Ein Unikat aus der Bundesliga-Kindheit feiert runden Geburtstag. Wegen seines Laufstils erhielt Willi Lippens von den Fans den Spitznamen „Ente“. Sein Auftritt auf dem Platz war gut kalkuliert. Auch nach seiner Karriere vermarktet er es gewinnbringend.
Sein Spitzname und eine Anekdote begleiten ihn sein ganzes Leben lang. Willi Lippens, der ehemalige Profifußballer von Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund, gilt noch immer als einer der größten Spaßvögel der frühen Bundesliga. Wegen seines Laufstils, der eher einem Watscheln ähnelte, nannten ihn die Fans „Ente“. Seitdem hat er diesen Namen wahrscheinlich häufiger gehört als seinen eigenen Vornamen.
Manchmal nutzte er die Fußballbühne auch als Comedy-Stadion. Er dribbelte seine Gegner mit wackeligen Körpertäuschungen aus, setzte sich manchmal einfach auf den Ball und forderte die Torhüter bei einem Abstoß zum Doppelpass auf. „Die Lippens-Show war praktisch und unterhaltsam“, sagte der Sohn einer deutschen Mutter und eines niederländischen Vaters.
An diesem Montag wird der RWE-Plattenspieler 80 Jahre alt. Sein alter Verein veranstaltet zu Lips‘ Ehren einen offiziellen Empfang. Doch Spiele von Rot-Weiss Essen schaut er sich nur noch selten im Stadion an.
Lippens hat nur ein Länderspiel bestritten – für die Niederlande
Dort, im alten Stadion an der Essener Hafenstraße, wohnte er für wenig Geld in einem Zimmer unter der Tribüne – nur wenige Schritte vom Spielfeld entfernt. Damals spielte er für 80 Mark im Monat, das Zimmer kostete 30. Später kamen noch Boni hinzu. Reich werden konnte man damit damals nicht.
Lippens hatte von Anfang an ein besonderes Verhältnis zu den Schiedsrichtern. Der Dialog aus dem Regionalligaspiel bei Westfalia Herne im Jahr 1965 ist legendär. „Herr Lippens, ich warne Sie“, sagte der Schiedsrichter. „Herr Schiedsrichter, vielen Dank“, antwortete Lippens und wurde vom Feld verwiesen und suspendiert.
Die Anekdote lebt bis heute. Am Tor seiner Lippens-Ranch bei Bottrop, einem großen Bauernhof mit Gasthof und Restaurant, ziert eine Ente das Eisentor. Das Restaurant heißt „Danke – Mitten im Pott“. Den Ursprung des Namens können Sie im Menü nachlesen.
Lippens, der ein Länderspiel für die Niederlande absolvierte, wäre aufgrund seiner beiden Nationalitäten auch ein Kandidat für die deutsche Nationalmannschaft gewesen. Bundestrainer Helmut Schön hatte großes Interesse an dem besonderen Flügelstürmer mit Torinstinkt. Aber sein Vater wollte das nicht.
„Er sagte mir, dass ich dann nicht mehr nach Hause kommen müsste“, sagte Lippens einmal. So blieb es bei dem einen Länderspiel, denn in der Elftal galt er als Deutscher. Sein Kommentar: „Mit mir wären Holland und nur ein Deutscher 1974 Weltmeister geworden.“
Für RWE bestritt er 457 Pflichtspiele, in denen er 245 Tore schoss. Insgesamt machte er 242 Bundesligaspiele und erzielte 92 Tore. Der Abend des besonderen Tages wird traditionell auf seiner Ranch gefeiert.
pk/dpa
