Psychiater empfiehlt Trump-Demenztest nach TV-Debatte

Psychiater empfiehlt Trump-Demenztest nach TV-Debatte
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Im US-Wahlkampf tritt der 78-jährige Trump gegen die zwanzig Jahre jüngere Harris an. Nach der TV-Debatte gibt es Zweifel an seinem psychischen Gesundheitszustand.

Philadelphia – Mit Spannung erwarteter Höhepunkt des US-Wahlkampfs: Am 10. September trafen die beiden Präsidentschaftskandidaten für die US-Wahl 2024 erstmals aufeinander. In der TV-Debatte am ABC Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident Donald Trump lieferten sich ein Rededuell, bei dem beide ihre rhetorischen Stärken unter Beweis stellen wollten. Psychiater Richard A. Friedman war von Trumps Ausdrucksfähigkeit nicht überzeugt.

Friedman ist Professor für klinische Psychiatrie und Direktor der Klinik für Psychopharmakologie am Weill Cornell Medical College. Der Atlantik er schreibt über psychische Gesundheit und Neurowissenschaften. In seinem neuesten Beitrag schrieb er über Trumps kognitive Fitness während der Präsidentschaftsdebatte – und äußerte seine Besorgnis.

Trumps Verhalten während TV-Debatte zeigt kognitiven „Verfall“: Ärztliche Untersuchung notwendig

Friedman stellte klar, dass er für Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die er nie getroffen hat, keine spezifische Diagnose stellt. Er habe die Debatte zwischen Trump und Harris jedoch aufmerksam verfolgt, „mit besonderem Augenmerk auf den Wortschatz der Kandidaten, ihre verbale und logische Kohärenz und ihre Fähigkeit, sich an neue Themen anzupassen – alles Anzeichen für ein gesundes Gehirn“. Besonders aufgefallen sei ihm, dass Trump „einige auffällige, wenn auch bekannte Muster“ aufweise, „die häufig bei Menschen mit kognitivem Abbau zu sehen sind“.

Als Beispiele führte Friedman Trumps Antworten an. Als Moderator David Muir ihn fragte, ob er sein Verhalten während des Sturms auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 bereue, antwortete Trump: „Ich sagte ‚Blutbad‘. Das war ein anderer Begriff, und zwar ein Begriff, der sich auf Energie bezog, denn sie haben unser Energiegeschäft zerstört.“ Während es für Politiker normal sei, unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen, so Friedman, könne Trumps „inkohärente“ Antwort auf ein grundlegendes kognitives Problem hinweisen.

Es wird spannend im US-Wahlkampf

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Auch Trumps exzessive Wiederholung, etwa der Gaspipelines, sei besorgniserregend. Friedman würde einen Patienten mit diesen Symptomen „mit ziemlicher Sicherheit“ zu einer rigorosen neuropsychiatrischen Untersuchung überweisen, um kognitive Störungen auszuschließen. Er fügte hinzu: „Eine Erkrankung wie vaskuläre Demenz oder Alzheimer wäre bei einem 78-Jährigen nicht ungewöhnlich.“ Allerdings könne nur eine ärztliche Untersuchung feststellen, ob tatsächlich eine diagnostizierbare Krankheit vorliege, „Trump oder irgendjemand anderen aus der Ferne zu beobachten, reicht nicht aus.“

Psychiater empfiehlt Trump-Demenztest nach TV-Debatte
Der Republikaner Donald Trump während der TV-Debatte bei ABC News. © IMAGO/UPI Photo

TV-Duell der Präsidentschaftskandidaten als repräsentativer Test: Rhetorische Fähigkeiten unter Druck

Trump hatte in der Vergangenheit immer wieder damit geprahlt, er habe diverse Tests seiner psychischen Gesundheit mit Bravour bestanden. Medienberichten zufolge handelte es sich dabei um den MoCA-Test („Montreal Cognitive Assessment“). Er wird vor allem bei Verdacht auf Demenz eingesetzt.

Im Gegensatz dazu erfordert die 90-minütige Debatte, die auch unbekannte Fragen beinhaltet, von den Kandidaten, schnell zu denken, erklärt Friedman. „Es ist ein viel anspruchsvollerer und repräsentativerer Test der kognitiven Gesundheit als eine einfache Untersuchung des geistigen Zustands, die man in einer Arztpraxis durchführt.“ Die Debatte dient dazu, die geistige Flexibilität der Kandidaten unter Druck zu beurteilen.

Während des US-Wahlkampfs 2024 hatten bereits mehrere Psychologen darauf hingewiesen, dass sie bei Trump kognitive Beeinträchtigungen beobachten. Top-Psychologe Harry Segal kam im April zu dem Schluss, der Republikaner zeige „Anzeichen einer beginnenden Demenz“.(langsam)

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