Rostock – Ein junges Mädchen erschießt sich mit einem Revolver, ein junger Mann ermordet willkürlich eine ihm unbekannte Frau und begeht anschließend Selbstmord. Die SMS auf seinem Handy „Do it“ überzeugt die Ermittler davon, dass er zu der Tat manipuliert wurde.
Während ihrer Recherche hat Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Melly Böwe (Lina Beckmann) in einem Internetforum, in dem ein Mann mit dem Pseudonym „Wintersonne“ Menschen online zum Selbstmord ermutigt.
Der Fall erinnert an „White Tiger“
Wenn ein junges Mädchen als Zeugin aussagt, dass sie per Videochat aufgefordert wurde, sich die Pulsadern aufzuschneiden, ist das eine deprimierende Erinnerung an den aktuellen, realen Fall „Weißer Tiger“. Unter diesem Pseudonym soll ein 21-jähriger Hamburger im Internet Kinder und Jugendliche dazu ermutigt haben, sich selbst zu verletzen und in mehr als 200 Fällen sogar Selbstmord zu begehen.
Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat am Donnerstag unter anderem Anklage wegen eines vollendeten und fünf versuchten Mordes erhoben.Weißer Tiger„.
Allerdings wurde dieses Drehbuch tatsächlich von einem anderen realen Fall inspiriert. „Im Jahr 2022 wurde die Anstiftung zum Suizid in einem Strafprozess gegen Brunhold S. erstmals öffentlich thematisiert“, sagt Autor Florian Oeller (46). Auch hier hatte der Täter per Chat in Internetforen instabile Frauen zum Selbstmord angestiftet.
Die Kommissare König und Böwe entdecken die SMS „Mach es“ auf dem Handy des Täters, der sich daraufhin selbst tötete.
Beihilfe zum Suizid ist im Strafrecht kein Sonderdelikt
Das Problem: Anstiftung zum Suizid ist in Deutschland keine Straftat. Im Fall von Brunhold S. Allerdings kam das Gericht zu dem Schluss, dass er die jungen, psychisch kranken Frauen so stark unter Druck setzte, dass sie nicht mehr in der Lage waren, Entscheidungen über sich selbst zu treffen.
Er wurde wegen Mordes und versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Aufgrund der besonderen Schwere der Schuld wurde er in Sicherungsverwahrung genommen.
Kommissarin Melly Böwe besucht den Vater (Jochen Fahr, 62) eines der Opfer. Mithilfe des Laptops der Tochter wollen sie Hinweise darauf finden, warum sie sich plötzlich selbst erschossen hat
Was „Polizeiruf“-Autor in Foren herausgefunden hat
Doch Drehbuchautor Oeller sieht ein anderes Problem. „Bei meiner Recherche lese ich in solchen anonym betriebenen Foren mit, um ein Gefühl für die Notlage der meist jungen Menschen zu entwickeln, die online Unterstützung suchen, weil sie diese im analogen Leben offensichtlich nicht finden.“
Und weiter: „Ich habe mich oft wie ein stummer Zeuge eines Generationenkonflikts gefühlt: Wir Älteren haben den Jüngeren in der Corona-Krise bereits große Opfer abverlangt. Wir lassen sie nun in ihren Nöten im Stich und erwarten nun von ihnen, dass sie mit und für uns im Team spielen, wenn es um die Bewältigung der aktuellen und kommenden globalen Krisen geht“, verrät er und fordert: „Es liegt in unserer Verantwortung, dieser jungen Generation besser zuzuhören und die professionellen Unterstützungsangebote für junge Menschen in emotionalen Notlagen deutlich auszubauen.“