Bevor die Verkehrsminister über den künftigen Preis der Deutschland-Tickets Einige Verkehrsverbünde in NRW warnen vor zu starken Erhöhungen. „Je höher die Preiserhöhung ausfällt, desto mehr Kunden werden mit Umstiegen reagieren“, sagte eine Sprecherin des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) der Deutschen Presse-Agentur.
Eine Sprecherin des Westfalentarifs erklärte auf Nachfrage, bei Preiserhöhungen müsse die „Elastizität der Nachfrage“ berücksichtigt werden. Der Preis müsse so festgelegt werden, dass es nicht zu einem deutlichen Kundenschwund oder zu weniger Neukunden käme.
Einigung der Verbände auf allgemeine Preiserhöhung
Am Montagvormittag treffen sich die Verkehrsminister zu einer digitalen Sondersitzung, um über offene Fragen zum Deutschlandticket zu beraten. Dabei soll es vor allem um den künftigen Preis des Tickets gehen, das derzeit 49 Euro im Monat kostet. Nach Angaben des bayerischen Verkehrsministeriums soll der Preis ab 2025 auf 64 Euro angehoben werden. Die Tendenz gehe eher in Richtung 54 bis 59 Euro, erfuhr die dpa aus Landeskreisen. Eine Entscheidung soll es aber erst bei der Sitzung geben.
Die NRW-Verkehrsverbünde halten eine Preiserhöhung allerdings für unumgänglich. Der aktuelle Preis für das Deutschlandticket reiche zusammen mit den Zahlungen von Bund und Ländern offenbar nicht aus, um die Mehrkosten für Personal und Treibstoff sowie die Einnahmeausfälle der Verkehrsverbünde durch den Umstieg bestehender Kunden auf das günstigere Deutschlandticket, so der Westdatentarif, auszugleichen. Daher bleibe nur eine Preiserhöhung.
VRR und AVV: 69 Euro deutlich näher an der Wirtschaftlichkeit
VRR und Westdatentarif wollten sich auf Nachfrage an Spekulationen über einen möglichen neuen Preis nicht beteiligen. Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und der Aachener Verkehrsverbund (AVV) erklärten hingegen, Berechnungen für das Rheinland hätten ergeben, dass der ursprüngliche Ansatz des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) von mindestens 69 Euro deutlich näher an der Wirtschaftlichkeit des Deutschlandtickets liege.
Das Risiko, bei einer Preiserhöhung Kunden zu verlieren, sehen die beiden Verbünde allerdings kaum. „Wir sehen keine Gefahr, dass das Modell Deutschlandticket bei einer Preiserhöhung zusammenbricht. Auch bei einer Preiserhöhung wäre das Deutschlandticket immer noch günstiger als die meisten bisherigen Abo-Tickets“, sagte ein Sprecher von VRS und AVV. Einzelne Kunden könnten zwar aussteigen, die Wahrscheinlichkeit sei aber hoch, dass sie mit anderen Tickets weiterhin Kunden bleiben.
D-Ticket weiterhin günstiger als andere Abos
In den anderen NRW-Verkehrsverbünden wäre das höherpreisige Deutschlandticket vermutlich dennoch günstiger als viele bisherige Abo-Modelle. Beim Westfalentarif wurde erläutert, vor Einführung des Deutschlandtickets habe ein Abo für das gesamte Tarifgebiet Westfalen 246,50 Euro gekostet. Ein Abo für einzelne Städte oder Gemeinden habe zwischen 45 und 65 Euro gelegen. Im VRR-Verbund hätten die Preise zwischen etwa 54 und 240 Euro gelegen, so der Verkehrsverbund, der nach eigenen Angaben die größte Einwohnerzahl hat.
Alle befragten Verkehrsverbünde in NRW wollen am Deutschlandticket festhalten. Das Ticket sei die „größte Errungenschaft des öffentlichen Personennahverkehrs der letzten Jahrzehnte“, weil es einfach, bequem und über den Tarif hinaus gültig sei, heißt es beim VRR. „Dank seiner Einfachheit hat es ein enormes Potenzial, immer mehr Menschen dazu zu bringen, immer häufiger den ÖPNV zu nutzen.“ Der VRR plant daher, das Deutschlandticket auch langfristig einzusetzen. Für VRS und AVV ist das Deutschlandticket ein wichtiger Bestandteil des Ticketangebots.
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