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Fried – Blick aus Berlin
Ausgerechnet Olaf Scholz verletzt sich beim Joggen – Nico Fried über einen besonders unfairen Kanzlersturz
© Illustration: Sebastian König/Stern; Foto: Henning Kretschmer/Stern
Olaf Scholz hat sich beim Joggen blaue Flecken im Gesicht zugezogen. Das ist nicht fair: Kein Kanzler zuvor war so besorgt um seine Fitness.
Getreu dem alten Sprichwort, dass Pech oft mit Pech einhergeht, haben es die politisch Schwachen getan Olaf Scholz jetzt auch beim Joggen verletzt. Er trägt jetzt eine Augenbinde. Die blauen Flecken im Gesicht kommen der Kanzlerin derzeit besonders zu schaffen. Denn bei allem Respekt und Mitgefühl für den verletzten Scholz: Wenn man die Verletzungen sieht, denkt man sofort, dass der Kanzler jetzt als seine eigene politische Karikatur herumläuft.
Sein Unfall ist auch deshalb etwas schlimm, weil er diejenigen bestraft, die sich besonders um ihre Gesundheit sorgen. Scholz dürfte der sportlichste Regierungschef sein, den die Bundesrepublik je hatte. Er joggt, rudert und wurde auch auf dem Fahrrad gesehen. Seine Vorgänger waren weitaus weniger aktiv: Konrad Adenauer spielte Boccia, Ludwig Erhard rauchte Zigarren, Willy Brandt soll zumindest an Sommermorgen im Pool seiner Amtsvilla geschwommen sein, Helmut Schmidt war leidenschaftlicher Segler und Schachspieler, Helmut Kohl ging gelegentlich mit Franz Josef Strauß wandern. Schließlich hatte Gerhard Schröder eine Karriere als Mittelstürmer beim Fußballverein TuS Talle, wo er „Acker“ genannt wurde.
Angela Merkel war der erste Kanzler, der durch einen Sportunfall aus der Bahn geworfen wurde. Beim Langlaufen im Jahr 2013 erlitt sie nach einem Sturz eine „schwere Prellung verbunden mit einem unvollständigen Bruch im hinteren linken Beckenring“, heißt es in der offiziellen Diagnose. Mehrere Wochen lang konnte sich Merkel kaum bewegen, ging ihren Amtsgeschäften auf einem Sonderstuhl im Kanzleramt nach und nutzte die Zeit, die ihr durch abgesagte Reisen blieb, zum Lesen dicker Bücher. Später fachsimpelt die Kanzlerin gerne auf der Regierungsbank über orthopädische Fragen mit der ehemaligen Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Brigitte Zypries, die es in ihren Schultern hat. Die beiden Damen besuchten denselben Spezialisten. Scholz konnte sich mit Merkels ehemaligem Kanzleichef Peter Altmaier austauschen, der sich 2019 bei einem Treppensturz die Nase gebrochen hatte.
Foto: Twitter/Markus_17x
Frühere Kanzler waren weniger sportlich, aber gesundheitlich offenbar anfälliger
Interessant ist, dass frühere Kanzler weniger sportlich, aber offenbar gesundheitsanfälliger waren, auch wenn nicht jede Krankheit durch mehr Bewegung hätte vermieden werden können. Konrad Adenauer überlebte 1962 einen Herzinfarkt. Willy Brandt Vier Jahre nach dem Ende seiner Regierungszeit im Jahr 1978. Ein Parteisprecher tat solche Berichte zunächst als „schamlose Sensationsgier“ ab, bevor sich die Diagnose nach fünfwöchigem Krankenhausaufenthalt bestätigte. 1981 litt Helmut Schmidt an einer gefährlichen Herzrhythmusstörung.
Oft war Geheimhaltung die Regel, Schwäche war nicht vorhersehbar. Helmut Kohl wurde von einem schmerzhaften Prostatatumor geplagt, als er auf dem CDU-Parteitag 1989 in Bremen den Putschversuch interner Kritiker um Lothar Späth abwehren musste. Anschließend wurde er in die Klinik eingeliefert.
Die Nachfolger sind seitdem gesund geblieben, größere Erkrankungen wurden zumindest nicht gemeldet. Angela Merkel nutzte gelegentlich Paracetamol zur Vorbeugung von Erkältungen. Stressbedingte Zitterattacken machten 2019 erneut auf Merkels Zustand nach fast 14 Jahren als Kanzlerin aufmerksam.
Olaf Scholz hat sich 2022 mit dem Coronavirus infiziert, er ist in Rekordzeit genesen. Damals hielt er sich mit einem stationären Rudergerät fit. Gut möglich, dass er nun wieder häufiger ausweicht.
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