Viel Geld gibt es beim Bundesprogrammpreis Kino und Verleih, der dieses Mal in Frankfurt verliehen wird. Für die Preisträger sei die Auszeichnung besonders lohnenswert, sagen die Vorjahressieger des Frankfurter Harmonie Kinos – und das nicht nur finanziell.
Das neue, größere Foyer des Harmonie Kinos in Frankfurt.
Bild © Hanna Immich (hr)
Es handelt sich um eine der höchsten Auszeichnungen, die Kinoschaffende in Deutschland erhalten können: Insgesamt 1,8 Millionen Euro werden am Donnerstagabend in Frankfurt bei der Preisverleihung des Bundesprogramms Kino und Verleih vergeben.
Die Summe klingt gigantisch, aber es haben sich auch 300 Kinos beworben, von denen auch ein Großteil eine Auszeichnung erhalten wird. Der Preis ist eines der wenigen Förderinstrumente für den deutschen Film, die Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) zur Verfügung steht.
2023 ging Preis nach Frankfurt
Für die Gewinner der Hauptpreise gibt es daher nur einen nennenswerten Betrag. Im Jahr 2023 war dies unter anderem das Harmonie Kino in Frankfurt. Es gewann den ersten Preis für das beste Jahresprogramm. „Das war eine tolle Anerkennung unserer Arbeit“, erinnert sich Dimitrios Charistes, der das Programm zusammenstellt.
Die Auszeichnung war mit 20.000 Euro dotiert. „Natürlich nehmen wir das dankbar an“, sagt Charistes. Das Geld floss in fällige Investitionen wie Wandverkleidungen, neue Sitzmöbel und LED-Beleuchtung.
Die Leute sind neugierig auf „Deutschlands bestes Kino“
Vor allem der Marketingeffekt einer solchen Auszeichnung sei nicht zu unterschätzen: „Danach kamen Leute zu uns, die einfach das beste Kino Deutschlands sehen wollten.“
Mit der durch den Preis ermöglichten Öffentlichkeitsarbeit haben wir „auch Menschen erreicht, die schon lange nicht mehr in unserem Kino waren. Wir haben sie wieder an uns gebunden und neue Stammgäste geschaffen.“
Große Filme und kleine Juwelen
Bei der Auswahl der Filme setzt Charistes auf eine Mischung aus Blockbustern, die ein größeres Publikum ansprechen können, und kleinen Perlen, wie er es nennt: „Indie-Filme aus kleineren Ländern zum Beispiel peppen das cinephile Publikum auf.“
Allerdings ist man stark auf die Distributoren angewiesen, die die Lizenzen für den deutschen Markt erwerben.
Zusammenarbeit mit Verbänden und Konsulaten
Um das Profil des Kinos zu schärfen und sich von anderen abzugrenzen, organisiert er regelmäßig Sonderveranstaltungen und Filmreihen, beispielsweise mit Kulturvereinen und Konsulaten. Die Partnerkinos von Harmonie, Eldorado und Cinema, die ebenfalls Frankfurter Programmkinos sind, sind derzeit Festivalkinos des Koreanischen Filmfestivals.
Auch Filmgespräche stehen regelmäßig auf dem Programm. Dass diese Aufforderung zum Diskurs auch schmerzhaft sein kann, mussten die Macher von Programmkinos vor einigen Monaten erfahren.
Für Diskussionen sorgte der Film „Golda“.
Eine geplante Sondervorführung des Films „Golda“ im Kino über Israels erste Ministerpräsidentin wurde im Mai kurzfristig abgesagt – es hatte Gespräche über einen israelischen Gast gegeben. Christopher Bausch, Betreiber der Arthouse-Kinos in Frankfurt, erklärte damals, dass es Bedenken gebe, dass die Veranstaltung nicht den Raum für Meinungsvielfalt, offenen Austausch und kritischen Dialog bieten könne.
Dimitrios Charistes will sich zu „Golda“ nicht äußern – der Fall sei komplex. Grundsätzlich gilt aber: „Wir wollen nicht absagen, wir stehen für den Diskurs. Unser größtes Lob ist es, wenn zum Beispiel Besucher nach einem Filmgespräch sagen: Ich habe selten einen so guten Austausch gehabt.“
Editor:
Alexandra Müller-Schmieg
Übertragen:
Std.1,
Quelle: hessenschau.de