Satellitenbilder zeigen Anlage
Russland erweitert Biowaffenzentrum aus der Sowjetzeit
26. Oktober 2024, 00:56 Uhr
Artikel anhören
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Weitere Informationen | Feedback senden
Während des Kalten Krieges erforschten sowjetische Wissenschaftler biologische Waffen in Sergijew Possad-6. Seit 2022 wird auf dem isolierten Militärgelände wieder gebaut. Offiziell will Moskau dort tödliche Mikroben untersuchen.
Russland erweitert offenbar einen alten Militärforschungsstandort nordöstlich von Moskau. Wie die Washington Post berichtet, zeigen Satellitenbilder aus den Jahren 2022 bis 2024 Bauaktivitäten in der isolierten Anlage Sergijew Possad-6. Dementsprechend war die Anlage während des Kalten Krieges ein wichtiges Forschungszentrum für biologische Waffen.
Dem Bericht zufolge zeigen die Bilder unter anderem vier neue Gebäude, die mit ungewöhnlich vielen Luftaufbereitungssystemen ausgestattet sind, die normalerweise nur in Hochsicherheitslaboren zu finden sind. Zu sehen ist auch ein Gebäude mit hohen Schornsteinen, was Experten zufolge auf ein kleines Kraftwerk hinweist. Die Aufnahmen würden den Bau eines unterirdischen Tunnels zeigen, der die Labore und das vermutete Kraftwerk verbindet.
In den letzten Wochen haben russische Beamte angekündigt, dass Wissenschaftler die Labore nutzen werden, um tödliche Mikroben wie das Ebola-Virus zu untersuchen. Ziel sei es, die Abwehr des Landes gegen Bioterrorismus und künftige Pandemien zu stärken, hieß es.
US-Geheimdienstmitarbeiter und Biowaffenexperten sagten der Washington Post, dass die Fotos keinen Hinweis darauf geben, ob Russland offensive Biowaffenforschung plant. Ein für die Erforschung von Impfstoffen ausgestattetes Labor könnte eine ähnliche äußere Struktur haben wie ein Labor, das Biowaffen entwickelt.
Der frühere hochrangige Pentagon-Beamte Andrew C. Weber äußerte sich jedoch besorgt über die Entscheidung Moskaus, die neuen Forschungskapazitäten in das russische Militär einzubetten, insbesondere an einem geheimen Standort, der für seine frühere Rolle in der Biowaffenforschung berüchtigt ist.
Weber stellt den Ausbau der Forschungskapazitäten in Sergijew Possad-6 in Zusammenhang mit den Atomwaffendrohungen des Kremls im Kontext des Ukraine-Krieges. „Putin hat öffentlich und in der Presse mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht“, sagte Weber der Zeitung. „Aber da sie niemals zugeben würden, dass sie über biologische Waffen verfügen, besteht die Möglichkeit, ein Signal zu senden, darin, über diese Einrichtungen zu sprechen. Der subtile Hinweis ist: ‚Hey, wir haben diese Fähigkeit. Und glauben Sie es nicht. ‚Das werden wir nicht.‘ benutze sie‘.“