Präsidentschaftswahl in Nordzypern
Erdoğan erleidet eine Niederlage
Aktualisiert am 20.10.2025 – 8:57 UhrLesezeit: 2 Minuten
Der von Erdoğan unterstützte Amtsinhaber bei der Präsidentschaftswahl in Nordzypern ist abgewählt worden. Der türkische Präsident gab seine Niederlage zu.
Machtwechsel im international nicht anerkannten Nordzypern: Tufan Erhürman von der sozialdemokratischen Partei CHP hat die Präsidentschaftswahl im ersten Wahlgang deutlich gewonnen. Nach Angaben der Wahlbehörde YSK erhielt der Oppositionspolitiker rund 62,8 Prozent der Stimmen – und übertraf damit die notwendige absolute Mehrheit.
Der bisherige Präsident, der konservative Hardliner Ersin Tatar, der dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan nahesteht, erhielt nur rund 35,8 Prozent der Stimmen. Eine Stichwahl ist daher nicht erforderlich. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 65 Prozent. Sieger Erhürman sagte unter dem Applaus seiner Anhänger, dass er als Präsident für alle da sein werde.
Erhürman steht für eine föderale Lösung des Zypernkonflikts unter Vermittlung der Vereinten Nationen. Er hatte angekündigt, die Gespräche mit der griechisch-zypriotischen Seite wieder aufnehmen zu wollen – mit dem Ziel, eine gerechte Machtverteilung zwischen den beiden Volksgruppen zu erreichen. Er strebt außerdem eine engere Verbindung zwischen Nordzypern und der Europäischen Union an. „Jeder Winkel dieser Insel wird Europa sein“, sagte er im Wahlkampf.
Zypern ist seit 1974 nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention de facto geteilt. Seit 2004 ist die gesamte Insel Mitglied der EU. Aufgrund der faktischen Teilung der Insel gilt EU-Recht jedoch nur im Süden. UN-Friedenstruppen überwachen die rund 180 Kilometer lange Pufferzone zwischen beiden Seiten. Nikosia ist die einzige geteilte Hauptstadt der Welt.
Der Präsident der international anerkannten Republik Zypern, Nikos Christodoulides, gratulierte dem Wahlsieger am Abend. „Ich gratuliere dem neuen Anführer der türkisch-zyprischen Volksgruppe“, sagte Christodoulides in einer Erklärung. „Ich bekräftige meinen festen politischen Willen und meine Entschlossenheit, weiterhin zur Wiederaufnahme substanzieller Verhandlungen zur Lösung der Zypern-Frage beizutragen“, fügte er hinzu, wie von Cyprus Radio (RIK) berichtet.
Beobachter hatten zuvor von einer schicksalhaften Wahl für die türkisch-zypriotische Volksgruppe gesprochen. Während ein Wahlsieg der Tataren die politische Isolation des Nordens zementiert hätte, wird Erhürmans Sieg nun neue diplomatische Dynamik mit sich bringen.
Erdoğan gratulierte auch dem künftigen nordzypriotischen Präsidenten Erhürman. Für den türkischen Staatschef ist das Wahlergebnis eine Niederlage. Er kündigte an, er werde „an der Seite unserer türkisch-zyprischen Brüder und Schwestern an allen Fronten“ kämpfen. „Die Türkei wird weiterhin die souveränen Rechte und Interessen der Türkischen Republik Nordzypern verteidigen“, schrieb Erdoğan im Kurznachrichtendienst X.