
Die Umstellung von der Pipeline- auf die Tankerlieferung macht die riesigen Porenlager unwirtschaftlich. Jetzt drohen Schließungen.
Mit dem Ende der Lieferung von russischem Gas über Pipelines und der Einstellung der Gaslieferungen aus den Niederlanden aus bergbaulichen Gründen haben sich die Anforderungen an das deutsche Gasnetz und die Zwischenspeicherung des Gases verschoben. Darüber hinaus hat sich das Marktverhalten geändert.
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Die Preise orientieren sich nicht mehr an der Gasnachfrage im Sommer und Winter, sondern an der Nachfrage, die sich aus den Füllvorschriften für die Speicher ergibt, was dazu geführt hat, dass der Beschaffungsgaspreis im Sommer höher ist als im Winter und eine schnelle Speicherbefüllung einen Marktvorteil verspricht.
Stehen die deutschen Porenspeicher nun vor dem Aus, obwohl sie für den Industriestandort Deutschland unverzichtbar erscheinen? Im Extremfall könnten die Gaspreise auf bis zu 150 Euro pro Megawattstunde steigen.
Die Befüllung poröser Gasspeicher wurde entwickelt, als das Gas über Pipelines importiert wurde und der Speicher langsam gefüllt werden konnte. Mit der Umstellung auf die Anlieferung per Tankwagen entfällt diese Möglichkeit und es verbleiben nur noch die Salzkavernen zur Lagerung. Die porösen Gasspeicher sind am Markt nicht mehr wirtschaftlich tragbar und werden abgebaut, wenn sie keine staatliche Förderung erhalten.
Nach Informationen von Handelsblatt und Die Welt erwägen auch Speicherbetreiber wie VNG, Sefe und EWE die Schließung ihrer Speicher. Der Handelsblatt berichtete am 10. Oktober des Jahres, dass Frankreich als Vorbild dienen könnte, wo Verbraucher über die Netzgebühren einen Aufschlag für die Speicherung zahlen müssen.
Porenspeicher werden immer unwirtschaftlicher
Unwirtschaftliche Speicher können nur dann weiter betrieben werden, wenn entweder Kunden oder Steuerzahler die Mehrkosten tragen. Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass Uniper Energy Storage bei der Bundesnetzagentur die Stilllegung des Erdgasspeichers in Breitbrunn am Chiemsee gemäß § 35h EnWG mit Wirkung zum 31. März 2027 beantragt hat. Der Speicher ist mit einer Arbeitsgaskapazität von 11,5 TWh der drittgrößte Gasspeicher in Deutschland und der größte in Süddeutschland.
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Uniper, die mehrere Gasspeicher betreibt, steht zu 99,12 Prozent im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Der Einstieg des Bundes erfolgte im Rahmen einer Rettungsmaßnahme im Jahr 2022. Ein kleinerer Anteil befindet sich im Streubesitz institutioneller Anleger und Privatanleger.
Nach Angaben des Unternehmens ist die Anlage seit 1998 in Betrieb und mit einem Speichervolumen von rund einer Milliarde Kubikmetern einer der größten Porenspeicher Europas. Allerdings dürften die Einnahmen nicht ausreichen, um die laufenden Kosten für Speichergebühren, Betrieb und Netzwerke zu decken. Der Speichersystembetreiber (SSO) des Speichers in Breitbrunn ist Uniper Gas Storage. Die Anlage wird von der NAFTA Speicher verwaltet.
NAFTA Speicher, ein Unternehmen des tschechischen NAFTA-Konzerns, kommentiert die geologischen Hintergründe der bayerischen Porenspeicher wie folgt: „NAFTA Speicher betreibt heute die Werke Breitbrunn/Eggstätt, Inzenham-West und Wolfersberg. Bei diesen Erdgasspeichern handelt es sich um erschöpfte Gasfelder im Süden Bayerns zwischen München und dem Chiemsee.“
Bei unseren Erdgasspeichern handelt es sich um sogenannte Porenspeicher. Dabei handelt es sich um Erdgaslagerstätten, die aufgrund ihrer geologischen Entstehung zur Speicherung von Erdgas geeignet sind. Sie befinden sich in porösem Gestein, in dem das Erdgas wie ein stabiler Schwamm aufgenommen und gespeichert wird.
Porenspeicher werden nach oben hin durch dicke Deckschichten, vorwiegend aus Ton und Salz, verschlossen. Unterhalb der gasdurchlässigen Gesteinsschicht begrenzt ein wasserführender Bereich das Reservoir. Durch die horizontale und vertikale Versiegelung der ehemaligen Lagerstätten hat die Natur wichtige Voraussetzungen für deren heutige Nutzung als Speicher geschaffen – schließlich war hier über Jahrmillionen Erdgas eingeschlossen.“
Für die geplanten Gaskraftwerke könnten Speicher in Süddeutschland wichtig werden
Dass nun der bestehende Gasspeicher im süddeutschen Breitbrunn abgeschaltet werden soll, erscheint besonders brisant, da Minister Reiche neue Gas-Ersatzkraftwerke für Süddeutschland ausschreiben will, um mögliche Stromversorgungslücken aufgrund fehlender Übertragungsleitungen von Nord- nach Süddeutschland zu umgehen.
Aufgrund der Struktur des Stromübertragungsnetzes sind für die Ersatzkraftwerke nur Standorte im Süden Deutschlands sinnvoll, da der dortige Strombedarf ohne die Anbindung an die Windparks im Norden und Nordosten Deutschlands nicht immer gedeckt werden kann und die Kohlekraftwerke stillgelegt werden wollen.
Dass Bundeswirtschaftsministerin Reiche der Lausitz den Bau neuer Gaskraftwerke versprochen hat und sie der Lega Planungssicherheit garantieren will, legt nahe, dass es sich bei den geplanten Gaskraftwerken um Maßnahmen zur Erhaltung eines traditionellen Kraftwerksstandortes handelt.
Laut Reiche würden die Bedingungen für die Ausschreibung so gestaltet, dass die Leag investieren und einen Zuschlag erhalten könne. Laut Reiche soll ihre Abteilung noch in diesem Jahr mit der Ausschreibung beginnen. Es ist fraglich, ob dieses Versprechen mit dem EU-Förderrecht vereinbar ist.
Das Verhalten der Wirtschaftsministerin nährt den Verdacht, dass sie mit der Förderung von Gaskraftwerken, die zu steigenden Strompreisen führt, eine dauerhafte Rückkehr zu fossilen Energieträgern sicherstellen will.