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Roman „Mama & Sam“: Sarah Kuttner warnt vor Liebesbetrug

AUDIO: Neue Bücher: „Mama & Sam“ von Sarah Kuttner (4 Min.)

Stand: 20. Oktober 2025 14:27 Uhr

Sarah Kuttners Mutter ist Opfer von Love Scamming geworden, einer Betrugsmasche, bei der Täter durch gefälschte Online-Profile emotionale Bindungen aufbauen, um an das Geld ihrer Opfer zu kommen. Darüber spricht die Moderatorin in ihrem Roman „Mama und Sam“.

von Danny Marques

Die Mutter ist tot. Und zu ihrem Entsetzen stellt die Tochter fest, dass die Mutter 104.000 Euro an ihren Partner – Sam Heughan, bekannt aus der Fantasy-Serie „Outlander“ – überwiesen hat. Davon weiß der Schauspieler natürlich nichts. Die Tochter erfährt, dass die Mutter seit Monaten mit Sam Heughan chattet. Eher: dass sie dachte, er sei es. Habe aber tatsächlich mit einer anonymen Person gesprochen, die die Mutter zunehmend unter Druck setzt und immer Geld will:

Du möchtest aufhören, mit mir zu reden, weil ich dich um Hilfe gebeten habe, weil mein Abonnement fast voll ist? Wow, Baby, wirklich? Ich kann nicht glauben, dass du das jetzt zu mir sagst, wo ich dich am meisten brauche.

Leseprobe

Gefolgt von einem traurigen Smiley.

Zu sehen ist das Cover des Romans

„Mama & Sam“ erzählt die Geschichte einer Tochter, die herausfindet, dass ihre kürzlich verstorbene Mutter Opfer eines Liebesbetrugs geworden ist.

„Meine Mutter hat viel Geld verloren“

Das hört sich alles unglaublich an – ist es aber nicht, sagt Sarah Kuttner: „Das Thema Liebesbetrüger hatte ich erst auf dem Schirm, als meine Mutter damit in Berührung kam. Dann starb meine Mutter und ich musste mich um den Nachlass kümmern. Und zum Nachlass gehörte auch diese Beziehung mit einem Liebesbetrüger.“

Die Chatnachrichten im Roman seien die echten Chats, die ihre Mutter erhalten habe, sagt Kuttner. Sie möchte nicht darüber sprechen, wie viel Geld verloren gegangen ist. „Meine Mutter hat eine riesige Menge Geld verloren, sie hat ihre Familie und ihr Leben verloren, bevor sie es abholen konnte.“

Dafür gab es den Deutschen Buchpreis: Martina Hefter verarbeitet in ihrem autofiktionalen Buch viel aus ihrem eigenen Leben.

„Mama & Sam“: Intimer Bericht von Sarah Kuttner

Im Roman befindet sich die Tochter in der gleichen Situation wie Sarah Kuttner in Wirklichkeit. Sie versucht zu verstehen, was tatsächlich passiert ist. Der erste Impuls in solchen Betrugsgeschichten ist immer eine Abwehrhaltung: „Die Hauptreaktion ist immer: Wie dumm kann man sein? Das war meine eigene Reaktion auf meine eigene Mutter. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass die Leute verstehen, dass es nicht so einfach ist. Die Leute sind nicht dumm.“

Die Mutter im Roman ahnt sogar, dass sie betrogen werden könnte – und macht doch weiter. „Das Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit ist ein menschliches Grundbedürfnis“, sagt Kuttner. „Wenn du einsam, traurig oder ängstlich bist, dann bist du anfällig dafür, dass dir jemand sagt: ‚Du bist schön und ich liebe dich.‘ Dann zählt nichts anderes, das muss man verstehen und ernst nehmen.“

Vor allem die Chat-Nachrichten machen fassungslos. Der Text von Sarah Kuttner erklärt einiges. Was passiert psychologisch, auf welche Mittel greifen die Opfer zurück, um Geld zu beschaffen? Sie hat ein glaubwürdiges Mitgefühl für die Opfer und ihre Angehörigen. Manchmal liest sich alles etwas technisch. Aber es ist sehr intim, sehr menschlich.

Am 23. Oktober liest Sarah Kuttner um 20 Uhr bei Uebel & Gefährlich in Hamburg aus ihrem Roman

Mama und Sam

von Sarah Kuttner

Seitenzahl:
288 Seiten
Genre:
Roman
Herausgeber:
S. Fischer
ISBN:
978-3-10-397741-7
Preis:
22,00 €
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