AUDIO: Bilanz der Bioabfallkontrolle SH (1 Min)
Stand: 9. November 2025 17:44 Uhr
Die Entsorgungsunternehmen in Schleswig-Holstein beteiligten sich an einer bundesweiten Bioabfall-Kontrollaktion. Das Ergebnis zeigt, dass insbesondere „Bioplastiktüten“ weiterhin Probleme bereiten.
Seit Mai gelten in Deutschland strengere Müllregeln. Die geänderte Bioabfallverordnung erlaubt nur noch maximal drei Prozent Schadstoffe im Abfall, davon ein Prozent Plastik. Um Verbraucher verantwortungsbewusster zu machen, hat die Initiative… #wirfuerbio aus Elmenhorst (Kreis Herzogtum Lauenburg) hat im September noch genauer geprüft, was in der Biotonne landet. Mitglieder von #wirfuerbio sind kommunale Entsorgungsunternehmen. Eine NDR-Umfrage unter Entsorgungsunternehmen zeigt, dass noch Aufklärungsbedarf besteht.
Tausende Tonnen bleiben stehen
Rund vier Prozent der Biotonnen in Ostholstein, Dithmarschen und drei bis vier Prozent in Lübeck seien bei den Kontrollen falsch gefüllt worden, erklärten die örtlichen Entsorgungsunternehmen. In den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg meldete die Abfallwirtschaft Südholstein AWSH gut 1,8 Prozent „Fehler“ und der Straßenverband Segeberg meldete 1,3 Prozent. Allein die AWSH musste 2.500 Bio-Tonnen ungeleert zurücklassen. In Dithmarschen waren es mehr als 200. Die Technische Betriebszentrale Flensburg nennt keine konkreten Zahlen, betont aber, dass falsch gefüllte Mülltonnen weiterhin ein aktuelles Thema seien.
Was nicht in die Biotonne darf
Das größte Ärgernis aus Sicht der Entsorgungsunternehmen sind Plastiktüten, sowohl klassische als auch Bioplastiktüten.
Diese kompostierbaren Plastiktüten zersetzen sich in unseren Anlagen nicht schnell genug.
Mirko Wetter, Entsorgungsunternehmen Lübeck
Aber auch Steine, Asche, Tierkot, verpackte Lebensmittel, bemaltes Holz, Glas und Metalle gehörten nicht in die Biotonne. Wer sich nicht daran hält, muss mit Konsequenzen rechnen. Falsch befüllte Tonnen werden entweder nicht abtransportiert oder müssen im Restmüll entsorgt werden, was zusätzliche Kosten verursacht. Allerdings gibt es keine Strafen.
Steuerungen mit Handarbeit und Spitzentechnologie
Die Kontrolle von Bioabfällen ist für Entsorgungsunternehmen aufwändig. In Lübeck analysiert künstliche Intelligenz Fotos von Müllwagen, um Fremdstoffe zu erkennen. „Wir können zum Beispiel sehen, in welchen Stadtteilen oder Straßenzügen es mehr Probleme gibt“, erklärt Mirko Wetter vom Entsorgungsunternehmen. Zwei Mitarbeiter sind zur Aufklärung der Bürger durch die Stadt unterwegs und verteilen kleine „Müllanhänger“ mit Lob und Kritik. Auch beim ZVO in Ostholstein kommen KI-Kameras zum Einsatz. Bei anderen Entsorgungsunternehmen erfolgt die Kontrolle manuell und vor Ort.
Aufklärung und Kontrollen gehen weiter
Da Entsorgungsunternehmen gesetzlich zur Einhaltung bestimmter Grenzwerte verpflichtet sind, kontrollieren sie weiterhin die Biotonne. Und sie setzen auf Bildung. Aktionen wie #wirfuerbio, Umweltbildungsprogramme für Kinder und Erwachsene, kostenlose Papiertüten bei Wertstoffhöfen und Informationen in den sozialen Medien sollen das Bewusstsein für die richtige Mülltrennung schärfen. Der Appell der Entsorgungsunternehmen: Biomüll gehört lose oder in Papierform in die Tonne, niemals in Plastiktüten.

