Fast zwei Jahrzehnte nach ihrem EU-Beitritt sind Bulgarien und Rumänien nun auch Vollmitglieder des grenzkontrollfreien Schengenraums. Mit dem Jahreswechsel wurden die Kontrollen an den Landgrenzen eingestellt, nachdem diese bereits am 31. März 2024 für die Seegrenzen und Flughäfen aufgehoben worden waren. Beide Länder waren am 1. Januar 2007 Mitglieder der Europäischen Union geworden.
Reisende per Auto und Bahn zwischen Rumänien und Ungarn müssen an den 17 bisherigen offiziellen Übergängen keine Papiere mehr vorzeigen. Auch an den bisherigen sechs Grenzübergängen an der bulgarisch-griechischen Grenze entfallen die Kontrollen. Zwischen Bulgarien und Rumänien gab es insgesamt 14 offizielle Grenzübergänge, davon zwei auf Brücken über den Grenzstrom Donau und sieben per Fähre.
Fehlende Schengenvollmitgliedschaft kostete die Länder Milliarden
Auf rumänischer Seite solle es nur noch stichprobenartige unangekündigte Kontrollen geben, auf einem 30 Kilometer breiten Gebiet an den Grenzen, teilte das Innenministerium in laut Medienberichten mit.
Nach einem Bericht des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses EESC, einem Beratungsgremium der EU, kostete die fehlende Vollmitgliedschaft im Schengenraum Bulgarien bisher jährlich über 834 Millionen Euro. Rumänien habe demnach dadurch jährlich 2,32 Milliarden Euro an Einnahmen verloren. Für die Transportunternehmen Rumäniens hätten sich die Einbußen aufgrund von Verzögerungen an den Landesgrenzen auf weitere 90 Millionen Euro pro Jahr belaufen. Rumänien ist doppelt so groß wie Bulgarien und hat dreimal mehr Einwohner.
Viele Schengenländer haben Grenzkontrollen wieder eingeführt
Mit Rumänien und Bulgarien gehören insgesamt 29 Länder zum Schengenraum, darunter EU-Staaten wie Deutschland und Frankreich, aber auch Nicht-EU-Länder wie die Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein. Zuletzt hatten allerdings viele Regierungen – auch die deutsche – im Kampf gegen irreguläre Migration wieder Grenzkontrollen eingeführt.
Neue Mitglieder können nur einstimmig im Schengenraum aufgenommen werden. Rumänien und Bulgarien hatten seit 2011 auf den Beschluss gewartet. Zuletzt hatte nur noch Österreich die Abschaffung der Kontrollen an den Landgrenzen beider Länder blockiert, im Dezember 2024 aber den Widerstand aufgegeben. Die österreichische Regierung hatte ihr Veto damit begründet, dass über die beiden Länder weiter zahlreiche Migranten ins Land kommen könnten.
Inzwischen aber sei der Außengrenzschutz verstärkt worden, hieß es zuletzt. Ein Kontingent von 100 Grenzschützern aus Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich soll an die bulgarisch-türkische EU-Außengrenze entsandt werden.