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Ornithologe über Vogelgrippe: „Sterbende Kraniche fallen vom Himmel“

Besonders dramatisch ist die Situation bei Kranichen. In diesem Herbst sind in Sachsen-Anhalt mehr Tiere an der Vogelgrippe gestorben als je zuvor. Nach Schätzungen des Kemberg-Ornithologen Axel Schonert von der Initiative Kranichschutz wurden bereits rund 2.000 tote Tiere geborgen – die tatsächliche Zahl könnte aber doppelt so hoch sein. „Wir stehen vor einer Tragödie, wie es sie seit Menschengedenken nicht gegeben hat“, sagte Schonert. „Im wahrsten Sinne des Wortes fallen tote und sterbende Kraniche vom Himmel.“

Kritik an der industriellen Geflügelhaltung

Als möglichen Grund für die rasante Ausbreitung sieht Schönert den Zusammenhang zwischen Wildvögeln und industrieller Geflügelhaltung. „Diese Viren kommen in ihrer aggressiven Form nicht in freier Wildbahn vor, sondern in großen, kommerziellen Geflügelfarmen“, sagt Schonert. Wenn der Mist dieser Betriebe auf die Felder ausgebracht wird, könnten sich Kraniche und Gänse beim Fressen mit dem Mist infizieren.

Auf der Jahrestagung des Ornithologischen Vereins Sachsen-Anhalt an diesem Wochenende in Dessau-Brambach wurden laut Schönert aktuelle Daten zum Vogelzug ausgewertet. Die Analysen zeigen klare Zusammenhänge zwischen großen Ausbrüchen in polnischen Geflügelfarmen und den ersten Funden toter Kraniche in Sachsen-Anhalt.

Schönert beklagt, dass dieser Zusammenhang in der öffentlichen Debatte bisher wenig Beachtung gefunden habe. „In der Geflügelindustrie wird viel Geld verdient – ​​und es gibt immer Interessen, die es zu schützen gilt“, sagt Schonert. Als Sofortmaßnahme fordert er eine bundesweite Stallpflicht für Geflügel, um eine weitere Ausbreitung der Vogelgrippe zu verhindern. Darüber hinaus sollte Hofdünger auf Krankheitserreger untersucht werden, bevor er auf die Felder gebracht wird.

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