„Unkompliziert, erschwinglich, familienfreundlich, praktisch“ – so bringt Opel-Kommunikationschef Patrick Munsch den Anspruch des neuen Kompakt-SUV Frontera auf den Punkt. Vor allem ist das neue Modell mit einem günstigen Einstiegspreis von unter 29.000 Euro das günstigste vollelektrische SUV auf dem deutschen Markt. Das Ergebnis ist ein durchdachtes und geräumiges Familienfahrzeug, in der Hybridversion auch als Siebensitzer. Zur Einordnung: Das Center of Automotive Management (CAM) berichtet aktuell, dass im Jahr 2024 der Durchschnittspreis für ein vollelektrisches Auto hierzulande um fast 4.000 Euro auf 56.669 Euro gestiegen sein wird, vor allem aufgrund der Steigerung der größeren SUV-Segment. Gleichzeitig stellten die Autoforscher fest, dass sich das Modellangebot in den wichtigen Fahrzeugklassen der Minis und Kleinwagen verringert hat. Mit der Verkehrswende wird das nicht passieren.
Alle Modelle elektrisch
Der traditionsreiche deutsche Automobilhersteller Opel, der in diesem Jahr 125 Jahre alt wird und zum Mehrmarkenkonzern Stellantis gehört, ist derzeit so etwas wie der weiße Ritter der Branche. Während viele andere Unternehmen der Branche ihre Elektrifizierungsziele ausdehnen oder ganz aufgeben, bleibt Opel auf Kurs. Sogar Volvo hat die vollständige Elektrifizierung kürzlich um fünf Jahre auf 2030 verschoben.
Opel hingegen ist der erste deutsche Hersteller, der für alle Modelle eine vollelektrische Variante anbietet. Dies gilt neben dem neuen Frontera auch für den Kleinwagen Rocks, die Pkw Corsa, Mokka, Astra und Grandland, aber auch für die Transporter und Kleinbusse wie Zafira, Combo, Vivaro und Movano. Ab dem nächsten Jahr sollen neu entwickelte Fahrzeuge nur noch in vollelektrischer Form auf den Markt kommen. „Das ist keine Prognose, sondern unser konkreter Plan.“ Das betonte Opel-Chef Florian Hüttl kürzlich im Tagesspiegel. „Opel sieht in der Elektromobilität die Zukunft“, sagt Hüttl: „Für uns ist das die einzig gangbare Option.“
Opel sieht in der Elektromobilität die Zukunft
Opel-Chef Florian Hüttl
Opel hat seine Modellflotte nicht nur elektrifiziert, sondern auch modernisiert und neu positioniert. Erfolgreich. Der Pkw-Marktanteil von Opel ist in den letzten Jahren kontinuierlich auf 5,7 Prozent gewachsen. Vor allem Corsa und Astra sind Erfolgsmodelle mit starkem Zuwachs. Der Corsa ist seit drei Jahren Deutschlands meistverkaufter Kleinwagen, fast jeder fünfte davon ist ein Elektrofahrzeug. Auch in der Mittelklasse gehört der Astra zu den Top 3 in Deutschland.
Der neue Frontera rundet nun die SUV-Modellpalette ab. Der kleine SUV Crossland wurde gestrichen, weil er in Länge und Platzangebot zu nahe am Lifestyle-orientierten Mini-SUV Mokka lag. Stattdessen gibt es nun den neuen Kompakt-SUV Frontera, dessen Vorgänger um die Jahrtausendwende produziert wurde. Der Frontera ist nun 25 Zentimeter länger als der verblichene Crossland, und das Topmodell, der Mittelklasse-SUV Grandland, ist noch einmal 25 Zentimeter länger.
Kompaktester Siebensitzer
Mit einer Länge von 4,38 Metern ist der Frontera der kompakteste Siebensitzer auf dem Markt. Dank des langen Radstands von 2,67 Metern, der sich beim ersten Fahrversuch des Frontera zeigte, zu dem Opel eingeladen hat, ist noch genügend Platz vorhanden. Auch der Einstieg in die zweite Reihe wird durch die breiteren Türen erleichtert. Die beiden Sitze in der dritten Reihe, die es nur in den Hybridvarianten gibt, sind mit zusätzlichen USB-Anschlüssen ausgestattet, aber nicht unbedingt für Erwachsene geeignet. Bei hochgeklappter Rückbank können 460 Liter Gepäck geladen werden; Zusammengeklappt erhöht sich das Fassungsvermögen auf knapp 1.600 Liter.
Robust und unkompliziert
Auf der vertikalen Front prangt über der bei allen Modellen eingeführten schwarzen Frontblende mit dem Namen „Vizor“ das neu gestaltete Blitzsymbol, das bei Opel nicht zeitgemäßer sein könnte. Von der Seite erinnert die kraftvolle Motorhaube ein wenig an den Range Rover. Insgesamt ist das Design robust und geradlinig. Auffällig sind die kunststoffverkleideten Radhäuser und kräftigen Schweller; Beides hilft gegen Kratzer in engen Parksituationen. Serienmäßig rollt das Auto auf relativ kleinen 16-Zoll-Stahlfelgen. Der Dachbereich kann in Wagenfarbe oder in kontrastierendem Schwarz oder Weiß gewählt werden.

