
Abzug nach Rebellenoffensive auf Aleppo: Russland reagiert auf die aktuelle Lage – und zieht seine Marine aus Syrien ab. Verliert Assad seinen Verbündeten im Krieg?
Tartus – Die jüngsten Entwicklungen im syrischen Bürgerkrieg haben die strategische Lage für Russland derzeit deutlich verändert. Mit einer überraschenden Offensive haben islamistische Rebellen die Millionenstadt Aleppo unter ihre Kontrolle gebracht und gleichzeitig die militärische Präsenz Russlands in der Region unter Druck gesetzt. Der Vormarsch kam für viele Beobachter überraschend und führte offenbar zu hektischen Reaktionen der russischen Streitkräfte, die mehrere Militärstützpunkte schnell räumen mussten. Nach der Aufgabe von Luftwaffenstützpunkten scheint sich auch Wladimir Putins Marine in Sicherheit zu bringen.
Aktuelle Lage im Syrienkrieg: Russland zieht nach der Aleppo-Offensive seine Marine ab
Neue Berichte deuten darauf hin, dass Russland nach der Rebellenoffensive auf Aleppo einige seiner Kriegsschiffe aus der syrischen Mittelmeerstadt Tartus abgezogen hat. Das berichtet die Plattform navelnews.com. Demnach wurde eines der Schiffe, die Hilfsfähre Yelnja, bereits beim Verlassen von Tartus beobachtet. Auch eine Fregatte und ein U-Boot sollen den Hafen verlassen haben. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Laut Meeresanalysten von Droxford Maritime besteht jedoch „eine realistische Möglichkeit“, dass diese Bewegungen mit der sich verschlechternden Lage im Syrienkrieg zusammenhängen.

Der russische Marinestützpunkt Tartus an der syrischen Mittelmeerküste ist für Moskau von strategischer Bedeutung. Russland betreibt diesen Stützpunkt seit 1971, er hat jedoch in den letzten Jahren aufgrund des syrischen Bürgerkriegs und der geopolitischen Spannungen im Mittelmeerraum an Bedeutung gewonnen. Tartus ist der einzige russische Marinestützpunkt im Mittelmeer und ermöglicht dem Kreml, seine Kriegsschiffe zu reparieren und aufzutanken, ohne den ganzen Weg bis zum Schwarzen Meer reisen zu müssen. Insbesondere seit Beginn der Ukraine-Invasion im Jahr 2022 hat Russland seine Präsenz in Tartus verstärkt, auch um der NATO-Präsenz im Mittelmeer entgegentreten zu können.
Was ist in Syrien los? Russland zieht Marine und Kampfflugzeuge ab
Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien im Jahr 2012 hat Russland die Nutzung des Mittelmeerhafens erneut verstärkt. Putin ist einer der wichtigsten Verbündeten des Regimes von Baschar al-Assad. Die russische Armee trug mit ihrer Marine und Luftwaffe dazu bei, die Rebellen in Schach zu halten. Doch vor ein paar Tagen hat sich die Situation geändert. Auch die jüngste Offensive der Rebellen in Aleppo hat erhebliche Auswirkungen auf die militärische Strategie Russlands in Syrien. Nachdem die islamistischen Milizen die Millionenstadt unter ihre Kontrolle gebracht haben, geht Russland auf Nummer sicher. Wieder Tagesspiegel Wie am Montag berichtet wurde, wurden einige Luftwaffenstützpunkte vorsorglich bereits von Putins Armee evakuiert.
Offiziell will Russland dem Assad-Regime im Syrienkrieg seine Unterstützung nicht entziehen – trotz der aktuellen Rückschläge. „Selbstverständlich unterstützen wir weiterhin Baschar al-Assad“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur zufolge dpa. Als Beweis flogen russische Kampfflugzeuge am Wochenende mehrere Luftangriffe auf Aleppo, um die syrische Regierung bei ihrer Gegenoffensive zu unterstützen. Nach Angaben der Rebellen kamen durch die russischen Bombenangriffe mindestens dreizehn Menschen ums Leben. 23 weitere Menschen sollen verletzt worden sein.
Rebellen erobern Aleppo: Assad-Regime antwortet mit Gegenoffensive im Bürgerkrieg
Auch russische Kampfflugzeuge flogen am Dienstag (3. Dezember) neue Einsätze. Infolgedessen konnten syrische Regierungstruppen nach eigenen Angaben neue Angriffe islamistischer Rebellen abwehren, um in Gebiete nördlich der Stadt Hama vorzudringen. Die syrische Armee habe am Abend eine große Gegenoffensive gestartet, um in den letzten Tagen verlorene Gebiete zurückzugewinnen, sagte ein Armeekommandant der Regierungstruppen dpa. Die Armee eroberte die Stadt Chanasir, rund 80 Kilometer südöstlich von Aleppo, zurück – weniger als 48 Stunden nach der Einnahme durch die Aufständischen am Sonntag.
Neuigkeiten im Syrienkrieg: Russland, Iran und die Türkei suchen nach einem Ausweg – UN-Sicherheitsrat tagt
Angesichts der traurigen Nachrichten aus dem aufgeflammten Krieg in Syrien hat der Westen, darunter auch Deutschland, zur Deeskalation aufgerufen. Am Dienstag soll der UN-Sicherheitsrat zusammentreten. Allerdings wollen auch Assads Verbündete nach einem Ausweg aus dem Konflikt suchen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, wird am 7. und 8. Dezember im Sternbild Astana über die aktuelle Lage in Syrien diskutiert.
In Doha treffen sich die Außenminister Irans, Russlands und der Türkei. Die drei Länder trafen sich 2017 erstmals zu einer Konferenz in der kasachischen Hauptstadt Astana, um den Bürgerkrieg zu beenden. Russland, das neben dem Iran das Assad-Regime unterstützt, hatte die Verhandlungen damals gemeinsam mit der Türkei, die die Rebellen unterstützt, initiiert. Allerdings war das Format damals nicht erfolgreich. (jkf)