Reinhold Würth tritt ab: Enkel übernimmt Milliarden-Konzern | Geld

Reinhold Würth tritt ab: Enkel übernimmt Milliarden-Konzern | Geld

„Schraubenkönig“ Reinhold Würth (89) hat aus dem Zwei-Mann-Betrieb seines Vaters einen Milliarden-Konzern gemacht. Nach mehr als 75 Arbeitsjahren tritt er nun ab.

Aus dem Tagesgeschäft des Konzerns war Reinhold Würth bereits vor Jahren ausgestiegen, saß danach aber unter anderem noch dem Stiftungsaufsichtsrat vor. Das Kontrollgremium wacht über die Familienstiftungen, denen die Würth-Gruppe gehört. Sie ist an wichtigen strategischen Weichenstellungen beteiligt. Diesen Stiftungsrat leitet in Zukunft sein Enkel Benjamin (43).

Reinhold Würth (89,l.) mit Enkel Benjamin (43) zusammen in der Firmenzentrale in Künzelsau, Baden-Württemberg

Reinhold Würth (89,l.) mit Enkel Benjamin (43) zusammen in der Firmenzentrale in Künzelsau, Baden-Württemberg

Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Der neue Chef beteuert, er wolle „nicht per se etwas ändern, aber fortführen und ausbauen“. Und sein Großvater ergänzt: „Die Wirtschaft ändert sich ständig. Morgens beim Aufstehen sieht es anders aus als am Vorabend. Und darauf muss so ein großes Unternehmen reagieren können.“

Wie bereits im Oktober angekündigt, zieht sich der 89-Jährige nun weitgehend von seinem Lebenswerk zurück. Groß einmischen wolle er sich nicht, aber sein Wort dürfte künftig weiterhin Gewicht haben. „Ich quatsche aus dem Hintergrund vielleicht schon noch ein bisschen rein. Aber ich werde mich zurückhalten“, so Würth. Sorgen um die Zukunft des Handelskonzerns machte er sich nicht. „Wir haben immerhin eine Eigenkapitalquote, die bei 48 Prozent liegt. Das Unternehmen ist sehr gesund.“

In Zukunft will es der Patriarch lässiger nehmen als bisher und sehr viel privat machen. „Zuerst gehe ich Ende Januar auf mein Boot für einen Monat“, erzählt er. Das Ziel sei die Karibik. „Wahrscheinlich die British Virgin Islands.“

Würth-Enkel Sebastian (37) bei der 75-Jahre-Würth-Gala im Oktober 2024

Foto: REUTERS

Zum Jahreswechsel wurden in dem Unternehmen noch zwei weitere Wechsel vollzogen: Enkel Sebastian Würth übernimmt den Vorsitz des Beirats. Das ist das oberste Überwachungs- und Kontrollorgan der Würth-Gruppe, es wurde bisher von der Schwester des Seniors, Bettina Würth (63) geleitet. Die Kunst- und Kulturaktivitäten führt in Zukunft Maria Würth (34), ebenfalls eine Enkelin Reinhold Würths.

Maria Würth (34, in Gelb) mit ihrem Mann Christian (38). Rechts von ihr Großvater Reinhold Würth (89) mit seiner Frau Carmen (87) bei der Ausstellungseröffnung im Würth Museum

Foto: Agency People Image

Vom kleinen Betrieb zum Milliarden-Unternehmen

Reinhold Würth begann 1949 eine Lehre in der Schraubengroßhandlung seines Vaters. Nach dessen Tod fünf Jahre später übernahm der damals 19-Jährige den kleinen Betrieb. Unter seiner Führung expandierte das Unternehmen in den folgenden Jahrzehnten im großen Stil. Heute umfasst das Sortiment demnach mehr als eine Million Produkte, unter anderem für Handwerks- und Industriebetriebe. Dazu gehören neben Schrauben und Dübeln zum Beispiel auch Werkzeuge und Arbeitsschutz-Artikel.

Der einstige Zwei-Mann-Betrieb hat Würth zum Milliardär gemacht, er zählt heute zu den reichsten Deutschen. Für den Handelskonzern arbeiteten zuletzt weltweit mehr als 88.500 Menschen, davon gut 27.400 in Deutschland. 2023 erzielte die Würth-Gruppe einen Umsatz von mehr als 20 Milliarden Euro.

Der Unternehmer machte im Frühjahr 2024 mit einem Schreiben Schlagzeilen, in dem er seinen Beschäftigten in Deutschland davon abgeraten hatte, für die AfD zu stimmen.

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