Die letzten noch von der Hamas festgehaltenen Geiseln werden voraussichtlich heute Morgen freigelassen und nach Israel zurückkehren. Es ist unklar, wann genau die Übergabe der Entführten beginnen wird. Busse des Roten Kreuzes warten bereits.
Es ist ein historischer Tag im Nahen Osten: Nach mehr als zwei Jahren sollen die letzten Geiseln aus der Gewalt der militant-islamistischen Terrororganisation Hamas befreit und nach Israel zurückkehren.
Wann genau die Übergabe beginnen wird, ist noch nicht klar. Gemäß dem Nahost-Abkommen endet die Frist für die Veröffentlichung um 12 Uhr Ortszeit (11 Uhr deutscher Zeit). Nach Angaben von US-Präsident Donald Trump könnten die Entführten früher freigelassen werden.
Als Zeitpunkt nannte die israelische Regierungssprecherin Shosh Bedrosian den „frühen Montagmorgen“. Die israelische Zeitung „The Jerusalem Post“ schrieb unter Berufung auf das Militär, dass gegen 9 Uhr Ortszeit (8 Uhr deutsche Zeit) 20 lebende Geiseln aus drei Orten im Gazastreifen nach Israel zurückkehren sollten.
Das schreibt die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf israelische Medienberichte von 8 Uhr Ortszeit. Die Freilassung soll im Netzarim-Korridor beginnen und um 10 Uhr Ortszeit in Khan Yunis fortgesetzt werden.
Es stehen Busse des Roten Kreuzes zur Verfügung
Bedrosian sagte: „Wir gehen davon aus, dass alle 20 lebenden Geiseln gleichzeitig dem Roten Kreuz übergeben und in sechs bis acht Fahrzeugen transportiert werden.“
Die Vorbereitungen laufen bereits: Vor dem Büro des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz im Gazastreifen warten reihenweise Busse auf die Geiseln.
Erst wenn die Ankunft aller Geiseln in Israel bestätigt sei, würden die fast 2.000 palästinensischen Gefangenen, deren Freilassung vereinbart worden sei, im Gegenzug freigelassen, sagte Bedrosian.
Ein israelischer Armeebeamter sagte gegenüber Reportern: „Leider gehen wir davon aus, dass morgen nicht alle verstorbenen Geiseln zurückkehren werden.“ Neben 20 lebenden Geiseln soll es im Gazastreifen auch 28 Tote geben.
Netanjahu: „Historisches Ereignis“
In Israel versammelten sich in den frühen Morgenstunden Hunderte Menschen auf dem „Geiselplatz“ in Tel Aviv. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete die erwartete Freilassung der Geiseln als „historisches Ereignis“. Damit einher ginge sowohl „Freude über die Rückkehr der Geiseln“ als auch „Trauer über die Freilassung von Mördern“, sagte der Ministerpräsident mit Blick auf die im Abkommen mit der Hamas versprochene Freilassung inhaftierter Palästinenser.
Zwei Jahre nach dem Angriff der Hamas auf Israel und dem Beginn des daraus resultierenden Krieges im Gazastreifen trat am Freitag ein Waffenstillstand in Kraft. Israel und Hamas hatten zuvor der ersten Phase eines von Trump vorgelegten Friedensplans zugestimmt.
Trump auf dem Weg in den Nahen Osten
Der US-Präsident hat sich bereits auf den Weg in den Nahen Osten gemacht. „Der Krieg ist vorbei“, sagte er an Bord der Air Force One. Sein Besuch in der Region werde „ganz besonders“ sein, betonte er.
In Israel wird Trump nach einem Gespräch mit Netanyahu eine Rede vor dem israelischen Parlament halten und Angehörige von Geiseln treffen. Am Nachmittag reist er zum Nahost-Gipfel nach Sharm el-Sheikh in Ägypten, zu dem er und sein ägyptischer Kollege Abdel Fattah al-Sisi eingeladen haben. Erwartet werden Staats- und Regierungschefs aus mehr als 20 Ländern, darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz.
Ziel des Gipfels sei es, „den Krieg im Gazastreifen zu beenden, die Bemühungen um Frieden und Stabilität im Nahen Osten zu verstärken und eine neue Ära regionaler Sicherheit und Stabilität einzuleiten“, erklärte das ägyptische Präsidialamt.
Einige Konfliktpunkte sind noch offen
Nach Angaben diplomatischer Quellen wollen die Vermittlerländer USA, Ägypten und Katar bei dem Treffen Garantien für die Einhaltung des Gaza-Abkommens geben. Nach Angaben von Regierungssprecherin Bedrosian nehmen israelische Vertreter nicht an dem Gipfel teil. Auch die Hamas ist nach eigenen Angaben nicht vertreten.
Einige entscheidende Konfliktpunkte sind noch nicht gelöst. Trumps Friedensplan sieht unter anderem die Entmachtung und Entwaffnung der Hamas vor. Die islamistische Palästinenserorganisation lehnt dies jedoch strikt ab.