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Sachsens Landtag stimmt gegen AfD-Verbotsverfahren

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Über „Brandmauern“ hinweg: Sachsens Landtag stimmt gegen AfD-Verbotsverfahren

Sachsen ist gegen die Einleitung eines Parteiverbotsverfahrens gegen die AfD. Ein Antrag der Linken wurde mit parteiübergreifender Mehrheit abgelehnt.

Dresden – Sachsen ist gegen die Einleitung eines Parteiverbotsverfahrens gegen die AfD. Mit parteiübergreifender Mehrheit abgelehnt CDUSPD, BSW und natürlich AfD im Landtag eine entsprechende Anfrage von links weg. Vorausgegangen war eine leidenschaftliche Debatte, in der sogar Innenminister Armin Schuster (64, CDU) davor warnte, ein solches Verfahren allein aus politischer Überzeugung beim Bundesverfassungsgericht anzustrengen.

Ein Blick in den sächsischen Landtag: Über ein mögliches AfD-Verbotsverfahren entbrennt eine intensive Debatte. © picture-alliance/dpa

Es war der letzte, aber brisanteste Tagesordnungspunkt der Landtagssitzung am Donnerstag. Dabei ging es um einen Antrag der Linksfraktion im Mai, wonach der Freistaat im Bundesrat und mit der Bundesregierung die Initiative ergreifen soll, ein AfD-Verbotsverfahren einzuleiten.

Fraktionssprecher Rico Gebhardt (62) wies in seiner Begründung darauf hin, dass das Programm der AfD mit der „Garantie der Menschenwürde“ des Grundgesetzes unvereinbar sei.

Doch die Linke erlebte an diesem Abend eine große Überraschung: Mit Ausnahme der Grünen lehnten alle anderen parteiübergreifenden Abgeordneten die Idee ab. Niemand benutzte in der Debatte das Wort „Firewall“. Stattdessen wurde hart über die Angelegenheit gestritten.

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„Eine verfassungsfeindliche Stimmung allein reicht nicht aus, für ein systematisches Vorgehen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung bedarf es verlässlicher, gerichtsfester Beweise. Und diese Beweise liegen derzeit nicht vor“, argumentierte die CDU-Abgeordnete Susan Leithoff (46).

Für die SPD Sophie Koch (32) erklärte, dass noch entscheidende Fragen offen seien und man „aus Koalitionsgründen“ gegen den Antrag stimme.

Unter Beobachtung: Die AfD – je beliebter sie bei den Wählern wird, desto lauter werden in der Politik die Rufe nach einem Verbot. (Symbolfoto) © IMAGO/Steinach

Innenminister Armin Schuster belehrt Linke und Grüne

Innenminister Armin Schuster (64, CDU) sprach sich klar gegen eine sächsische Initiative zum Verbot der AfD aus. © Steffen Füssel

„Man verteidigt die Demokratie nicht, indem man politische Gegner legal ausschaltet“, warf Lutz Richter (51) vom BSW ein. Man kann keine schlechte Politik machen und dann versuchen, die Folgen des eigenen Handelns zu verdrängen.

In die gleiche Kerbe schlug der partei- und fraktionsunabhängige Matthias Berger (57): „Wir sollten uns auf den politischen Wettbewerb konzentrieren, auf die bessere Idee und nicht auf das Verbot politischer Gegner.“

Auch Innenminister Schuster warnte kurz vor der Abstimmung davor, ein Verfahren zum Verbot der AfD einzuleiten. „Politische Überzeugungen spielen vor Gericht praktisch keine Rolle“, sagte er den Linken und den Grünen.

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Es gehe nicht um das Bauchgefühl, sondern um die politische Beweislast, um „juristisch stichhaltige Beweise“, sagte Schuster. In diesem Zusammenhang wies er die Abgeordneten darauf hin, dass zwölf von 16 Bundesländern die AfD nicht einmal als „erwiesenermaßen rechtsextrem“ eingestuft hätten.

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