Prognose erneut reduziert
Auch Novo Nordisk verfehlt die gesenkten Ziele
5. November 2025, 15:37 Uhr
Artikel anhören
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Weitere Informationen
Das einst wertvollste europäische Unternehmen spürt die Auswirkungen des harten Wettbewerbs. Mittlerweile bieten auch andere Unternehmen Nahrungsergänzungsmittel zum Abnehmen an – wenn auch nicht immer legal. Novo Nordisk steuert dem seit langem mit einem Sparprogramm entgegen, musste seine Jahresziele aber erneut nach unten anpassen.
Nach einem Gewinneinbruch im Sommer hat der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk seine Prognose für das laufende Jahr erneut gesenkt. Das ist ein Rückschlag für den neuen CEO Mike Doustdar, der erst im August das Ruder übernommen hat und einen Restrukturierungsplan mit Stellenabbau vorantreibt. Als Grund nannte er geringere Wachstumserwartungen für die wichtigen GLP-1-Medikamente gegen Diabetes und Fettleibigkeit wie das Abnehmspritze Wegovy. Doustdar will nun gegensteuern. „Wir wollen das Tempo in allen Bereichen erhöhen, um uns in dynamischen und zunehmend wettbewerbsintensiven Märkten besser zu behaupten“, erklärte er.
Novo Nordisk musste seine Prognose in diesem Jahr mehrfach senken und rechnet nun mit einem währungsbereinigten Betriebsgewinnwachstum zwischen vier und sieben Prozent. Die Umsatzprognose wurde auf acht bis elf Prozent reduziert. Der Betriebsgewinn sank im dritten Quartal im Jahresvergleich um fast ein Drittel auf 23,7 Milliarden Kronen und blieb damit hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Allein der Umsatz mit der Abnehmspritze Wegovy stieg um fast ein Fünftel auf 20,4 Milliarden Kronen, blieb aber ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Der Gesamtumsatz stieg um fünf Prozent auf 75 Milliarden Kronen (rund zehn Milliarden Euro).
Finanzvorstand Karsten Munk Knudsen sprach von einer Abschwächung nach einer Phase des „Hyperwachstums“ und erwartet eine weitere Abschwächung im vierten Quartal. Erleichtert zeigten sich die Anleger jedoch über die Meldung, dass sich Novo Nordisk mit der staatlichen US-Krankenversicherung Medicare auf einen Preis für seine Schlüsselmedikamente Ozempic und Wegovy geeinigt hatte. Einige Analysten betrachteten die Vereinbarung als weniger belastend als befürchtet. Der neue Preis soll ab 2027 gelten. Nähere Angaben machte Novo Nordisk nicht, gab aber an, dass eine Anwendung der Regelung in diesem Jahr nur negative Auswirkungen auf den Umsatz im niedrigen einstelligen Prozentbereich gehabt hätte. Die Vereinbarung ist Teil des Inflation Reduction Act der US-Regierung, der Preisverhandlungen für bestimmte Medikamente vorsieht.
Der Konzern, der durch den Erfolg seiner Abnehmspritze Wegovy zeitweise zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen Europas avancierte, bekommt zunehmend die Auswirkungen des verschärften Wettbewerbs zu spüren. Seit seinem Höhepunkt im Juni 2024 ist der Börsenwert um rund 70 Prozent gesunken. Neben dem US-Konkurrenten Eli Lilly setzen Nachahmerprodukte nun auch Novo unter Druck. Das Unternehmen sagte, die „illegale Massenproduktion“ solcher Medikamente sei im dritten Quartal fortgesetzt worden. Darüber hinaus befindet sich Novo in einem Bieterkrieg mit dem US-Pharmariesen Pfizer um das auf Abnehmprodukte spezialisierte Biotech-Unternehmen Metsera.
CEO Doustdar leitete im September eine Umstrukturierung ein, die auch den Abbau von 9.000 Stellen beinhaltet. Mikael Bak, Chef des dänischen Aktionärsverbandes, bezeichnete die erneute Prognosekürzung als „Enttäuschung“, betonte aber gleichzeitig die Unterstützung für den eingeschlagenen Kurs: „Wir sehen dies als einen Moment, der Geduld, Konzentration und disziplinierte Umsetzung erfordert.“
