
Bild: Radio Bremen | Sebastian Manz
Die Polizei wollte in der Nacht einen 25-jährigen Somalier festnehmen. Nach Angaben des Pfarrers der Zion-Gemeinde war es das erste Mal, dass die Polizei gegen das Kirchenasyl vorging.
Am Dienstagabend versuchten Bremer Behörden, einen 25-jährigen Somalier festzunehmen und abzuschieben, dem von der protestantischen Zion-Gemeinde Kirchenasyl gewährt wurde. Der Versuch scheiterte offenbar am Widerstand des Pfarrers und rund hundert Menschen, die sich spontan mit den Somali solidarisierten.
Die Abschiebung wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) angeordnet. Demnach soll der 25-Jährige nach Finnland überstellt werden, da er dort zunächst über Russland in die EU eingereist sei. Die Behörde beruft sich auf das Dublin-Verfahren, das die Zuständigkeiten für Asylverfahren innerhalb der EU-Staaten regelt.
Somalier erlebten in Finnland Gewalt
Der Somalier wolle jedoch auf keinen Fall nach Finnland zurückkehren, erklärt sein Anwalt. Dort musste er Gewalt seitens der Behörden erleben. Auch der Pfarrer der Zion-Gemeinde, Thomas Lieberum, ist davon überzeugt, dass der 25-Jährige in Deutschland viel besser aufgehoben ist: „Er hat hier Freunde und Familie und fühlt sich sicher.“
Das Bremer Migrationsamt organisierte den nächtlichen Abschiebeversuch – unterstützt von der Polizei. Pfarrer Lieberum sieht darin einen Tabubruch. „Ein Kirchenasyl wurde in Bremen noch nie gebrochen, aber im Moment sieht es so aus, als ob der Senat das machen will“, sagt der Geistliche.
Solidarität mit Somalis im Gotteshaus
Der erste Versuch heute Abend scheiterte am friedlichen Widerstand von rund hundert Gemeindemitgliedern und Menschen, die vom Bremer Flüchtlingsrat eilig mobilisiert worden waren. Sie blockierten den Zugang zur Zion-Kirche, wo sich der Somalier aufhält. Dutzende Menschen übernachteten in Schlafsäcken in der Kirche, um einen weiteren möglichen Abschiebeversuch zu verhindern. Die zuständigen Bremer Behörden waren für eine Stellungnahme noch nicht erreichbar.

Warum kann die Bremer Kirche Asyl gewähren?
Seit 1985 gibt es in Bremen Kirchenasyl. Auf diese Weise kann die Kirche Menschen, denen die Abschiebung droht, Zeit geben – und ihnen helfen, in Deutschland eine Perspektive zu gewinnen.
Quelle: Radio Bremen
Quelle: Radio Bremen
Quelle: buten und innerhalb.
Dieses Thema im Programm:
Bremen Two, News, 3. Dezember 2024, 10 Uhr