Rolle bei der Demokratisierung
Sánchez würde die Memoiren von Juan Carlos nicht preisgeben
9. November 2025, 18:44 Uhr
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Spaniens Premierminister Sánchez reagiert skeptisch auf Auszüge aus den Memoiren des ehemaligen Königs Juan Carlos I. Vor allem die Darstellung seiner Rolle bei der Demokratisierung Spaniens stößt auf Kritik. Auch als Weihnachtsgeschenk möchte er die Lektüre nicht empfehlen.
Der spanische Premierminister Pedro Sánchez hat die Memoiren des ehemaligen Königs Juan Carlos I. kritisiert. Nach der Lektüre der bisher von den Medien veröffentlichten Auszüge „gehört es nicht zu den Büchern, die ich als Weihnachtsgeschenk empfehlen würde“, sagte Sánchez in einem Interview mit der Zeitung El País.
Der sozialistische Regierungschef distanzierte sich insbesondere von Juan Carlos‘ Beschreibung der Rolle, die er selbst bei der Etablierung der Demokratie in Spanien gespielt habe. „Die Demokratie ist nicht einfach vom Himmel gefallen, sie wurde vom spanischen Volk, von einfachen Bürgern erkämpft“, betonte Sánchez. Im Gegensatz dazu heißt es in Juan Carlos‘ 500-seitigen Memoiren: „Ich habe dem spanischen Volk die Freiheit gegeben, indem ich die Demokratie etabliert habe.“
Juan Carlos I. bestieg 1975 nach dem Tod des Diktators Francisco Franco den Thron und wurde damit spanisches Staatsoberhaupt. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Demokratisierung des Landes, unter anderem bei der Niederschlagung eines Militärputsches im Februar 1981. Der König erfreute sich jahrzehntelang großer Beliebtheit bei den Spaniern. Nach einer Reihe von Skandalen trat er 2014 zurück. 2020 ging er wegen des Verdachts der Unterschlagung in die Vereinigten Arabischen Emirate ins Exil, wo der 87-Jährige noch heute lebt.
Die Memoiren des ehemaligen Königs wurden am Mittwoch zunächst auf Französisch veröffentlicht, die spanische Version wird am 3. Dezember im Buchhandel erhältlich sein. Allerdings haben die Medien bereits erste Auszüge veröffentlicht. Auslöser der Kritik waren unter anderem Juan Carlos‘ freundliche Äußerungen über Diktator Franco. Kulturminister Ernest Urtasun kritisierte, es sei „ekelhaft, dass es heutzutage jemand wagt, den Diktator zu verteidigen oder zu rechtfertigen“.
