Ein satirisches Meme, zwei bearbeitete Fotos und ein Schüler, der sich nun womöglich vor Gericht verantworten muss: In Freiburg hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen Gymnasiasten des Angell-Gymnasiums erhoben. Ihm wird die Beleidigung eines Jugendoffiziers der Bundeswehr vorgeworfen.
Wie die Staatsanwaltschaft Freiburg der Berliner Zeitung auf Anfrage mitteilte, sei die Anzeige nicht von der Bundeswehr als Institution, sondern vom betroffenen Beamten persönlich erstattet worden. Der Vorwurf: Der Schüler habe nach einer vom Beamten der Schule organisierten Veranstaltung zwei Fotos bearbeitet und verbreitet. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gingen diese Darstellungen von „persönlichen Verbindungen des Beamten zur NS-Organisation SS“ und einer „verfassungswidrigen, menschenverachtenden Einstellung“ aus. Die Anklage wurde am 28. August 2025 beim Amtsgericht Freiburg erhoben.
„Also Kinder, wer von euch würde gerne an der Ostfront sterben?“
Auch das Bundesverteidigungsministerium erklärte auf Nachfrage der Berliner Zeitung ausdrücklich, dass die Bundeswehr als Institution keine Strafanzeige gestellt habe. „Die Vorgesetzten des betroffenen Mitarbeiters, die nach § 77a StGB berechtigt wären, eine Strafanzeige für die Bundeswehr zu stellen, haben in diesem Fall keine Strafanzeige gestellt“, sagte ein Sprecher. Einen Grund nannte er nicht.
Nach Angaben einer Selbsthilfegruppe, die sich auf Instagram unter anderem unter dem Namen „kein_verfahren_fuer_bentik“ organisiert, zeigte das Meme einen Jugendbeamten, der vor einer Schulklasse stand. Im Hintergrund ist der Titel seines Vortrags zu sehen: „Demokratie verteidigen – aber wie?“ Die Pointe wird hinzugefügt: „Also Kinder, wer von euch würde gerne an der Ostfront sterben?“ Befürwortern zufolge handelt es sich hierbei um eine ironische Übertreibung der Rekrutierungsstrategie der Bundeswehr an Schulen.
Proteste gegen Bundeswehrbesuche
Über die Plattform Gofundme sammeln Unterstützer nun Spenden für Anwaltskosten, die sich nach eigenen Angaben auf rund 1.000 Euro belaufen. Diese Summe wurde bereits deutlich überschritten (Stand: 31. Oktober, 13 Uhr). Einer der prominentesten Spender ist der Bundestagsabgeordnete Vinzenz Glaser (Linke).
Die Initiatoren der Spendenaktion haben das vermeintlich entscheidende Meme als Titelbild auf der Website aufgeführt. Auffällig ist, dass von den „persönlichen Verbindungen zur NS-Organisation SS“, von denen die Staatsanwaltschaft in ihrer Stellungnahme spricht, keine Rede ist.
Der Fall liegt nun beim Amtsgericht Freiburg
Auch an der Schule selbst löste der Fall hohe Wellen aus. Der Schüler war zuvor Mitbegründer einer Schülerzeitung, die zu Protesten gegen den Bundeswehrbesuch aufgerufen haben soll. Nach Auftauchen des Memes drohte die Schulleitung dem betroffenen Schüler mit einem Schulverweis und versuchte, ihn mit „mehreren unangekündigten Gesprächen“ einzuschüchtern, so Unterstützer.
