Fast täglich stößt sie mit ihren Aussagen vor den Kopf. Sahra Wagenknecht löste bei „Markus Lanz“ (ZDF) mehrere hitzige Debatten aus.
Sahra Wagenknecht erntet für ihre Haltung zum Ukraine-Krieg immer wieder heftige Kritik. Viel Gegenwind bekam sie auch bei „Markus Lanz“ (ZDF), als sie versuchte, Putins Beweggründe ins rechte Licht zu rücken und sich auf die Osterweiterung der Nato zu konzentrieren.
Wagenknecht forderte, dass Deutschland und Europa stärker auf Diplomatie setzen müssten, um eine Eskalation des Konflikts zu verhindern: „Ich möchte nicht, dass uns ein Krieg mit Russland aufgeschwatzt wird. Ich möchte nicht, dass diese Spannungen immer größer werden und ich sehe darin eine große Gefahr.“ Militärexperte Carlo Masala wollte die Stellungnahme des BSW-Vorsitzenden nicht unkommentiert lassen. Er entgegnete: „Alle Akteure – außer Russland – sagen: Wir könnten zu einem Waffenstillstand kommen.“ Masala stellte daher klar: „Es gibt nur ein Hindernis in diesem Krieg und das ist Russland.“
Die Gäste bei Markus Lanz am 30. Oktober
| BSW-Vorsitzende | 
| Journalist | 
| Militärexperte | 
| Aktivist | 
Auch die Journalistin Kerstin Münstermann stellte mit Blick auf Wagenknecht klar: „In diesem Konflikt gab es einen Angreifer und ein Opfer – und die haben sich seit drei Jahren gewehrt.“ Allerdings war Sahra Wagenknecht nicht überzeugt. Sie tobte weiter: „Russland hat immer gesagt: Einen Waffenstillstand machen wir nur, wenn es tatsächlich einen Friedensvertrag gibt.“

Mit ihrer Haltung schockierte sie nicht nur die ZDF-Moderatorin, sondern insbesondere Maria Alyochina. Der russische Aktivist warnte: „Sie wiederholen fast wörtlich genau das, was man in Russland aus den Propagandakanälen hört.“ In diesem Zusammenhang machte Maria Aljochina deutlich, dass sie wegen ihrer Kritik an Russland „zwei Jahre lang im Gulag gesessen“ habe. „Wir sind alle gekommen, um die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit, die in Russland so drastisch bestraft wird“, sagte Aljochina.
Russlandkritikerin Maria Aljochina: „Ich habe nie nach Sicherheit gesucht“
Überraschend emotional wirkte Markus Lanz anschließend. Unter Tränen und mit zittriger Stimme sagte er: „Was Sie sagen, berührt mich wirklich, denn ich habe 2018 in St. Petersburg junge Frauen wie Sie getroffen.“ Er erinnerte an junge Menschen, „die alle auf gepackten Koffern saßen und den Traum von einem besseren Russland hatten. Und ich frage mich oft, was aus diesen Menschen geworden ist (…).“
Der ZDF-Moderator fragte daher den Russlandkritiker: „Woher nimmst du den Mut, so weiterzumachen? Hast du Angst?“ Maria Aljochina antwortete ernst: „Ich habe nie nach Sicherheit gesucht. (…) Ich möchte, dass die Ukraine überlebt.“ Mit diesem Satz machte sie die ZDF-Moderatorin sprachlos.
Als er wissen wollte, was Sahra Wagenknecht dazu halte, sagte sie erneut sachlich: „Es gibt viele Länder auf dieser Welt, in denen ich persönlich nicht leben möchte, weil es starke Repression, Unterdrückung und keinen Rechtsstaat gibt. Und wir müssen alles dafür tun, dass Demokratie und Freiheit in unserem Land erhalten bleiben und wir nicht immer repressiver werden.“
Wagenknecht warnte in diesem Zusammenhang: Sie stellte mit „Besorgnis fest, dass auch hier der Druck und die Einschüchterung zunimmt. Dass es zu Hausdurchsuchungen kommt, wenn jemand einen falschen Beitrag macht. (…) Das ist ein Trend, der gefährlich ist.“ Eine Meinung, die Lanz verblüffte: „Nach dem, was wir gerade gehört haben, kommen Sie und stellen das in die Reihe und sagen, dass es auch hier immer repressiver wird?!“
„Jetzt sind wir wirklich im Kulturkrieg“
Im Verlauf der Sendung kam es zwischen der ZDF-Moderatorin und der BSW-Vorsitzenden zu mehreren hitzigen Auseinandersetzungen. Als er beispielsweise Sahra Wagenknecht fragte, warum es in letzter Zeit so ruhig um sie geworden sei, antwortete sie genervt: „Herr Lanz, wenn Sie mich nicht einladen, werden Sie mich nicht sehen.“
Anschließend behauptete die Ex-Linken-Politikerin, sie sei bewusst nicht zu Auftritten im öffentlichen Fernsehen eingeladen worden. Eine tolle Vorlage für Lanz: „Fühlen Sie sich diskriminiert, wenn es um Talkshow-Auftritte geht?“ Wagenknecht geriet plötzlich ins Wanken: „Was bedeutet diskriminiert?“ Die Politikerin fügte hinzu, dass es dabei nicht um ihr eigenes Ego gehe. „Aber das Problem in Deutschland ist, dass viele Menschen den Eindruck haben – und das ist meiner Meinung nach berechtigt –, dass die Meinungsvielfalt eingeschränkt wird.“ Laut Wagenknecht war der BSW seit der Bundestagswahl nur „dreimal in den öffentlichen Talkshows“ vertreten.
„Wir werden hier eindeutig ausgeschlossen, weil die Leute unsere Meinung offensichtlich nicht hören wollen“, fuhr sie fort. Lanz entgegnete: „Frau Wagenknecht, bitte!“ Sie neckte jedoch unbeirrt weiter und meinte: „Wenn man das macht, dann darf man sich nicht wundern, wenn immer mehr Menschen sauer auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind.“ Ein Satz, der den ZDF-Moderator wütend machte: „Jetzt sind wir wirklich mitten im Kulturkrieg. Hast du noch einen? Raus!“ Als die BSW-Vorsitzende wissen wollte, ob Lanz die Tat leugnete, antwortete er energisch: „Hör auf damit! Ich habe nichts geleugnet, ich muss mich erst einmal von dem erholen, was gerade passiert ist.“ (Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit teleschau.)
 
			 
					