Verteidigungsminister Pistorius ist in Kanada, um für den Kauf deutscher U-Boote zu werben. Ob der Milliarden-Deal zustande kommt, bleibt allerdings abzuwarten – denn es gibt einen starken Konkurrenten.
An Selbstbewusstsein mangelt es Boris Pistorius bei diesem Besuch in Kanada nicht. Er fungiert als eine Art Botschafter deutscher Verteidigungsprodukte und stellt fest: U-Boote aus Deutschland sind kaum zu schlagen.
Südkorea, der Hauptkonkurrent im Rennen um den kanadischen Großauftrag, kann da nicht mithalten. „Sie bauen hervorragende U-Boote, wir bauen bessere“, sagte Pistorius internationalen Pressevertretern in Ottawa.
Dabei handelt es sich um ein 73 Meter langes U-Boot, das der deutsche Hersteller thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) mit Sitz in Kiel baut; Norwegen ist an dem Projekt beteiligt. Der mögliche Auftrag aus Kanada hätte ein Volumen im zweistelligen Milliardenbereich. „Wir wollen diese Schlüsseltechnologie in Deutschland fördern und sichern – und auch die damit verbundenen Industriearbeitsplätze und das Know-how sichern“, sagt der Minister.
Einheitliche Standards haben viele Vorteile
Das U-Boot Typ 212CD ist mit verbesserter Stealth-Technologie ausgestattet und verfügt über eine besonders große Reichweite. Pistorius spricht vom modernsten U-Boot auf dem Markt, vom State-of-the-Art-Modell: „Wir reden nicht davon, einfach eine bestimmte Anzahl U-Boote zu verkaufen. Es geht nicht darum, dass jemand etwas kauft und dann ‚sieht und vergisst‘. Es geht um viel mehr: um die Zusammenarbeit über Jahrzehnte. Wir reden über 40 oder 50 Jahre.“
So lange sind U-Boote normalerweise im Einsatz und so lange müssen sie gewartet werden. Wenn mehrere Länder über denselben Typ verfügen, können sie bei der Wartung und Schulung der Besatzungen zusammenarbeiten und Kosten sparen.
Auch der norwegische Verteidigungsminister Tore Sandvik wirbt für einheitliche Standards: „Die Erfahrungen der Ukraine mit Rüstungshilfen von Partnerstaaten zeigen, dass ein Großteil der militärischen Ausrüstung einfach nicht zusammenpasst. Waffen müssen zwischen den Partnerländern kompatibel sein, wir müssen die gleichen Waffensysteme kaufen.“
U-Boote aus Südkorea sind wahrscheinlich günstiger
Aber auch der Preis spielt immer eine Rolle. Gleiches gilt für die konkrete Frage, welches U-Boot-System Kanada letztendlich kaufen wird. Südkorea könnte vermutlich günstiger produzieren und gibt an, schneller zu liefern als Konkurrenten aus Deutschland und Norwegen.
Es wird auch darüber verhandelt, welche Gegenleistung Kanada für den Deal erhalten würde und was die kanadische Wirtschaft von diesem Deal erwarten kann – ein übliches Vorgehen bei solchen großen Waffengeschäften.
Deutschland muss sich nicht verstecken, sagt Thomas Erndl, CSU-Bundestagsabgeordneter und verteidigungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, der Teil der Delegation dieser Nordatlantikreise ist: „Wir kaufen in Kanada Flugzeuge für die Bundeswehr. Wir sind auf der Suche nach Systemen in verschiedenen Softwarebereichen, die hier in Kanada produziert werden. Es besteht also bereits ein reger Austausch mit der kanadischen Industrie.“
Dies könnte noch intensiver werden, wenn der U-Boot-Deal zustande kommt: thyssenkrupp Marine Systems bietet dies für den Fall an, dass sogar Teile der U-Boot-Produktion nach Kanada gehen könnten. Dennoch: Die Regierung in Ottawa hat noch keine Entscheidungen getroffen, welchen Anbieter sie bevorzugt. Eine Entscheidung soll bis zum Frühjahr nächsten Jahres fallen.