An der Front herrscht in Moskau ein gravierender Personalmangel. Nun kann offenbar jeder, der das Hepatitis-C-Virus in sich trägt, in den Krieg ziehen.
Die hohen Verluste an der Front im Ukraine-Krieg zwingen Russland vermutlich zu immer drastischeren Maßnahmen zur Wiederauffüllung seiner Truppenkontingente. Bis zu 1.200 Soldaten verlieren an einem Tag ihr Leben. Seit dem Angriff auf die Ukraine soll Moskau 615.000 Soldaten verloren haben. Nach Angaben der New York Times schätzen US-Experten, dass 115.000 von ihnen getötet wurden.
Bisher hat Machthaber Putin auf eine allgemeine Mobilisierung verzichtet, doch er lässt nichts unversucht, neue Männer an die Front zu schicken. Zunächst erlaubte er Schwerverbrechern, ihre Zellen mit den Schützengräben zu tauschen. Nun geht das russische Militär offenbar noch einen Schritt weiter.
Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR berichtet, dass Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus kein Grund mehr seien, den Antrag eines Soldaten abzulehnen. Eine entsprechende Anordnung habe der russische Verteidigungsminister Andrej Beloussow erlassen, berichtet die ukrainische „Neue Stimme der Ukraine“.
Rekruten würden daher vor ihrem Einsatz eine Impfung gegen Hepatitis B und anschließend antivirale Medikamente gegen Hepatitis C erhalten. „Nach Schätzungen der russischen Führung wird diese neue Mobilisierungsentscheidung es ihnen ermöglichen, Tausende von Gefangenen in Angriffsmissionen gegen die Ukraine einzusetzen“, so der ukrainische Geheimdienst Beamte berichteten.
Offenbar befinden sich bis zu 10.000 mit Hepatitis infizierte Häftlinge in Haftanstalten und Gefängnissen im Zentralen Militärbezirk der russischen Streitkräfte. Etwa 15 Prozent von ihnen meldeten sich nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes zum Militärdienst. Die Informationen können nicht unabhängig überprüft werden. Die Kompanien der Infizierten sollen in Luhansk und Donezk stationiert werden.
Hepatitis wird durch Blut von Mensch zu Mensch übertragen, entweder durch ungeborene Babys oder durch mangelnde Hygiene bei Injektionen. Letzteres kommt vor allem bei Drogenkonsumenten häufig vor. „Abhängig von der Viruskonzentration im Blut kann HCV auch in anderen Körperflüssigkeiten wie Speichel, Schweiß, Tränen und Sperma nachweisbar sein. Eine Ansteckung über diese Körperflüssigkeiten ist jedoch sehr unwahrscheinlich“, schreibt das Robert Koch-Institut. Eine sexuelle Übertragung von HCV ist grundsätzlich möglich.
Die bisher durchgeführten Studien deuten jedoch darauf hin, dass das Übertragungsrisiko grundsätzlich gering ist. Laut RKI verläuft die Infektion bei rund 75 Prozent der Betroffenen ohne erkennbare klinische Symptome oder geht nur mit unspezifischen und grippeähnlichen Symptomen einher. Etwa 60 bis 85 Prozent der Infektionen verlaufen chronisch. Etwa 16 bis 20 Prozent der Menschen mit chronischer Hepatitis C entwickeln nach 20 Jahren eine Leberzirrhose mit zunehmendem Verlust der Leberfunktion.
An der Kriegsfront könnte das Virus auch durch unzureichend kontrollierte Bluttransfusionen übertragen werden. Viele Soldaten werden durch Granaten verletzt und verlieren viel Blut. Wenn Blutspenden in Feldlazaretten nicht ausreichend untersucht werden, könnte sich das Hepatitis-C-Virus schnell verbreiten.