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Riesiges Phänomen in Peru: Rätsel um mysteriöses „Lochband“ gelöst

Riesiges Phänomen in PeruRätsel um das mysteriöse „Band of Holes“ gelöst

Monte Sierpe, auch bekannt als „Band der Löcher“: Forscher glauben, Beweise dafür gefunden zu haben, dass er einst sowohl als Handelszentrum als auch als Buchhaltungszentrum der Inka gedient haben könnte. (Foto: picture Alliance / Titelbilder | C. Stanish/University of Sydney/Titelbilder)

Auf einem Bergrücken in Peru gibt es auf einer Länge von 1500 Metern Tausende von Löchern, die einer bestimmten Reihenfolge zu folgen scheinen. Aber welches – und warum? Darüber rätseln Experten schon lange. Jetzt entdeckt ein Forschungsteam Hinweise auf seinen Zweck.

Botschaft an die Götter, Verteidigungssystem oder einfach ein unerklärliches Mysterium? Das sogenannte Lochband im Süden Perus ist eines der mysteriösesten Phänomene auf der Erde. Unweit der Küste, im Tal des Rio Pisco, erstreckt sich eine Art Lochstreifen aus mehr als 5.000 Löchern im Boden kilometerweit über einen Bergrücken.

In der Vergangenheit haben Forscher spekuliert, dass das Gelände möglicherweise zur Wassersammlung, zur Verteidigung, zum Pflanzenanbau, zum Bergbau oder zur Bestattung genutzt wurde. Nach einer systematischen Analyse schließt ein internationales Forschungsteam um den Archäologen Jacob Bongers von der University of Sydney und Charles Stanish von der University of South Florida in Tampa im Fachmagazin „Antiquity“ alle diese Annahmen aus.

Aus der Nähe sieht das „Band of Holes“ gar nicht so ungewöhnlich aus. (Foto: picture Alliance / Titelbilder | C. Stanish/University of Sydney/Titelbilder)

5200 präzise angeordnete Löcher

Die Anlage liegt etwa 35 Kilometer von der Pazifikküste entfernt am Fuße der Anden auf dem Monte Sierpe – übersetzt Schlangenberg. Das Band ist 1,5 Kilometer lang, etwa 20 Meter breit und enthält rund 5.200 präzise angeordnete Löcher. Die Vertiefungen sind ein bis zwei Meter breit und einen halben bis einen Meter tief. Aus der Luft betrachtet fällt auf, dass das Band gut 60 Segmente enthält, die leicht voneinander entfernt und unterschiedlich groß sind. Eine enthält etwa neun Reihen mit jeweils acht Löchern, und eine benachbarte enthält sechs Reihen mit jeweils sieben Löchern.

Verräterische Rückstände von Weiden- und Rohrkolbengewächsen

Das Team analysierte auch Bodenproben aus den Löchern auf Pflanzenpollenrückstände: Am auffälligsten waren Spuren von Mais, der vor der Ankunft der Europäer im 16. Jahrhundert im fruchtbaren Pisco-Tal angebaut wurde.

Auffällig waren auch Reste der Weidenart Salix humboldtiana, die an der Küste wächst. Aus ihren Zweigen wurden Körbe geflochten und darin Kulturpflanzen transportiert oder gelagert, schreibt das Team in der Zeitschrift Antiquity. Spuren von Rohrkolbengewächsen (Typha) deuten darauf hin, dass Löcher möglicherweise damit ausgekleidet waren.

Die Löcher sind ein bis zwei Meter breit und einen halben bis einen Meter tief. (Foto: picture Alliance / Titelbilder | C. Stanish/University of Sydney/Titelbilder)

Die Gruppe geht daher davon aus, dass Monte Sierpe zur Zeit des Chincha-Reiches (ca. 1000 bis 1400 n. Chr.) zunächst als Marktplatz für den Austausch von Handelsgütern diente. Möglicherweise hing dies mit gemeinschaftlichen rituellen Feiern zusammen.

Khipus: Knotennotation für die Buchhaltung

Als das Gebiet nach 1400 an die Inkas fiel, dienten die Löcher wahrscheinlich zur Verwaltung von Tributen und Gütern aus der Region für die Inkas. Dafür sprechen aus Sicht der Autoren nicht nur Keramikscherben, sondern auch Funde in einem nahegelegenen Inka-Verwaltungszentrum sogenannter Khipus – also Schnüre mit Knoten, die systematisch aneinandergereiht sind. Diese Knotenschreibweise wurde in Südamerika zur Buchhaltung und Bestandserfassung verwendet.

Auch die Lage des Monte Sierpe stützt diese Erklärung: Das Lochband liegt am Schnittpunkt zweier Handelswege, die in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung verlaufen. „Monte Sierpe war möglicherweise ein Ort, an dem verschiedene Gruppen Waren lagerten“, schreibt die Gruppe. Die verschiedenen Segmente könnten einzelnen sozialen oder verwandtschaftlichen Gruppen vorbehalten gewesen sein.

Südlich der Region liegen die berühmten Nazca-Geoglyphen

Andere mögliche Erklärungen schließt die Gruppe aus. Das Sammeln von Regenwasser ist in der niederschlagsarmen Region unwahrscheinlich – zumal der nahe gelegene Pisco River ausreichend Flüssigkeit bietet. Auch eine Nutzung als Verteidigungsanlage schließt die Gruppe aus, zumal keine Hinweise auf Waffen gefunden wurden. Auch Hinweise auf Bergbau oder Gräber fehlen völlig.

Südlich der Region liegen übrigens die weltberühmten Nazca-Geoglyphen mit Hunderten von Kratzbildern. Diese Nazca-Linien wurden vor etwa 2.000 Jahren in den Boden geritzt und zeigen unter anderem Menschen, Affen, Vögel, Wale und Spinnen. Sie dienten vermutlich rituellen Zwecken und wurden 1994 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Quelle: ntv.de, Walter Willems, dpa

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