Erste Nacht hinter Gittern
Warum Sarkozy auch Leibwächter im Gefängnis hat
22. Oktober 2025 – 18:47 UhrLesezeit: 2 Minuten
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Der ehemalige Präsident Frankreichs sitzt im Gefängnis. Wie jeder andere Gefangene wird Sarkozy dort nicht behandelt.
Der wegen geplanter Korruption auf höchster Ebene inhaftierte ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy hat seine erste Nacht im Pariser Santé-Gefängnis verbracht – beschützt von zwei Polizisten, die sich eine der benachbarten Zellen teilten. Der ehemalige Präsident habe grundsätzlich ein Recht auf persönlichen Schutz, und dieser werde „auch im Gefängnis gewahrt“, sagte Innenminister Laurent Nuñez am Mittwoch gegenüber CNews. „Es geht darum, seine Sicherheit zu gewährleisten.“ Der Minister betonte, dass dies mit der Gefängnisverwaltung vereinbart worden sei.
Die Anwesenheit der beiden Leibwächter löste bei der Gefängnispersonalgewerkschaft heftige Kritik aus. „Es sieht so aus, als würden wir unseren Job nicht machen“, sagte Gewerkschaftsführer Wilfried Fonck dem Sender RTL. So etwas habe er in seiner 25-jährigen Karriere „noch nie erlebt“.
Sie sind nicht die einzigen Mitarbeiter, die Sarkozy während seines Gefängnisaufenthalts behalten wird. Nach Informationen des Senders BFM arbeiten seine beiden Sekretärinnen weiterhin für Sarkozy. Sie kümmerten sich vor allem um die Post und die zahlreichen Anrufe, berichtete der Sender.
Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage sagen drei von vier Franzosen, dass Sarkozy im Gefängnis keine Sonderbehandlung erhalten sollte. Unter den konservativen Anhängern der Republikaner sind immer noch 52 Prozent der Meinung, dass er wie ein normaler Gefangener behandelt werden sollte.
Nach seiner Inhaftierung am Dienstag hatte Sarkozy bereits Besuch von seinem Freund und Anwalt Jean-Michel Darrois erhalten. Er bestätigte, dass Sarkozys Zelle neun Quadratmeter groß und sehr laut sei. Der 70-Jährige wolle während seiner Haftstrafe „so viel Sport wie möglich machen“ und sein nächstes Buch schreiben, sagte Darrois. Sarkozy begann beides gleich am ersten Tag.
Sarkozy darf aus Sicherheitsgründen keinen Kontakt zu anderen Häftlingen haben. Deshalb wird ihm das Essen vom Gefängnispersonal serviert und nicht, wie üblich, von einem Mithäftling, der für diesen Dienst zuständig ist.
Einmal am Tag darf er eine Stunde lang in einem vergitterten und vor Blicken geschützten Hof spazieren gehen, dreimal in der Woche darf er Besucher empfangen. Seine Frau Carla Bruni-Sarkozy und seine Kinder müssen nicht im Wartezimmer bei Angehörigen anderer Gefangener bleiben, sondern werden direkt in das Sprechzimmer gebracht.
Sarkozy wurde im September zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass enge Vertraute seit 2005 in seinem Namen mit der libyschen Regierung verhandelten, um Geld für seinen Präsidentschaftswahlkampf zu erhalten. Wegen der besonderen Schwere des Verbrechens ordnete das Gericht die sofortige Vollstreckung der Freiheitsstrafe an.
Sarkozy selbst beteuert weiterhin seine Unschuld – zuletzt im Onlinedienst X wenige Minuten vor seiner Abreise ins Gefängnis. Unmittelbar nach seiner Festnahme stellten seine Anwälte einen Antrag auf vorzeitige Freilassung. Sie gehen davon aus, dass der Ex-Präsident nach rund vier Wochen unter Auflagen freigelassen wird. Sarkozy selbst kritisierte solche Maßnahmen vor einigen Jahren heftig. „Jede verhängte Strafe muss vollstreckt werden“, forderte Sarkozy 2012.