Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen mehrere Frankfurter Polizisten, denen Körperverletzung im Amt sowie Justizbehinderung und Verfolgung Unschuldiger vorgeworfen werden. Seit dem frühen Morgen wurden Büros und Wohnungen von insgesamt 17 Tatverdächtigen durchsucht. Betroffen ist erneut die erste Polizeistation auf der Zeil, die bereits im Zusammenhang mit der Chatgruppe „Itiotentreff“ in die Kritik geraten war. Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, bestehe nach derzeitigem Kenntnisstand kein rechtsextremer Zusammenhang zu den jüngsten Vorwürfen.
Konkret richtet sich der Tatverdacht gegen fünf Polizistinnen und zwölf Polizisten im Alter zwischen 24 und 56 Jahren, „die im Streifendienst und in der vorgesetzten Dienstgruppenleitung beschäftigt waren“, wie die Staatsanwaltschaft am Freitag in einer Stellungnahme erklärte. Von Februar bis Ende April 2025 sollen sie insgesamt sechs Personen während oder nach ihrer Festnahme „ungerechtfertigt körperliche Schäden zugefügt oder dies geduldet“ haben. Die Komplizen meldeten die Verbrechen nicht. Stattdessen leiteten sie Ermittlungen gegen die wegen Widerstandsverdachts Festgenommenen ein, „um anschließend ihr eigenes Handeln und ihre Gewaltanwendung zu rechtfertigen“.
Die Vorfälle seien vom Polizeipräsidium selbst aufgedeckt worden, heißt es in der Stellungnahme der Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft machte keine Angaben dazu, wie genau die Behörde ihre eigenen Beamten verurteilte. Berichten zufolge machten jedoch einzelne Berichte von Opfern den Ausschlag. Da immer der erste Bezirk betroffen war, wurden die Fälle der Behördenleitung vorgelegt. Sie untersuchten die Fälle, sichteten das inzwischen sichergestellte Videomaterial und stellten fest, dass immer dieselben Beamten im Einsatz waren. Ihre Aussagen zum Vorfall stimmten nicht mit dem gesicherten Videomaterial überein. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden nicht nur die Aufnahmen vom Sender selbst, sondern auch von Körperkameras und anderen Überwachungskameras ausgewertet.
Ermittlungen seit Juli
Das Polizeipräsidium informierte schließlich die Staatsanwaltschaft, sodass strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet werden konnten. Mit der Aufklärung der Fälle wurde das Hessische Landeskriminalamt beauftragt. Auch das Innenministerium wurde zu diesem Zeitpunkt informiert.
Nach Informationen der FAZ laufen seit Juli Ermittlungen gegen die Beamten. „Dank der polizeiinternen Sachverhaltserkenntnis konnten die aufgrund der vielfältigen Tatverwicklungen äußerst komplexen Ermittlungen umgehend aufgenommen und entsprechende Verfahren eingeleitet werden“, heißt es in einer Stellungnahme der Staatsanwaltschaft.
Die Strafverfolgungsbehörde spricht von mehreren Kriminalitätskomplexen. Es soll 22 Fälle von Körperverletzung im Amt und elf Fälle von Strafvereitelung gegeben haben. In 14 Fällen wird gegen Beamte wegen der Verfolgung unschuldiger Menschen ermittelt.