen Park und Nebengebäude. Alles muss gepflegt und renoviert werden. Diese Kosten fressen die Einnahmen aus der Vermietung als exklusives Refugium komplett auf. Die Renovierungskosten schätzten sie auf 1 Million US-Dollar, umgerechnet knapp 900.000 Euro. Mittlerweile sind sie bei 1,3 Millionen Euro angelangt. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Den gleichen Betrag werden sie wohl noch einmal ausgeben müssen, schätzt das Paar.
„Das wird völlig unbezahlbar sein“, sagte Leach dem Wall Street Journal. Offenbar sei man etwas naiv an die Sache herangegangen und habe versäumt, vor dem Kauf einen Gutachter zu beauftragen, der die notwendigen Arbeiten auflistet.
Erst nach dem Kauf wurde ihnen klar, dass das 750 Jahre alte Schloss unter Denkmalschutz stand und viele Arbeiten historisch korrekt ausgeführt werden mussten, was jedes einzelne Bauvorhaben deutlich verteuerte. Erst vor Ort wurde ihnen das ganze Ausmaß der Probleme bewusst. Ganz naiv gingen sie davon aus, dass bei einem alten Schloss die Wasser- und Elektroinstallationen erneuert werden müssten. Dabei war das Schloss in einem guten Zustand und keineswegs eine Ruine.
Blinder Kauf der Immobilie
Die Art und Weise, wie das Haus gekauft wurde, nahm die kommende Katastrophe vorweg. Leach hatte schon als kleines Mädchen von einem Schloss geträumt. Während der Pandemie zog das Paar von New York zu Leachs Eltern nach Kalifornien. Dort wurde der Traum von einem Schloss in Frankreich geboren. Tatsächlich finanzierten die Eltern das Schloss mit dem Verkauf ihres Hauses. Vor dem Kauf sparten sie die Kosten für den Flug nach Frankreich. Das Schloss wurde blind gekauft. Sie sprachen auch kaum Französisch. Dann wurde ihnen klar, dass nicht jeder im ländlichen Frankreich Englisch sprechen kann.
Frankreich
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Das ist wohl der Hauptunterschied zu anderen „Schlossrettern“, die nicht über riesige Ressourcen verfügen. Dan Preston, mit dem erfolgreichen YouTube-Kanal „Escape to rural France“, renoviert selbst ein Schloss. Er hatte aber schon in Frankreich gearbeitet und verfügte über beste Kontakte in der Region, bevor er ein ausgebranntes Gebäude kaufte. Preston und seine Freunde können auch mehr, als nur für Instagram zu dekorieren. Sie sind Handwerker und echte Arbeitstiere. Das hält die Kosten gering. In seinem Fall kann man davon ausgehen, dass die Einnahmen aus den sozialen Medien den Bau finanzieren.
Hoffnungsvoller Durchbruch
Ibarra und Leach vermarkteten ihr Schloss zunächst als Bed & Breakfast, doch Schloss und Gäste waren zu viel Arbeit. Und zu intensiv. Die Gäste wollten nicht nur das Schloss erleben, sondern vor allem die Gastgeber, denen sie auf Instagram folgten. Ein Yoga-Workshop kam zwar gut an, blieb aber ein Verlustgeschäft. Und Verluste sind nicht nur ein finanzielles Problem. Um ein Dauervisum zu bekommen, müssen die beiden jeweils ein Einkommen von über 40.000 Euro nachweisen. Die Eltern profitieren von einem Rentnervisum.
„Das Leben ist immer wirklich hart … Und die romantisierten, schönen Dinge, die man auf einem Instagram-Feed sieht – es ist immer so viel Arbeit, sie wahr werden zu lassen“, stöhnt Leach. Aber im Oktober bieten sie zweimal ein fünftägiges „Fantasy-Fotoshooting-Retreat“ an. Glücklicherweise mangelt es dank ihrer Präsenz auf YouTube und Instagram nie an Interesse – sie sind komplett ausverkauft.
Quellen: Die Dame des Schlosses, WSJ