Das Amtsgericht Bamberg hat Haftbefehle gegen sieben Tatverdächtige erlassen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bamberg stehen die Männer im Verdacht, auf einschlägigen Pädophilie-Plattformen im Darknet Fotos und Videos von sexuellem Missbrauch von Kindern zur Verfügung gestellt oder aktiv geteilt zu haben. Ermittelt wird demnach wegen des Verdachts der bandenmäßigen Verbreitung von Inhalten mit Abbildungen sexualisierter Gewalt an Kindern.
Die sieben Männer sind zwischen 41 und 53 Jahre alt und kommen unter anderem aus Bayern, Nordrhein-Westfalen und Berlin. Sie sitzen in unterschiedlichen Justizvollzugsanstalten.
Musikalische Talentförderung diente als Tarnung
Zudem wurde im Zuge der Ermittlerarbeit eine Online-Plattform offline genommen. Dort wurden unter dem Deckmantel der musikalischen Talentförderung Kontakte zwischen Pädophilen und Minderjährigen geknüpft. Die Seite ist in der Szene als „Deutsches Pädophilen-Forum“ bekannt. Die Ermittler beschlagnahmten umfangreiches Beweismaterial.
Der aktuelle Ermittlungserfolg basiert auf einem Fall der Polizei Hannover aus dem Dezember 2013, in dessen Rahmen es im April in Frankreich und Deutschland zu 19 Festnahmen kam. Durch die Erkenntnisse aus dem Frühjahr und weitere Ermittlungen des Spezialeinsatzkommandos „Dia“ sind die Ermittlungsbehörden den sieben Männern nun auf der Spur.
Sie sollen sich im realen Leben getroffen und potenzielle minderjährige Opfer „angesprochen“ haben, heißt es in dem Bericht der Generalbundesanwaltschaft.
Zwölfjähriger Junge gefunden
Bei der Durchsuchung der Wohnungen und Arbeitsstätten der Tatverdächtigen wurden rund 620 mögliche Beweismittel sichergestellt. Dabei handelte es sich überwiegend um Datenträger, aber auch sieben verbotene Sexpuppen in Kindergestalt wurden sichergestellt.
Bei der Durchsuchung der Wohnung eines der Tatverdächtigen wurde auch ein zwölfjähriger Junge angetroffen. Sein Zustand ließ auf sexuellen Missbrauch schließen. Das Kind wurde noch am selben Abend in die Obhut seiner Eltern übergeben. Aus Gründen des Opferschutzes und um die Ermittlungen nicht zu gefährden, könnten derzeit keine weiteren Angaben gemacht werden, teilte die Polizei mit.
Mehrere Tatverdächtige haben der Polizei bereits Teilgeständnisse gemacht und Komplizen belastet. Die Ermittler arbeiten noch daran, mögliche Opfer und weitere Tatverdächtige zu identifizieren. Da zwei der sieben Beschuldigten aus Bayern stammen, hat das bayerische „Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch“ im Internet die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen übernommen.
Spezialeinheit kämpft gegen sexuelle Missbrauchsdarstellungen im Internet
Seit dem 1. Januar 2015 besteht bei der Staatsanwaltschaft Bamberg die Zentralstelle Cybercrime Bayern. Diese Zentralstelle ist bayernweit für die Bearbeitung öffentlichkeitswirksamer Ermittlungsverfahren im Bereich Cybercrime zuständig. Seit dem 1. Oktober 2020 gibt es bei der Zentralstelle Cybercrime Bayern zudem das Zentrum zur Bekämpfung von Missbrauchsdarstellungen und sexuellem Missbrauch im Internet. Diese Spezialeinheit hat insbesondere Betreiber und Nutzer von Darknet-Foren im Blick, die derartiges Material produzieren, einstellen oder damit handeln.