Vereinbarungen scheiterten
Die AfD erhält überraschend zwei Bürgermeisterämter in NRW
Aktualisiert am 7. November 2025 – 18:50 UhrLesezeit: 2 Minuten
Kommunalpolitiker bezeichnen den Vorgang als „Katastrophe“ und beklagen eine „Niederlage für die Demokratie“ – die AfD hingegen feiert den „Dammbruch im Ruhrgebiet“.
Zwei nordrhein-westfälische Kommunen haben diese Woche erstmals AfD-Politiker in repräsentative Spitzenpositionen gewählt. In Bochum-Wattenscheid wurde Cedric Sontowski zum zweiten stellvertretenden Bezirksbürgermeister ernannt, in Bad Salzuflen wurde Sabine Reinknecht zur dritten stellvertretenden Bürgermeisterin ernannt. Beide erhielten bei geheimen Wahlen mehr Stimmen, als ihre Partei Sitze in den jeweiligen Gremien hat.
Besonders für Aufsehen sorgt der Fall in Bad Salzuflen. Geplant war die Wahl von drei Stellvertretern für CDU-Bürgermeister Dirk Tolkemitt. Eine gemeinsame Liste von CDU, SPD und Grünen soll die Positionen besetzen. Doch bei der konstituierenden Gemeinderatssitzung erhielt die Kandidatin der Grünen zu wenig Stimmen – stattdessen wurde die AfD-Politikerin Sabine Reinknecht gewählt. Sie erhielt 16 Stimmen, obwohl die AfD nur 13 Sitze im Rat hat, berichtete der WDR.
Reinknecht sagte dem Sender: „Ich war sehr überrascht, habe mich aber darüber gefreut.“ Parteichefin Alice Weidel gratulierte ihr telefonisch. Auf X schrieb Weidel von einem „sensationellen Erfolg“. Der CDU-Bürgermeister Tolkemitt zeigte sich hingegen entsetzt: „Sieben Kollegen stimmten mit Nein und es gab eine Enthaltung. Sie haben durch ihr Handeln aktiv dazu beigetragen, auch wenn sie nicht die AfD gewählt haben“, sagte er dem WDR. Das Ergebnis zeige, „dass man sich offenbar nicht auf Vereinbarungen im Stadtrat verlassen kann.“
Auch die SPD-Fraktion in Bad Salzuflen reagierte empört. Zuvor sei mit allen demokratischen Fraktionen eine gemeinsame Liste vereinbart worden, um „ein klares Zeichen für den Zusammenhalt und gegen jede Form politischer Spaltung zu setzen“, sagte Fraktionschef Frank Sommerfeld laut WDR. Wer der AfD zum Amtsantritt verhelfe, „stärket nicht die Demokratie, sondern schwächt sie.“
Nur wenige Tage zuvor wurde Cedric Sontowski von der AfD zum zweiten stellvertretenden Bezirksbürgermeister in Bochum-Wattenscheid gewählt. Auch hier erhielt der Kandidat eine Stimme mehr, als seine Partei Sitze im Kreistag hat. Der neue SPD-Bezirksbürgermeister Holger Dünenbacke zeigte sich laut „WAZ“ „schockiert“ über das Ergebnis. Er wollte sich „keinen Zentimeter nach rechts“ bewegen und weigerte sich demonstrativ, AfD-Fraktionschef Maik Klaus die Hand zu geben, als dieser ihm gratulierte.
AfD-Mann Sontowski hingegen gab sich gelassen. „Ich finde meine Wahl nicht so überraschend. Sie entspricht auch dem Willen der Wähler“, sagte er der „WAZ“. Der Grünen-Politiker Oliver Buschmann bezeichnete den Vorgang als „Niederlage für die Demokratie“ und sprach von einem „Verräter an unserem demokratischen System“. SPD-Vertreter sprachen von einer „Katastrophe“ für das bisherige demokratische Bündnis in der Stadt.
