Kristjan Glibo wird voraussichtlich am Freitagabend auf der OFC-Bank sitzen. Demnächst wird ein neuer Sportdirektor vorgestellt und dann die Trainerfrage geklärt.
Offenbach – Die Offenbacher Kickers befinden sich in der Regionalliga Südwest im freien Fall. Obwohl der Abstiegsplatz gefährlich nah ist, werden sie noch nicht die Reißleine ziehen. Kurz nach der bitteren 4:3-Niederlage beim FC Astoria Walldorf ging Trainer Kristjan Glibo selbst davon aus, dass er am Freitagabend (19 Uhr) beim Heimspiel gegen den SC Freiburg II erneut an der Seitenlinie stehen würde. Am Sonntag war er als Zuschauer beim Verbandsligaduell zwischen dem SC Dortelweil und der OFC-Reserve dabei, um zu sehen, welche Talente zu den schlecht besetzten Profis aufsteigen könnten.
In Walldorf hatten mit Mehmet Afsar (U21), Faris El Quali, Alessandro Pistritto und Anastasios Kagiouzis (alle U19) bereits vier Nachwuchsspieler den Spieltagskader besetzt. Sie wurden jedoch nicht genutzt. Das könnte sich am Freitag ändern, zumal sich die Situation durch die Verletzung von Ron Berlinski (Verdacht auf Bänderriss im Sprunggelenk) und die Sperren von Maximilian Rossmann (fünfte Gelbe Karte), Keanu Staude und Jona Borsum (beide Gelb-Rot) weiter verschärft hat. Wären bis Freitag keiner der zuletzt ausgefallenen Vincent Moreno (Mandeloperation), Dominik Crljenec (Rückenprobleme), Ronny Marcos (leichter Faserriss), Onur Ünlücifci (Adduktorenprobleme) und Boubacar Barry (Sprunggelenksverletzung) fit, stünden Glibo für sein bevorzugtes 4-2-3-1-System nur zehn Profifeldspieler zur Verfügung, darunter die drei Mittelstürmer Valdrin Mustafa, Kilian Skolik und Jelle Goselink. Letzterer sitzt seit Wochen nur noch auf der Ersatzbank.
Beim letzten Auftritt vor eigenem Publikum (1:2 gegen Trier) verzichtete Glibo bewusst darauf, den Kader mit Talenten aufzufüllen und stellte lediglich 15 Mann zur Verfügung. Etwas Spielpraxis sollen die A-Jugendlichen im U19-Derby gegen Eintracht Frankfurt (3:3) sammeln, hieß es. Möglicherweise müssen einige der jungen Fußballer gegen Freiburg eingesetzt werden. Seit Wochen sind sie immer wieder ins Training eingebunden. Keiner von ihnen hat es bislang ins kalte Wasser der Regionalliga geschafft, auch nicht Pistritto (19) und Tom Reuter (17), die vor der Saison einige Testspiele absolvierten. Glibo erklärte kürzlich, dass man von diesen jungen Spielern nicht erwarten könne, dass sie die Kohlen aus dem Feuer holen.
Und was sagen die Vereinsverantwortlichen? „Wir müssen erstmal schauen, mit wem wir am Freitag spielen können. Das ist der Wahnsinn“, sagte Präsident und Aufsichtsratschef Joachim Wagner mit Blick auf die vielen Ausfälle. Auf Nachfrage wollte er sich ebenso wie Interims-Sportdirektor Hans-Jürgen Boysen nicht zur Trainerfrage äußern. Die Lage ist ohnehin klar: Es helfen nur Punkte – die Kickers und Glibo. Außerdem: Was könnte ein neuer Trainer am Freitag angesichts des Grundkaders tun? Wichtig ist auch, die logische Reihenfolge einzuhalten: Bevor die Trainerfrage entschieden wird, muss ein neuer Sportdirektor vorgestellt werden. „Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir schnellstmöglich den Deckel dieser Personalie schließen müssen“, sagte Wagner. „Es gibt einen klaren Favoriten, aber noch keine Entscheidung des Aufsichtsrats und der Aktionäre.“ Das sei wohl nur eine Frage der Zeit: „Wir sind auf der Zielgeraden.“
Es soll lose Anfragen von Sebastian Freis (zu teuer, da er noch beim Karlsruher SC unter Vertrag steht) und dem ehemaligen OFC-Spieler Steffen Menze (heute Spielerberater) gegeben haben. Wir haben auch mit Sascha Eller (zuletzt bei Alemannia Aachen) gesprochen. Im engeren Kreis befanden sich vier Kandidaten, später nur noch zwei. Dabei soll es sich um Marc Arnold (ehemals Hessen Kassel, Eintracht Braunschweig und Chemnitzer FC) und Martin Pieckenhagen (ehemals Hansa Rostock) handeln, die bereits auf höherem Niveau gearbeitet haben. Zuletzt hatte es im Umfeld Spekulationen gegeben, dass der „Vertrauensbruch“, der Giuseppe Lepore seinen Job beim Ligakonkurrenten TSV Steinbach Haiger kostete, Verhandlungen mit dem OFC gewesen sein könnten. Aber das kann man ausschließen. (Christian Düncher)
