Nachdem der russische Präsident Wladimir Putin angekündigt hatte, Journalisten über einen „Korridor“ den Zugang zu umkämpften Kriegsgebieten zu ermöglichen, warnte die Ukraine vor solchen Reisen. „Ehrlich gesagt rate ich Journalisten dringend, Putins Vorschlägen für ‚Korridore‘ im Kriegsgebiet nicht zu vertrauen“, sagte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhii Tykhyi, in einem Beitrag auf X.
Nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass sagte Putin am Mittwoch, die russische Armee sei bereit, Journalisten – auch aus dem Ausland – Zugang zu den umkämpften ukrainischen Städten Kupjansk und Pokrowsk zu gewähren, um mit ukrainischen Soldaten zu sprechen, die nach russischen Angaben dort gefangen waren. Demnach sei Russland bereit, die Kampfhandlungen für einige Stunden einzustellen und Medienvertretern einen sicheren Weg über Korridore zu ermöglichen.
Selenskyj: Lage in Pokrowsk „schwierig“
„Putins einziges Ziel ist die Verlängerung des Krieges“, sagte Tykhyi. Er habe „keines seiner Waffenstillstandsversprechen gehalten“. Der Sprecher verwies auf einen Vorfall im Jahr 2014 in der ostukrainischen Stadt Ilowaisk, bei dem zahlreiche ukrainische Soldaten getötet wurden, nachdem sie trotz eines Waffenstillstands auf dem Rückzug mit pro-russischen Kräften gekämpft hatten.
Er warnte außerdem davor, dass unbefugte Besuche von Journalisten in von Russland besetzten Gebieten gegen ukrainisches und internationales Recht verstoßen würden. „Wir beobachten die Situation genau“, sagte Tykhyi.
Einem Reuters-Bericht zufolge rückt die russische Armee seit über einem Jahr schrittweise auf Pokrowsk in der ostukrainischen Region Donezk vor. Allerdings wies der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrskyj am Donnerstag russische Behauptungen zurück, dass ukrainische Truppen dort eingekesselt seien. Die Ukraine unternehme Schritte, um die Stabilität der Verteidigung in der Stadt zu stärken und die Versorgungs- und Evakuierungswege zu schützen, sagte er laut Reuters im Nachrichtendienst Telegram.
Laut der ukrainischen Nachrichtenseite Ukrainska Pravda sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitag auf einer Pressekonferenz, dass die Lage in Pokrowsk „schwierig“ sei, es aber keine größeren Veränderungen gegeben habe. Über die Anwesenheit russischer Soldaten sagte er: „Es gibt viele von ihnen, aber zu sagen, dass sie die Ukraine besiegen – das stimmt nicht.“ Selenskyj sagte, in der gesamten Region seien rund 170.000 russische Soldaten stationiert.
