Mit Blick auf die Präsidentschaftswahl in den USA im November hat Papst Franziskus empfohlen, das „kleinere Übel“ zu wählen. Auf dem Heimflug von Singapur nach Rom warf das Oberhaupt der katholischen Kirche beiden Kandidaten – Donald Trump und Kamala Harris – aufgrund ihrer Positionen zur Behandlung von Einwanderern bzw. zur Abtreibung eine lebensfeindliche Haltung vor. Trotzdem riet er den US-Bürgern, zur Wahl zu gehen. „Sie müssen wählen und Sie müssen das kleinere Übel wählen.“
Franziskus bekannte sich weder zum früheren Präsidenten, der für die Republikaner kandidiert, noch zum Vizepräsidenten der Demokraten. „Ob es nun derjenige ist, der Migranten ausweist, oder derjenige, der Kinder tötet, beide sind gegen das Leben“, sagte der Pontifex.
Trump hat angekündigt, im Falle seiner Rückkehr ins Weiße Haus in großem Stil Einwanderer abschieben zu wollen. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es eine schwere Sünde ist, Migranten nicht willkommen zu heißen“, sagte Franziskus. Der Papst hatte Trump bereits im Wahlkampf 2016 für dessen einwanderungsfeindliche Politik kritisiert und erklärt, er glaube nicht, dass der Republikaner ein Christ sei.
Franziskus kritisierte die amtierende Vizepräsidentin Harris für ihre Haltung zur Abtreibung. Sie hatte angekündigt, das 2022 vom Obersten Gericht gekippte bundesweite Recht auf Abtreibung wieder einzuführen, wenn der Kongress ihr ein entsprechendes Gesetz vorlege. Der Papst sagte, eine Abtreibung bedeute die „Tötung eines Menschen“. In der Vergangenheit hatte er Abtreibung auch als „Mord“ bezeichnet.
Die Abstimmung am 5. November dürfte knapp ausfallen. Eine wichtige Rolle könnten dabei die 52 Millionen Katholiken in den USA spielen: In einigen entscheidenden Staaten wie Pennsylvania stellen sie mehr als ein Fünftel der Erwachsenen.
Am 2. September brach Franziskus zur längsten Auslandsreise seines Pontifikats auf. In elf Tagen besuchte er Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Am Freitagabend kehrte er nach Rom zurück.