© Foto: Opel
Auffällig sind die serienmäßigen LED-Scheinwerfer mit dem einem Flügel nachempfundenen Lichtgitter. Das Fernlicht wird übrigens automatisch ein- und ausgeschaltet; Ebenso verdunkelt sich der Innenspiegel automatisch, sobald ein anderes Fahrzeug den Fahrer von hinten blendet. Auch für die Rückleuchten sind LEDs serienmäßig erhältlich. Auffällig ist, dass Opel weder außen noch innen auf Chrom verzichtet. Dies sei auf die Bemühungen zurückzuführen, umweltfreundliche Materialien zu verwenden, sagt Opel; das sich auf neue, jüngere Käufer konzentriert. Der Frontera verwendet nachhaltiges Material, das zu 95 Prozent wiederverwendbar oder recycelbar ist – so kommt beispielsweise beim Lenkrad veganes Material zum Einsatz.
Viel Kopffreiheit und rutschfeste Oberflächen
Trotz der erhöhten Sitzposition gibt es im Innenraum überraschend viel Kopffreiheit – und das nicht nur in der ersten Reihe. Glatte, klare Oberflächen schaffen eine ruhige Atmosphäre. Es gibt clevere Ideen wie die „Flex Straps“ auf der Mittelkonsole, mit denen sich Getränke oder ein Laptop einfach anschnallen lassen, und die rutschfesten Gummiflächen oder Smartphone-Taschen an den Rückseiten der Sitze in der ersten Reihe. Der umfangreiche Einsatz von Hartplastik wird in dieser Preisklasse niemanden überraschen. Innovativ sind die sogenannten Intelli-Seats. Eine in der Mitte des Fahrer- und Beifahrersitzes verlaufende Aussparung verringert den Druck auf das Steißbein – genau wie der längsgeteilte Sattel beim Radfahren. Dies erhöht den Fahrkomfort auf längeren Fahrten.
Hinter dem gut greifbaren Lenkrad befindet sich ein zehn Zoll breites Fahrerdisplay mit allen wichtigen Informationen. Optisch passt dazu der zehn Zoll große Touchscreen, der direkt daneben sitzt – allerdings nur gegen Aufpreis erhältlich. Klare Tasten machen die Bedienung einfach und ablenkungsfrei. Dank OpelConnect, das viele praktische Dienste ins Auto und auf den Bildschirm bringt, genügt ein „Hey Opel“, um die Spracherkennung zu aktivieren. Darüber hinaus können zahlreiche weitere Dienste genutzt werden, von der Online-POI-Suche und Routenführung über Park- und Tankinformationen bis hin zu Live-Wetter und Over-the-Air-Kartenaktualisierungen. Beim Fahrversuch irritierte es, dass der Bildschirm mit der Navigationskarte schwarz wurde, sobald man an Kreuzungen zu nahe an ein vorausfahrendes Fahrzeug heranfuhr. Der Grund liegt offenbar darin, dass dann die elektronische Einparkhilfe aktiviert wird.
Smartphone-Station statt Touchscreen
In der Einstiegsversion ohne zweiten Bildschirm kann man stattdessen das eigene Smartphone über eine App-Verbindung mit dem Auto verbinden, die über die Tasten am Lenkrad gesteuert werden kann. Einige Leute werden dies als vorteilhaft empfinden, da die Verwendung bekannt ist. Der Fahrer hat Zugriff auf Navigationsmöglichkeiten über Google Maps oder Apple Maps sowie auf persönliche Musik-Playlists, die auf dem eigenen Smartphone gespeichert sind.

© Foto: Opel
Überraschenderweise verzichtet Opel bei der vollelektrischen Version, die auf 140 km/h begrenzt ist, auf eine direkte Anzeige des Stromverbrauchs. Abschätzen lässt sich das nur durch die Anzeige der verbleibenden möglichen Reichweite – sozusagen als Rechentrick für langweilige Fahrten. Opel selbst gibt einen Verbrauch von 18,2 kWh pro 100 Kilometer an. Der Frontera ist mit einem 44-kWh-Akku ausgestattet, der 83 kW (113 PS) leistet und für 305 Kilometer reichen soll. Es ist nicht verschwenderisch; Auch der Preis spielt hier eine Rolle. Das angenehm kantige Design ist zudem nicht auf einen geringen Luftwiderstand ausgelegt, was besonders bei Elektrofahrzeugen wichtig ist. Dies wirkt sich jedoch auf die Reichweite aus.
