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Kay Vess ist keine große Heldin. Und ihr bester Freund Nix ist auch keine. Gerade das macht sie nahbar und sympathisch. Wer sich noch an die „Star Wars“ der 1970er und 80er Jahre erinnert, wird sich hier wohlfühlen. Denn das neue Duo spielt auf den wichtigsten Antihelden des Star Wars-Universums an: Han Solo. Kay Vess ist zudem ein respektloser, findiger Gauner.
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Ein spielbarer Kindheitstraum
Die Grundidee von „Star Wars Outlaws“ wirkt wie ein Spiegelbild der „Star Wars Jedi“-Spiele von Konkurrent EA. Während wir in letzterem einen glaubhaft steifen Jedi-Nerd in der Tradition Luke Skywalkers spielen, fühlen wir uns hier wie in einem Han Solo-Simulator. Kay Vess, gespielt von Humberly Gonzales, überzeugt uns als überforderter, aber furchtloser Kleingangster. Auch die Gegner, Mentoren und Gangsterbosse treffen den richtigen Ton. Jabba the Hutt taucht zwangsläufig irgendwann auf. Und natürlich geht es in der Schurkengeschichte um den großen Durchbruch.
Alles wirkt bewusst altmodisch. Bis ins kleinste Detail ist „Outlaws“ der originalen Filmtrilogie nachempfunden. Auf Tatooine wirken die Sets wie gedreht. Nicht zufällig ist Kay Vess‘ Frisur ein Look, der Anfang der 1980er Jahre gut funktioniert hätte. Die schäbigen Figuren in verrauchten Cantinas, die übertrieben spektakulären Panoramen, die schmierigen Tasten auf klobigen Computern – all das gab es vor über 40 Jahren im Kino genauso. „Outlaws“ ist ein detailverliebtes Spiel von Fans für Fans, mit dem sich diese Fantasy interaktiv erleben lässt.
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Ein altmodisches Action-Abenteuer
Auch die Spielidee ist ein Mix aus Zitaten. Alles aus „Star Wars Outlaws“ haben wir schon in anderen Action-Adventures gemacht. Wir steuern Kay Vess direkt und schauen ihr über die Schulter. Ihr kleiner Kumpel Nix nimmt Befehle entgegen. Kay erlebt eine weitgehend lineare Story, hat aber viel Zeit für Umwege. Sie plündert sich durch die offenen Welten mehrerer Planeten, nimmt gefährliche Aufträge an, verplempert Zeit und macht Beute.
Kay muss einigermaßen simple Herausforderungen absolvieren, in feindliche Lager einbrechen, schleichen, klettern, Türen aufbrechen, Computer hacken und möglichst vermeiden, gesehen zu werden. Schießereien werden schnell gefährlich. Kay rast mit ihrem Speeder durch Wüsten und Steppen und liefert sich mit ihrem Raumschiff Scharmützel. Das alles macht Spaß, ist aber ein wenig unoriginell. Im Laufe der Stunden lernen Kay und Nix zwar ein paar neue Tricks, im Vergleich zu anderen Stealth- oder Actionspielen bietet „Outlaws“ allerdings wenig Neues. Der Mix ist stimmig und unterhaltsam, setzt sich aber nicht von den erkennbaren Vorbildern ab. In „Far Cry“ ist die Action explosiver, in „Uncharted“ sind die Höhepunkte spektakulärer.
![Die Protagonistin des Spiels, Kay Vess, ist keine große Heldin. Doch gerade das macht sie so sympathisch, findet unsere Autorin.](https://www.kn-online.de/resizer/v2/YUWJHJ3BD5EXLJLI4RTMVAXXUE.png?auth=83b85a397e89df69946feef08fe177bc7438b74c807e1852538ca6978dbd3dc1&quality=70&width=428&height=241&smart=true)
Die Protagonistin des Spiels, Kay Vess, ist keine große Heldin. Doch gerade das macht sie so sympathisch, findet unsere Autorin.
Quelle: Ubisoft
Bei den großen Story-Missionen steht das Spektakel im Vordergrund, unterstützt durch gut inszenierte Dialoge und schicke Kulissen. Mehr Spaß macht uns „Outlaws“ allerdings, wenn wir nicht gerade durch ein großes Set-Piece geführt werden. In jeder der fünf Welten gibt es wirklich etwas zu entdecken – wir können uns frei bewegen, beim kapriziösen Kartenspiel Sabacc Geld verdienen, Gespräche in Bars belauschen, rivalisierende Fraktionen gegeneinander ausspielen, allerlei Loot entdecken. Außerdem können wir im Speeder durch die Gegend düsen und im Raumschiff die eine oder andere Schlacht schlagen.
Kay Vess ist in ihrem Raumschiff stark, zu Fuß hat sie jedoch nur einen mickrigen Blaster. Sie kann besiegten Gegnern zwar Waffen abnehmen, dann aber nur das Magazin leeren. Nachladen kann sie nicht. Und ihre Lebensenergie ist schnell aufgebraucht. Offene Duelle können schnell eskalieren. Besser läuft es, wenn Kay sich schnell vor den dummen Lakaien des Imperiums versteckt und schmutzige Tricks auspackt.
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Ein wichtiger Komplize ist das niedliche Alien-Haustier Nix. Weil es klein ist und große Augen hat, wird es von seiner Umgebung leicht übersehen. Doch genau das ist ein wesentlicher Teil der Erfolgsstrategie: Unterschätzt werden und dann zuschlagen. Nix kann Wachen nicht nur ablenken, sondern sie auch angreifen oder bestehlen, er kann Schalter umlegen und Explosionen auslösen. So beginnen viele Missionen heimlich, nehmen eine laute Wendung und enden mit einer rasanten Flucht.
Eine starke Leistung
Action-Adventures in offenen Spielwelten sind nichts Neues. Das Großbild-Modell ist zwar deutlich älter. Dass es aber so direkt als geschlossene, technisch überzeugende Vision auf Computer und Konsole landet, ist neu. „Star Wars Outlaws“ erscheint für PC, Playstation 5 und die Xbox-Series-Konsolen. Ältere Plattformen werden nicht unterstützt. Und das sieht man dem Spiel auch an. Schon auf den Spielkonsolen beeindrucken uns die weit offenen, dynamischen und stimmungsvoll beleuchteten Welten voller handgefertigter Details. Auf einem aktuellen Gaming-PC wirkt es dank 4K-Auflösung und hoher Bildrate sogar noch schärfer und lebendiger. Aber auch auf der Xbox Series S sieht „Outlaws“ noch gut aus – wenn auch sichtbar unscharf.
Als technisches Prachtstück ist „Outlaws“ ein gutes Mittel, Freunde von den Vorzügen einer teuren Grafikkarte zu überzeugen. Technikfans sollten sich vor dem Kauf aber auch fragen, was sie von „Star Wars“ halten. Die Präsentation ist dynamisch und stimmungsvoll, das Rad erfindet das Spiel aber nicht neu.
Doch für Millionen Star Wars-Fans bietet dieses Abenteuer genau das, worauf sie gewartet haben. Wem der feierliche Ernst der Jedi-Ritter schon immer auf die Nerven ging, für den ist Kay Vess genau das richtige Gegenmittel. In der Grauzone (ab 16 Jahren) macht das Leben einfach mehr Spaß. Als interaktiver Trip und Wunscherfüllung ist „Star Wars Outlaws“ ein Volltreffer – auch in einer überfüllten Nische von Titeln, die Ähnliches versuchen.