Ein russisches Fernsehvideo enthüllt versehentlich den Standort improvisierter Abfangjäger. Wenige Tage später schlug die Ukraine gezielt zu.
Pryazovske/Kiew – Ukrainische Spezialeinheiten haben nach eigenen Angaben zwei russische Leichtflugzeuge zerstört, die als improvisierte Abfangjäger gegen Langstreckendrohnen eingesetzt wurden. Das Ziel waren sowjetische Maschinen, die Russland zu sogenannten „Drohnenjägern“ umgebaut hatte. Die Operation fand auf einem Flugplatz in den von Russland besetzten Gebieten in der Südukraine statt.

Der Anschlag markiert den aktuellen Höhepunkt einer Entwicklung im Ukraine-Krieg, die unfreiwillig durch russische Propaganda ausgelöst wurde. Ein im Fernsehen ausgestrahlter Bericht über die neuen „Drohnenjäger“ enthüllte den genauen Standort des Flugzeugs – inklusive Landschaftsdetails und technischer Daten.
Russisches Propagandavideo enthüllt geheimen Stützpunkt, die Ukraine zerstört Putins Drohnenjäger
In dem Bericht zeigte ein russischer Sender stolz, wie die unbewaffnete Jak-52 zum Jäger gegen ukrainische Drohnen geworden sei. Die Reporter filmten Landebahn, Hangar und Umgebung so deutlich, dass Open-Source-Analysten anhand von Karten und Satellitenbildern den genauen Standort bestimmen konnten. Als Standort wurde wenig später der Privatflugplatz „Korsak“ bei Prjasowsk bestätigt – rund 80 Kilometer von der Front entfernt.
Die Ukraine reagierte schnell. Nach Angaben des Sicherheitsdienstes SBU nutzten Spezialeinheiten diese Informationen, um die Flugzeuge auf dem Flugplatz gezielt mit Drohnen anzugreifen. Nach dem Angriff veröffentlichte der SBU ein Video, das Explosionen und Feuerbälle auf der Landebahn zeigte. Die Behörde sprach von einem erfolgreichen Schlag gegen die russische Drohnenabwehr.
Ukraine-Krieg: SBU bestätigt erfolgreiche Zerstörung zweier russischer Flugzeuge
„Unsere Spezialisten zerstörten zwei Leichtflugzeuge, die die Besatzer auf Flugplätzen stationiert hatten und mit denen sie ukrainische Drohnen bekämpften“, teilte der Dienst mit Kiewer Unabhängiger mit. Ziel sei es, „den Weg für unsere Langstreckendrohnen freizumachen“, um weitere Angriffe auf Ziele im russischen Hinterland zu ermöglichen, fügte er hinzu United24Media.
Auch der im Exil lebende Berater des Bürgermeisters von Mariupol, Petro Andruschtschenko, bestätigte den Anschlag und nannte als Ort den Flugplatz „Korsak“. Laut Satellitenbildern, so das Portal VerteidigungsexpressZuvor waren dort Bauarbeiten und neue Asphaltierungen zu sehen – klare Hinweise auf eine militärische Nutzung.
OSINT-Analyse enthüllt Einzelheiten des russischen Flugplatzes im Ukraine-Krieg
Open-Source-Analysten (OSINT) haben das russische Video Bild für Bild ausgewertet und mit öffentlich verfügbaren Satellitenbildern verglichen. Auffällig waren ein einzelner Metallhangar, ein gepflasterter Zugangsweg und eine frisch geteerte Landebahn – alles charakteristische Merkmale, die nur an einer Stelle zusammenpassten. Auf diese Weise wurde der Beweis, dass die Aufnahmen auf dem Flugplatz Pryazovske aufgenommen wurden, ergänzt Verteidigungsexpress.
Eigentlich wollten die russischen Medien technische Innovationen demonstrieren. Stattdessen enthüllten sie versehentlich ein militärisches Projekt – einschließlich Seriennummern, Gelände und Gebäudestrukturen. Diese Informationen ermöglichten es den ukrainischen Streitkräften, sich gezielt auf den Angriff vorzubereiten.
Russlands Yak-52 auf einen Blick
Typ | Trainings- und Kunstflugzeug (später zum Drohnenjäger umgebaut) |
Hersteller | Designbüro Jakowlew (UdSSR) |
Jahrelange Bauzeit | 1978 – 1998 |
Baustelle | Aerostar Works, Bacău (Rumänien, Lizenzproduktion) |
Crew | Zwei Personen (Pilot und Co-Pilot/Ausbilder) |
Länge / Spannweite | 7,75m / 9,30m |
leere Masse | ca. 1.000 kg |
Höchstgeschwindigkeit | rund 285 km/h |
erreichen | bis zu 1.200 km |
fahren | 1× Vedeneyev M-14P Sternmotor (360 PS) |
Bewaffnung (russische Konvertierung) | Maschinengewehre oder Sturmgewehre, teilweise provisorisch montiert |
Einsatz im Krieg | Von Russland zum Abfangen gegen ukrainische Drohnen umgebaut |
Putins improvisierte Drohnenjäger: billig, riskant – und leicht zu orten
Russland hat die Yak-52 ursprünglich als Trainingsmaschine entwickelt. Jetzt wird sie laut Futurezone.at Ausgestattet mit Maschinengewehren und Kameras, um Drohnen manuell abzufangen. In einem Fernsehbericht war zu sehen, wie ein Copilot mit offenem Cockpit und einem AK-74-Sturmgewehr auf ukrainische Drohnen schoss – ein improvisierter, aber gefährlicher Versuch, Luftüberlegenheit zu demonstrieren.
Militärexperten sehen darin eine Notlösung. Obwohl die Maschinen für das Regime des russischen Führers Wladimir Putin kostengünstig sind, sind sie äußerst anfällig. Sie fliegen langsam, verfügen kaum über Schutzsysteme und laufen Gefahr, selbst von der russischen Luftabwehr verwechselt und abgeschossen zu werden. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich im Jahr 2024, als versehentlich auf einen russischen Doppeldecker geschossen wurde.
Ukraine-Krieg: Kiews Drohnenoffensive profitiert von Kommunikationsfehlern Russlands
Für die Ukraine hat der Angriff sowohl symbolische als auch operative Bedeutung. Mit der Zerstörung der improvisierten Abfangjäger sinkt die Gefahr für Langstreckendrohnen, die gezielt russische Kommandostrukturen, Versorgungszentren und Industrieanlagen treffen. Gleichzeitig zeigt der Fall, wie riskant die unkontrollierte Medienarbeit für die russische Seite geworden ist.
Im digitalen Krieg sind Open Source längst Teil der Bildung. Satellitenbilder, Social-Media-Videos und staatliche Propaganda können zu militärischen Zielkoordinaten werden. Der Fall Pryazovske zeigt eindrucksvoll, dass selbst ein Fernsehbericht zur tödlichen Informationsquelle werden kann – und dass Russlands Versuch, Stärke zu zeigen, in Schwäche endete. (Quellen: Defense Express, United24Media, The Kyiv Independent, futurezone.at) (chnnn)