

Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein norwegischer Amtskollege Tore Sandvik forderten am Montag bei seiner Reise nach Kanada in Ottawa den Beitritt des nordamerikanischen Landes zum deutsch-norwegischen U-Boot-Projekt 212 CD. Auf dem Programm standen neben Gesprächen mit dem kanadischen Verteidigungsminister David McGuinty auch Treffen mit weiteren Regierungs- und Parlamentsmitgliedern.
Die kanadische Regierung plant die Beschaffung von bis zu zwölf neuen U-Booten, die vier alte in Großbritannien hergestellte U-Boote ersetzen und auch unter Eis operieren sollen. Neben dem Marineschiffbauer TKMS aus Deutschland konkurriert nur noch der südkoreanische Hanwha-Konzern um den milliardenschweren Auftrag. Neben der schnellen und kostengünstigen Lieferung von U-Booten boten die Südkoreaner offenbar auch umfangreiche Offset-Dienstleistungen an. Berichten zufolge hat die kanadische Regierung die Erfüllung von Ausgleichsforderungen an den U-Boot-Vertrag geknüpft.


Wie Pistorius in einer Pressekonferenz in Ottawa erklärte, befindet sich auch Deutschland derzeit in Ausgleichsverhandlungen mit Ottawa. Als Gegengeschäft sieht er die bevorstehende Beschaffung eines kanadischen Führungs- und Waffeneinsatzsystems (FüWes) für die gesamte deutsche Marine, wie er erklärte. Dabei handelt es sich vermutlich um das CMS 330 von Lockheed Martin Canada, wie hier bereits berichtet wurde.


Darüber hinaus werde Deutschland in den kommenden Jahren mindestens 18 Global-Flugzeuge aus Kanada beziehen, sagte Pistorius. Gemeint sind wohl Businessjets des kanadischen Herstellers Bombardier, die oft für besondere militärische Aufgaben umgebaut werden. Der SPD-Politiker fügte hinzu, dass in Kanada möglicherweise sogar eine größere Anzahl solcher Flugzeuge gekauft werden könne, wenn es um GlobaEye gehe.
GlobalEye ist ein luftgestütztes Frühwarn- und Kontrollsystem des schwedischen Verteidigungsunternehmens Saab, das in ein Bombardier-Flugzeug integriert ist und als heißer Anwärter auf die Nachfolge des europäischen AWACS-Flugzeugs gilt. Pistorius sagte vor einigen Wochen, dass GlobalEye in dem Projekt sehr gut aufgestellt sei. Auch in der Raumfahrt, in die das BMVg in den kommenden Jahren 35 Milliarden Euro investieren will, sieht der Minister Chancen für das nordamerikanische Land.
Ihm zufolge sei Deutschland auch an einer Zusammenarbeit mit Kanada bei Rohstoffen, Wasserkraft und Flüssigerdgas interessiert. Gemeinsam mit den kanadischen Freunden werden derzeit mehrere Bereiche der Zusammenarbeit sondiert. Der Minister wies darauf hin, dass Deutschland bereits der fünft- oder sechstgrößte Investor in Kanada sei und diese Position weiter verbessern möchte.
Wie Pistorius erklärte, habe TKMS den Kanadiern zudem in Aussicht gestellt, bei Bedarf Komponenten zu liefern oder ganze Chargen der neuen Unterwasserschiffe im Land zu bauen. Er wies darauf hin, dass TKMS-Boote auch in Singapur und damit im Indopazifik im Einsatz seien. Dies könnte in einer Kooperation enthalten sein.
Das 212-CD-Projekt liege im Zeit- und Kostenrahmen, antwortete der Minister auf die Frage und verwies darauf, dass die Koreaner eine kurzfristige und budgetgerechte Lieferung versprochen hätten. TKMS hat außerdem angekündigt, ab 2027 etwa drei bis vier Boote pro Jahr produzieren zu können. Das Unternehmen erhöhe seine Produktionskapazität, sagte Pistorius. „Die Koreaner bauen hervorragende U-Boote, aber wir bauen bessere“, sagte er. Zu den herausragenden Eigenschaften des U 212 CD zählen seiner Meinung nach Stealth-Eigenschaften, die einen echten militärischen Mehrwert darstellen. Das konnten die Koreaner nicht bieten. Darüber hinaus kommt ein Antrieb zum Einsatz, der ein langes Stehen unter Wasser ermöglicht, länger als das Futter ausreicht. Die Boote sollten auch über die neueste Technologie zur Bekämpfung anderer U-Boote verfügen.
Grundsätzlich würde ein Einstieg Kanadas in das U-Boot-Projekt eine sehr langfristige Zusammenarbeit der drei Länder von 40 bis 50 Jahren bedeuten, sagte der Minister. Man kann gemeinsam bauen, die Boote warten, die Logistik betreiben, weiterentwickeln und sogar Crews austauschen, auch im Indopazifik.
Auch Norwegen sei an einer Beteiligung Kanadas sehr interessiert und biete ebenfalls Kompensationsdienste an, sagte Verteidigungsminister Tore Sandvik. Sein Land ist an KI-Lösungen aus Kanada interessiert. Darüber hinaus könnte Norwegen den Kanadiern den Bauplan für das derzeit in Bergen entstehende U-Boot-Wartungszentrum überlassen, um Kosten zu sparen. Deutschland hat bisher sechs U-Boote der Klasse 212 CD bestellt und Norwegen hat vier bestellt, wobei zwei Bestellungen noch ausstehen.
Lah