Maria Aljochina
Wegen ihr kämpfte Lanz mit den Tränen
Aktualisiert am 31.10.2025 – 6:42 UhrLesezeit: 4 Minuten
Die Pussy-Riot-Aktivistin Marija Aljochina berührte Markus Lanz sichtlich. Allerdings befand sich die Moderatorin auf Kollisionskurs mit Sahra Wagenknecht.
Ein Pussy-Riot-Mitglied und Sahra Wagenknecht in einer Sendung – es war zu erwarten, dass gegensätzliche Perspektiven auftauchen würden, wenn es um das Russlandbild ginge. Trotz deutlicher Kritik an Wagenknecht blieb Marija Alyochina äußerst gelassen. Deutlich hitziger wurde es allerdings zwischen BSW-Chef und Moderator Markus Lanz.
- Sahra WagenknechtPolitiker (BSW)
- Maria AljochinaMenschenrechtsaktivistin und Mitglied von Pussy Riot
- Kerstin MünstermannLeiter des Parlamentsbüros der Rheinischen Post
- Carlo MasalaPolitikwissenschaftler und Militärexperte
Gleich zu Beginn der Show gerieten Sahra Wagenknecht und Markus Lanz aneinander. Die BSW-Chefin warf den öffentlich-rechtlichen Sendern vor, ihre Partei systematisch aus Talkshows herauszuhalten. Ihrer Meinung nach wurde der BSW gezielt von der öffentlichen Debatte ausgeschlossen, weil bestimmte Meinungen dort nicht erwünscht seien.
Lanz protestierte und wurde sarkastisch. „Oh, jetzt sind wir wirklich im Kulturkrieg“, kommentierte er, „hast du noch einen? Raus.“
Wagenknecht legte nach und warf der etablierten Politik vor, das Meinungsspektrum bewusst einzuschränken. Unter der Bezeichnung „Demokraten“ gibt es in Deutschland einen „harten Block“, der Andersdenkende systematisch ausschließt. Sie sprach von einer neuen Abbruchkultur: Wer ihrer Meinung nach nicht in das vorherrschende Meinungsbild passe, werde aus der öffentlichen Debatte verdrängt.
Lanz widersprach – und lenkte das Gespräch schnell auf außenpolitische Themen. Zunächst ging es um angeblich russische Drohnen, die zuletzt immer wieder im europäischen Luftraum aufgetaucht sind. Wagenknecht äußerte Zweifel an der Urheberschaft und warnte, Deutschland werde eine Art Hysterie eingeredet – mit Vorfällen, die nach Ansicht des Politikers möglicherweise gar nicht aus Russland stammten. „Ich möchte nicht, dass uns ein Krieg mit Russland aufgeschwatzt wird“, sagte Wagenknecht.
Die russische Menschenrechtsaktivistin Maria Aljochina widersprach Wagenknecht ruhig, aber bestimmt. Der ehemalige Pussy-Riot-Aktivist warf dem BSW-Chef vor, Narrative zu bedienen, „die auf den Propagandasendern in Russland zu hören sind“. Sie wandte sich an Wagenknecht und fragte: „Ich weiß nicht, ob Sie in Russland waren – und wenn Sie dort waren, wann Sie dort waren.“
Aljochina warnte davor, Putins Expansionspläne zu unterschätzen. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass ein Teil Berlins einst zum sowjetischen Einflussgebiet gehörte. „Warum glaubst du, dass er dich nicht angreifen will?“ sie fragte. Wenn Putin die Ukraine übernimmt, wird er dort rekrutieren – und dann Deutschland angreifen.
Anschließend berichtete sie von ihren eigenen Erfahrungen mit dem russischen Unterdrückungsapparat: Sie sei mehrfach verhaftet, zu 15 Tagen Gefängnis verurteilt und schließlich für zwei Jahre in ein Gefangenenlager geschickt worden. Es wurde ihr verboten, das Land zu verlassen. Russland, betonte sie, habe diesen Krieg begonnen.
Moderator Markus Lanz war zutiefst berührt von Alyochinas Geschichte – und kämpfte mit den Tränen. „Ich bin sehr berührt von dem, was Sie gerade gesagt haben“, sagte er. Er traf in St. Petersburg junge Frauen, die wie Aljochina gegen das System kämpften. „Wenn man sich die Bilder von damals anschaut, bekommt man ein Gefühl dafür, wie unglaublich mutig diese russischen Oppositionellen – Sie eingeschlossen – sind.“
 
			 
					