Berlin – AfD-Mitbegründer Alexander Gauland (84) beklagt die Reaktionen seines Umfelds auf seine Arbeit in der rechtsextremen Partei.
Im Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) sagt Gauland, der bis 2019 Parteichef war: „Ich habe durch die AfD praktisch alle meine Freunde und einen Teil meiner Familie verloren.“
In einem Hotel, in dem er seit vierzig Jahren ein „sehnsüchtig erwarteter“ Gast war, wurde ihm gesagt: „Wir wollen Sie nicht mehr beherbergen.“ Für die AfD– Ehrenvorsitzender das sind „menschliche, persönliche Verluste“.
In seiner Autobiografie („DDR, CDU, AfD – Ein unwilliges politisches Leben“, 144 Seiten, Ares-Verlag) schreibt Gauland sogar: „Privat und persönlich war der Schaden größer als der Nutzen.“ Im NZZ-Interview erklärt er: „In Deutschland ist es schwierig, Freunde zu sein, wenn man unterschiedliche politische Meinungen hat.“ Damit muss man leben.
Merz-Ankündigung „wäre die richtige Politik“
Gauland, der laut AfD 40 Jahre lang CDU-Mitglied war, beschreibt sein Bild von Bundeskanzler Friedrich Merz (70, CDU) als „ambivalent“.
▶︎ Gauland: „Ich glaube, dass Merz die CDU verändern will, aber er hat nicht die Kraft, sich durchzusetzen – sowohl in seiner Partei als auch in der Gesellschaft.“ Zunächst kündigte Merz an, dass er tun werde, was er für richtig halte, unabhängig davon, wer ihm folge. „Das wäre eigentlich die richtige Politik“, sagte Gauland. Doch nun fürchtet sich Merz vor dem „Fernsehen“. Er habe Angst „vor Moderatoren wie Dunja Hayali und Anja Reschke“, sagt Gauland. Merz weiß, dass er mit der SPD „keinen wirklichen Wandel im Sinne der alten CDU umsetzen kann“. Er kann und will nicht mit der AfD zusammenarbeiten, weil er Angst vor den Reaktionen hat.
CDU-Zerstörung „halte ich für falsch“
Gauland distanziert sich von Forderungen seiner Partei, sich für ein Ende der CDU einzusetzen. „Auf jeden Fall bin ich völlig gegen den Versuch, die CDU zu zerstören“, sagt er. „Ja, es gab einmal einen Kommentar, nicht von mir, sondern von anderen, den ich für falsch halte“, sagt Gauland. Auf die Frage nach dem Grund sagt er: „Weil das nicht der Weg ist. Wir wollen eine andere Politik, wir wollen keinen anderen Staat.“
▶︎ Der heutige AfD-Bundestagsabgeordnete Maximilian Krah (48) sorgte mit dem Thema, die CDU zerstören zu wollen, für Schlagzeilen. Im YouTube-Format „Jung & Naiv“ sagte er: „Denn den Wandel in Deutschland können wir nur erreichen, wenn die CDU in ihrer jetzigen Form nicht mehr da ist.“
2013 gründete Gauland mit dem Wirtschaftsprofessor Bernd Lucke (63) und dem Journalisten Konrad Adam (83, beide ebenfalls ehemalige CDU-Mitglieder) die Alternative für Deutschland (AfD) wegen der Euro-Rettungspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (71, CDU).
