Lang erwartetes Projekt
Regierung überrascht mit weiterer Rentenreform
13. Oktober 2025 – 14:58 UhrLesezeit: 3 Minuten

Die Bundesregierung treibt ihre Reform der Altersvorsorge voran. Über einen Nachfolger der gescheiterten Riester-Rente will sie im Jahr 2025 entscheiden.
Es ist ein Projekt, das seit Jahren auf der To-Do-Liste der Regierungskoalitionen steht, aber noch nicht ins Ziel gekommen ist: Die private Altersvorsorge in Deutschland braucht eine Generalüberholung. Oder anders ausgedrückt: Die Riester-Rente muss weg und ein Nachfolger muss gefunden werden.
Darauf hatte sich auch die aktuelle Bundesregierung geeinigt, von einer konkreten Umsetzung ist aber abgesehen von dieser Zusage aus dem Koalitionsvertrag kaum etwas bis gar nichts zu hören. Umso überraschender war ein Satz aus dem Koalitionsbeschluss von letzter Woche.
„Als zusätzlicher Teil der Rentenreform wird im Jahr 2025 die Reform der privaten Altersvorsorge (Nachfolge Riester) im Kabinett beschlossen“, heißt es in den Zeilen 90 und 91. Das bedeutet: Die Vorruhestandsrente soll nicht nur eine staatlich finanzierte Form der Altersvorsorge für Kinder sein, sondern auch für alle Bürger, die älter als 18 Jahre sind.
Der notwendige Gesetzesentwurf könnte schneller als üblich vorgelegt werden. Denn: Der damalige Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte bereits in der letzten Legislaturperiode einen Entwurf für ein sogenanntes Altersvorsorgeportfolio erarbeitet. Der damalige Plan sah vor, dass Sparer ihr Geld langfristig und breit gestreut an der Börse anlegen und dabei staatliche Zuschüsse erhalten. Während der Sparphase sollte das Portfolio auch steuerlich gefördert werden. Auf das eingezahlte Kapital soll es – anders als beim aktuellen Riester – keine Einlagegarantien geben. Diese Ideen könnten nun recycelt werden.
Die Ankündigung einer schnelleren Reform wird im Finanzsektor positiv aufgenommen. „Jetzt scheint die wichtigste Reform Vorrang zu haben, die dazu beitragen wird, die Rentenlücke für 50 Millionen Menschen im Alter zwischen 18 und 66 Jahren zu verringern“, sagte Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbandes BVI. Auch Thomas Soltau, Vorstand des Neo-Brokers Smartbroker, hält das Altersvorsorgekonto für „einen echten Game Changer“, wenn der aktuelle Gesetzesentwurf nicht zum Schlechteren geändert werde.
Doch nicht nur diejenigen, die mit einer solchen Reform neue Kunden gewinnen könnten, begrüßen das Vorhaben. Auch der Geldratgeber „Finanztip“ freut sich, dass es hier vorangeht. Erst kürzlich hatte sich das Verbraucherportal in einem Positionspapier für ein staatlich gefördertes Altersvorsorgekonto für alle Verbraucher ausgesprochen – unabhängig von ihrem Einstiegsalter und ohne komplizierte Antrags- und Einkommensprüfung.
„In Deutschland neigen wir dazu, alles zu verkomplizieren“, sagte „Finanztip“-Chefredakteur Saidi Sulilatu am vergangenen Donnerstag bei einer hauseigenen Veranstaltung in Berlin. Dieser Fehler der Riester-Rente sollte sich nicht wiederholen. „Der Finanzsektor hatte ein wichtiges Mitspracherecht. Die Leute wussten nicht einmal, was sie unterschrieben hatten.“