
Ein russischer Minister und Verwandter Putins plauderte vor laufender Kamera über russische Verluste in der Ukraine. Es folgte prompt eine Abmahnung.
Moskau – Die stellvertretende russische Verteidigungsministerin Anna Tsivilyova hat einem Medienbericht zufolge sensible Informationen über russische Verluste im Ukraine-Krieg preisgegeben. Sie gab offenbar bei einer parlamentarischen Anhörung an, dass 48.000 Angehörige von im Ukraine-Krieg eingesetzten Soldaten einen Durchsuchungsantrag bei den Behörden gestellt hätten.
Bemerkenswert ist auch, dass die Vizeministerin angeblich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verwandt ist: Sie soll die Tochter eines seiner Cousins sein.
Russlands Verluste an der Ukraine-Front: Putins Verwandte verraten Kriegsgeheimnisse
Die Aussagen des stellvertretenden russischen Verteidigungsministers sind in einem von unabhängigen russischen Medien veröffentlichten Video zu sehen Astra am Dienstag (5. Dezember) auf dem Onlinedienst Telegram.
Laut dem Video sagte Tsivilyova den Abgeordneten bei der Anhörung, dass das Innenministerium „völlig kostenlos und auf eigene Kosten“ DNA-Proben entnimmt und alle Verwandten, die uns kontaktiert haben, in seine Datenbank aufnimmt. Wie gesagt, 48.000 Menschen.“

Ukraine-Krieg: Putin-Angehörige nennen „sehr sensible und vertrauliche“ Zahlen für Russland
Im Video ist auch zu sehen, wie der Chef des Verteidigungsausschusses, Andrei Kartapolov, den stellvertretenden Minister anschließend auffordert, diese Informationen nicht preiszugeben. Sie habe über „sehr sensible und vertrauliche“ Informationen gesprochen, bemerkte er. „Ich bitte Sie dringend, diese Zahlen nirgendwo zu erwähnen“, fährt Kartapolov fort. „Wir sollten diese Zahlen nirgendwo in den Abschlussdokumenten angeben.“
Zivilyova sagt dann: „Ich habe nicht die Zahl der Vermissten erwähnt, sondern die Zahl der Anfragen an uns.“ Das russische Portal Astra Dem Bericht zufolge stammt das Video aus einem Livestream auf der Website des Parlaments und zeigt eine Anhörung von Ende November.
Die russischen Behörden halten die Zahlen zu den Opfern im Ukraine-Krieg streng geheim
Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte am 26. November 2024 Fotos und Videos, die offenbar dieselbe Anhörung im Unterhaus zeigten. Der entsprechende Auszug mit den sensiblen Informationen konnte jedoch nicht eingesehen werden.
Die russischen Behörden halten die Zahl der Opfer im Ukraine-Krieg streng geheim. Der russische Dienst der British Broadcasting Corporation BBC und das unabhängige russische Nachrichtenportal Mediazona Nach eigenen Angaben identifizierten sie anhand öffentlich zugänglicher Daten knapp 80.000 tote russische Soldaten. Ihren Angaben zufolge dürfte die tatsächliche Zahl der Opfer deutlich höher liegen. Doch in der Luft hat Russland die Oberhand: Kürzlich wurde im ukrainischen Luftraum ein veraltetes sowjetisches Flugzeug entdeckt.
Auch über die militärischen Verluste ihrerseits macht die Ukraine kaum Angaben. Unabhängige Schätzungen gehen zudem von Zehntausenden Toten und Verletzten aus. (afp/jal)