
Erst gab es ein Geplänkel, dann schauten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stolz in die Kameras und drückten den schwarzen Summer, der den Baubeginn auf der Northvolt-Baustelle in Heide markierte. Das schwedische Unternehmen versprach damals, dass hier in Schleswig-Holstein im März 2024 die „grünste Batterie der Welt in Serie“ gebaut werden soll.
Neun Monate später wird das Engagement des Kanzlers und seines Stellvertreters gegenüber dem Batteriehersteller zum Problem. Denn Northvolt steckt in einer Finanzkrise und hat in den USA Insolvenz angemeldet. Eine Entscheidung, die für den Steuerzahler in Deutschland teuer werden könnte.
Northvolt hat 600 Millionen Euro von der Landesförderbank KfW erhalten, die Hälfte davon wird vom Bund und die andere Hälfte vom Land Schleswig-Holstein garantiert. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums ist noch unklar, ob das Geld tatsächlich ausgezahlt werden muss – aber die Wut und die Aufregung sind bereits jetzt groß.
Die links-grüne Subventionspolitik für ideologisch ausgewählte, privilegierte Konzerne ist ein offener Verrat am Steuerzahler.
Christoph Meyer, FDP-Politiker
„Intel, Wolfspeed und jetzt Northvolt – die übermäßige Subventionspolitik von Scholz und Habeck ist gescheitert. „Die links-grüne Subventionspolitik für ideologisch ausgewählte, privilegierte Konzerne ist ein offener Verrat am Steuerzahler“, schimpft Christoph Meyer, der als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP bis vor wenigen Jahren mit SPD und Grünen in der Ampelkoalition zusammengearbeitet hat vor Wochen.
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Doch nun macht Meyer deutlich, was er von Scholz und Habeck hält: „Statt die Standortbedingungen für alle Menschen und Unternehmen nachhaltig strukturell zu verbessern, subventionieren SPD und Grüne Konzerne exzessiv mit Steuergeldern nach Parteiinteressen.“ “, sagte er dem Tagesspiegel. Unternehmen müssten auch unabhängig von Subventionen erfolgreich sein.
Wagenknecht verlangt von Habeck eine Erklärung
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht hatte zuvor eine Stellungnahme von Bundeswirtschaftsminister Habeck im Bundestag gefordert. Der mögliche Schaden von bis zu 620 Millionen Euro sei angesichts der Haushaltsprobleme dramatisch, erklärte Wagenknecht. „Wer wie Scholz und Habeck beim Spatenstich für die Batteriefabrik gefeiert wurde, darf sich jetzt nicht wegducken, sondern muss seine Karten auf den Tisch legen.“
Kritik kam auch aus der Union: „Der Fall Northvolt zeigt die völligen Fehleinschätzungen von Kanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck.“ „Schöne Bilder beim Spatenstich ersetzen nicht die gründliche Prüfung einer Garantie, die die Kanzlerin und der Wirtschaftsminister versäumt haben“, sagt die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU im Bundestag, Julia Klöckner.
Sie erinnerte daran, dass die Union vor einigen Wochen im Wirtschaftsausschuss Fragen zu dem Projekt gehabt habe. „Damals gab es nur schöne Worte der Hoffnung und der Beruhigung. „600 Millionen Euro verschwendet – darüber werden wir im Deutschen Bundestag diskutieren“, sagte Klöckner dem Tagesspiegel.
Allerdings kontert die rot-grüne Minderheitsregierung: „Ohne Batterietechnologie wird die Automobilindustrie als Motor der deutschen Wirtschaft nicht elektrisch.“ Insofern ist es strategisch richtig, dass wir uns als Land engagieren“, sagte die SPD-Fraktionsvize Verena Hubertz dem Tagesspiegel.
Auch private Akteure mischten sich bei Northvolt ein, und das Unternehmen scheiterte nicht. „Es ist normal, dass zukünftige Technologien Schwankungen unterliegen. Ich bin überzeugt, dass dies dennoch eine Erfolgsgeschichte werden kann“, sagte Hubertz.
Auch die Grünen unterstützten die Entscheidung ihres Wirtschaftsministers. „Für uns Grüne liegt es weiterhin im Interesse Deutschlands, eine europäische Wertschöpfungskette für die Batterieproduktion aufzubauen“, sagte die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Sandra Detzer.