Die Reichweite soll wachsen
Opel kündigt daher bereits ein sogenanntes Long-Range-Paket mit 59 kWh an, mit dem 400 Kilometer möglich sein sollen. Die Batterie könne mit 100 kW in 26 Minuten auf 80 Prozent geladen werden, sagt Opel. Dies konnte bei der Fahrprüfung nicht überprüft werden. Ein Alleinstellungsmerkmal unter den vollelektrischen Fahrzeugen dürfte sein, dass der Frontera nicht wie üblich per Knopfdruck, sondern per Schlüssel gestartet wird – wohl aus Kostengründen.
Dank des im Boden liegenden Akkupakets mit niedrigem Schwerpunkt hat der 1.500 Kilo schwere Frontera auch in sehr kurvigen Landschaften eine gute Straßenlage. Die Lenkung reagiert feinfühliger und gleichzeitig deutlich straffer als beim Citroen e-C3, der auf der gleichen Plattform wie der Frontera im Stellantis-Markenkosmos montiert ist. Angegeben ist ein Drehmoment von 124 Newtonmetern, was im Vergleich zur oft übermächtigen Elektro-Konkurrenz wenig ist. Im Fahrbetrieb erwies sich der elektrische Frontera beim Überholen oder an starken Steigungen als ausreichend leistungsstark.

© Foto: Opel
Die Rekuperation, bei der der Akku geladen wird, sobald der Fuß vom Gaspedal geht, ist recht schwach. Weit entfernt vom sogenannten One-Pedal-Drive, bei dem ein Auto wie bei Volvo bis zum Stillstand abbremst, was im Stadtverkehr angenehm ist. Beim Frontera ist es tatsächlich umgekehrt: Wird die c-Taste auf der Mittelkonsole gedrückt, nimmt die Rekuperationsstärke sogar ab, wenn man den Fuß vom Gaspedal nimmt. Opel will beim Fahren auf Landstraßen oder Autobahnen das sogenannte Segeln ermöglichen, bei dem das Auto möglichst wenig bremst, um Energie zu sparen.
Verbrennungsmotor stärker als die E-Version
Ungewöhnlich ist auch, dass die beiden Hybridversionen mit 12,1 Sekunden schneller auf 100 km/h beschleunigen als die vollelektrische Version. Die 1,2-Liter-Turbobenziner mit 74 kW (100 PS) bzw. 100 kW (136 PS) und 48-Volt-Technik mit jeweils 21 kW (28 PS) schaffen dies in 11,0 bzw. 9,0 Sekunden mit spürbar höherem Drehmoment als ihr elektrischer Bruder .
Bei Fahrten in der Stadt und auf Landstraßen arbeiten Benzin- und Elektromotor gemeinsam oder getrennt. Der Elektroantrieb unterstützt den Benzinmotor beim Beschleunigen oder Anfahren aus dem Stand. Bei niedrigen Geschwindigkeiten ermöglicht es auch das rein elektrische Fahren auf kurzen Strecken oder laut Opel bis zu 50 Prozent der Zeit in der Stadt – etwa beim Rangieren. Wenn der Frontera Hybrid bei höheren Geschwindigkeiten langsamer wird, schaltet sich der Benziner ab und der Elektromotor fungiert als Generator, um die 48-Volt-Batterie des Hybridsystems aufzuladen – ein Anschluss an die Steckdose ist nicht erforderlich. Angegeben wird ein kombinierter Verbrauch von 5,2 bis 5,5 Liter/100km.
Das Portfolio an elektronischen Assistenzsystemen reicht von der Frontkollisionswarnung mit automatischer Notbremsung und Fußgängererkennung über Müdigkeitserkennung, intelligenten Geschwindigkeitsregler und -begrenzer bis hin zu Systemen wie der 130-Grad-Rückfahrkamera, die beim Rangieren für beste Übersicht sorgt.
Ein Dachzelt als Zubehör
Der Frontera wird in den beiden Ausstattungslinien Edition und GS angeboten. Die Einstiegsversion verfügt über das 10-Zoll-Fahrerinformationsdisplay, die Smartphone-Station, OpelConnect mit verschiedenen Telematikdiensten, Intelli-LED-Scheinwerfer mit Fernlichtassistent und den Parkpiloten am Heck. In der GS-Variante verfügt der Frontera außerdem über Multimedia-Infotainment inklusive 10-Zoll-Farb-Touchscreen und integrierter Navigation, Parkpilot vorn und Rückfahrkamera. Die Preise für die beiden Hybridversionen beginnen bei 23.900 und 25.700 Euro. Leider ist die Version mit sieben Sitzplätzen nur in den Hybridversionen erhältlich und erfordert einen Aufpreis von 800 Euro. Der vollelektrische Frontera kostet mindestens 28.990 Euro – kann aber auch ohne Anzahlung für 279 Euro im Monat geleast werden.
Wer beim Reisen noch mehr sparen möchte oder die Natur liebt, dem bietet Opel eine ganz besondere Option: Mit Dachreling kann der neue Frontera eine Dachlast von bis zu 240 Kilogramm tragen Schulter. Das passende Dachzelt und die Leiter sind demnächst als Zubehör erhältlich.