Der für Medien zuständige Staatsminister Wolfram Weimer Das neue ProSiebenSat.1-Management warnte deutlich. Bei der Eröffnung der Münchner Medientage sagte Weimer, er werde genau hinschauen, ob Pier Silvio Berlusconi die Versprechen halte, die er ihm bei einem Treffen gegeben habe. Der Sohn des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten ist Chef der MediaForEurope Holding (MFE), die nach ihrem Übernahmeangebot gut 75 Prozent an der bayerischen Senderkette besitzt. Bei dem Treffen mit Weimer versprach Berlusconi, den Standort München wirklich zu stärken.
Als ersten Schritt hat MFE mit sofortiger Wirkung alle drei Vorstandsmitglieder von ProSiebenSat.1 von ihren Aufgaben entbunden. Neuer CEO ist nun Berlusconis rechte Hand, MFE-Finanzvorstand Marco Giordani. Darüber hinaus wird der Restrukturierungsexperte Bob Rajan als vorübergehender Finanzchef für mehr Profitabilität sorgen.
„Markus Söder ist ein Löwe“
In seiner Rede gab Weimer weitere Einblicke in das Treffen mit Berlusconi. Der Italiener habe ihm erklärt, dass gutes Fernsehen letztlich genauso gut funktioniere wie gutes Kochen, sagte der Kulturstaatsminister und appellierte an Berlusconi: „Ich empfehle Ihnen: Lassen Sie die Redaktionen in Unterföhring kräftig kochen, aber achten Sie darauf, dass es den Mitarbeitern nicht ausbrennt.“
Mit Blick auf den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), der während der Rede im Publikum saß, sagte Weimer: „Vielleicht kennen Sie Markus Söder nicht, aber er ist ein Löwe.“ Söder kämpft an seinem Standort um die Medien. ProSiebenSat.1 hat seinen Sitz im bayerischen Unterföhring, nahe München.
Neuer Senderchef will Struktur „genauer unter die Lupe nehmen“.
Söder selbst sprach mit Blick auf die Sendergruppe von einer „Herausforderung“. „Es ist uns wichtig, dass ProSiebenSat.1 hier bleibt, dass der Medienstandort erhalten bleibt“, sagte er. Wir hoffen sehr, dass es wieder aufwärts geht. Zur Neubesetzung des gesamten Vorstands sagte der CSU-Politiker lediglich: „Es ist wie im Fußball – hin und wieder gibt es einen Trainerwechsel.“ Gleichzeitig stellte der Regierungschef klar: „Wir müssen jetzt sehr darauf achten, dass die Entwicklung positiv ist.“
Der neue ProSiebenSat.1-Chef Marco Giordani kündigte in einer internen Mitteilung an, dass er einen „großen europäischen Medien- und Entertainment-Champion“ aufbauen werde. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir vor großen geschäftlichen Herausforderungen stehen“, schrieb Giordani laut der Nachrichtenagentur Reuters an die Belegschaft. „In Zeiten wie diesen ist Veränderung sowohl eine Notwendigkeit als auch eine Chance.“ Der Manager kündigte an: „Ab heute werde ich die bestehende Struktur unter die Lupe nehmen, Chancen identifizieren und auf Basis fundierter Analysen und Gespräche die nächsten Schritte definieren.“