Plön. Pfadfinder gibt es fast überall auf der Welt. „Erfunden“ wurden sie Anfang des 20. Jahrhunderts von einem britischen General. Was macht Pfadfinder heute aus? Teamgeist, Natur, Gemeinschaft, christliche Werte, Stockbrot? „Pfadfinder können einen Kompass und brauchen kein Google Maps“, sagt Tobias Friedrich, Gemeindepfarrer in Plön und Leiter der Pfadfindergruppe „Seeschwalben“. Und dieser Satz erklärt einiges.
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Die Plöner „Seeschwalben“ wurden 1999 gegründet und haben gerade ihren 25. Geburtstag gefeiert. Ebenso die „Eisvögel“ aus Wankendorf. Die „Seeadler“ aus Kirchbarkau, die an diesem Wochenende feiern, haben ihr 30-jähriges Jubiläum gefeiert. Die „Rotfüchse“ in Ascheberg feierten im vergangenen Jahr ihr Vierteljahrhundert. Jan Philipp Strelow, Sprecher des Evangelischen Gemeindepfadfinderverbandes und Pfarrer in Ascheberg, berichtet, dass dem Verband elf Gruppen im Kreis Plön angehören. Alle elf Gruppen im Kreis Plön zusammen haben rund 800 Pfadfinder. Alle 120 Kirchengemeinden der Nordkirche bilden rund 6.500 Pfadfinder aus.
Elf Stämme im Kreis Plön: Pfadfinder sind noch lange nicht aus der Mode
Alle Stämme sind den Kinderschuhen entwachsen, ja längst erwachsen. Sind sie vielleicht aus der Mode gekommen? Sie alle beweisen, wie etwa die Plöner Seeschwalben, dass dem nicht so ist. 120 Pfadfinder gibt es in der Kreisstadt zum Beispiel, rund 60 kommen regelmäßig zu den Gruppentreffen. Mit acht Jahren ist man ein Fall für die „Wolf Cub Scouts“. Wer älter als 16 ist, kann vom Helfer zum Mitarbeiter werden – und Pfadfinder bleiben.
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Was motiviert sie? Sebastian (19) aus der Plöner Gruppe schätzt die Gemeinschaft der Pfadfinder. Abends am Lagerfeuer sitzen, singen und lachen. Aber auch lernen, in der Natur zurechtzukommen. Und zu sehen, wie sich die Wölflinge, die jüngsten Pfadfinder, entwickeln. Auch Brit (18) ist Pfadfinderin. „Zu sehen, was möglich ist, wenn man im Team etwas macht“ – das schätzt sie. Marion (12) ist noch Wölfling, sie wartet auf die Grundprüfung, um eine richtige Pfadfinderin zu werden. Die Treffen macht ihr Spaß, und stolz zeigt sie das Plöner Seeschwalben-Abzeichen auf ihrem Shirt.
Tobias Friedrich ist Anführer der Plöner Pfadfindergruppe „Seeschwalben“.
Quelle: Anja Rüstmann
Die Gemeinschaft, die zusammenhält, wenn jemand Hilfe braucht – das beeindruckt Lennart (19). Und das Wissen, wie man ohne Feuerzeug und Streichhölzer Feuer macht. Denn eigentlich ist es fast so etwas wie ein Überlebenstraining, das die Pfadfinder durchlaufen. Dazu gehört der richtige Umgang mit Messer – „natürlich nur für Holzarbeiten“, sagt Tobias Friedrich –, Axt und Säge.
Pfarrer Tobias Friedrich leitet die Plöner Pfadfindergruppe „Seeschwalben“
„Ich habe erst mit Anfang 40 eine Axt in der Hand gehalten“, sagt der Pfarrer der Gemeinde in der evangelischen Kirche in Plön. Er leitet mit einem Team die Pfadfinder, die eine Wiese am Rande des Schöhseewaldes bevölkern. Dort haben sie selbst verschiedene Hütten und Unterstände gebaut.
„Wir sind der Kirche verbunden und laden Menschen zum christlichen Glauben ein“, sagt Friedrich. Dennoch seien die Pfadfinder für alle offen. So gebe es etwa auch zwei muslimische Mädchen. Friedrich selbst wuchs in einem katholischen Elternhaus im Ruhrgebiet auf, war Messdiener und machte später eine Ausbildung zum Elektriker.
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Dann lernte er eine freikirchliche Gemeinde kennen und fand den Bezug zur Bibel. „Ich habe mich entschieden, mit Jesus Christus zu leben“, sagt Tobias Friedrich und ist fest davon überzeugt, dass dies Gottes Wille war. Er studierte an einer privaten Schule evangelische Theologie und wurde anschließend Prediger in der Landeskirchengemeinde Brandenburg.
Im Depot Seeschwalben sei alles vorhanden, was zu einem Pfadfinderlager gehört, sagt Esther Friedrich.
Quelle: Anja Rüstmann
In Pfungstadt bei Darmstadt lernte er als Pfarrer der evangelischen Stadtmission durch seine Frau Esther die Pfadfinder kennen – und wurde einer von ihnen. Seit einem Jahr lebt er mit seiner Familie, zu der auch vier Töchter gehören, in Plön. Und deshalb ist er auch ein „Seeschwalbe“.
Pfadfinder schlafen im Zelt, streifen durch den Wald, backen Stockbrot und singen am Lagerfeuer. Das Antiprogramm zu Computerspielen und Tiktok? „In unserem Gruppenunterricht oder im Ferienlager sind Handys tabu“, sagt der 46-jährige Tobias Friedrich und fügt gleich hinzu: „Das geht auch.“ Um sich in der Natur zurechtzufinden, brauchen die Kinder und Jugendlichen kein Google Maps. Sie haben einen Kompass. Doch verflucht ist die digitale Technik nicht. Die Plöner „Seeschwalben“ etwa haben eine eigene Homepage und verabreden sich per WhatsApp.
Ihren 25. Geburtstag feierten die „Seeschwalben“ mit Freunden, Förderern und anderen Pfadfindern. Doch sie verstecken sich nicht im Wald. Im Gegenteil: Sie engagieren sich bei verschiedenen Veranstaltungen in Plön – vom Weihnachtsmärchen bis zum Benefizlauf. Und sie freuen sich über neue Mitglieder. Nähere Informationen gibt es bei Tobias Friedrich unter 04522/1040 oder unter www.ploener-seeschwalben.de
CN